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Berlin (ddp). Berlins bildende Künstler befürchten durch die «Hartz IV»-Reformen ins berufliche Abseits gedrängt zu werden. Ihr Hauptkritikpunkt sind die Jobcenter. Der Geschäftsführer des Berufsverbandes Bildender Künste Berlin (bbk), Bernard Kotowski, kritisierte am Mittwoch, die Beratungsleistungen der Jobcenter seien für Künstler völlig ungenügend.
Statt ihnen zu helfen, ihren freien Beruf weiter ausüben zu können, würden den Künstlern Ein-Euro-Jobs aufgezwungen. Die Grünen-Kulturexpertin Katrin Göring-Eckardt forderte in Berlin qualifizierte Fachberatungsstellen.Der bbk Berlin hatte im Mai 215 Berufskünstler befragt, die zu 85 Prozent entweder laufend Arbeitslosengeld II beziehen oder zwischen
2004 und 2007 bezogen haben (15 Prozent). Nur vier Prozent der Befragten gaben an, von ihrem Jobcenter qualifiziert oder engagiert beraten worden zu sein. 40 Prozent sagten, zu Bewerbungen auf kunstfremde Tätigkeiten gezwungen worden zu sein. 34 Prozent wurden demnach zur Annahme von Ein-Euro-Jobs aufgefordert. Nach Aussage von Kotowski und Göring-Eckard sind die Ergebnisse der Studie repräsentativ und gelten für die bildenden Künstler bundesweit.
Kotowski sagte mit Blick auf die Annahme von Tätigkeiten in kunstfremden Bereichen oder Ein-Euro-Jobs: «Damit wird der Arbeitsmarkt für Kunst zerstört.» Es müsse klar gestellt werden, dass es sich bei den freien Künstlern nicht um Arbeitslose handle, sondern um Menschen, die permanent täig seien. Kunstfremde Arbeiten würden ihnen Zeit für ihre eigentliche Berufstätigkeit stehlen.
Göring-Eckardt sagte, in den Jobcentern arbeiteten meist Verwaltungsfachangestellte. Die Künstler müssten jedoch von jemandem beraten werden, der die Branche kenne. Es sei möglich, einige Mitarbeiter mit künstlerischen Kenntnissen zu versetzen oder Mitarbeiter mit künstlerischem Interesse fortzubilden. Dieser Vorschlag sei aber abgelehnt worden. «Es hakt am politischen Willen.»
Der Politikerin zufolge können Fachberatungsstellen zwar nicht erreichen, «dass die Aufträge sprudeln». Sie sollten Künstler und mögliche Auftraggeber aber näher zusammenbringen. Zudem könnten sie Künstler auf weitere Förderinstrumente aufmerksam machen. Denkbar sei auch die Übernahme der Miete für eine größere Wohnung, wenn diese dann zugleich Atelier sei.
Nach Angaben des bbk ist Berlin das Zentrum der Bildenden Kunst. Dort arbeiteten schätzungsweise 5000 Künstler. Dies sei ein Drittel bis ein Viertel der in Deutschland lebenden und arbeitenden bildenden Künstler.