Body
Fritz-Wolf-Nachwuchsförderpreis für Karikaturisten verliehen+++ Klima dämpft Kulturbegeisterung - Durchwachsene Bilanz bei hessischen Kultursommer - Veranstalter jedoch weitgehend zufrieden+++ Werkstatt Berlin - Die Jury hat entschieden: Hauptstadtkulturfonds fördert bei seiner ersten Vergabe 70 Kunstprojekte
Der Fritz-Wolf-Nachwuchsförderpreis der Stadt Osnabrück für Karikaturisten und Cartoonisten wird an Anja Klauss aus Fischbach im Schwarzwald verliehen. Die 24-jährige bekommt die Auszeichnung für ihre Collage «Tischordnung», wie die Stadt Osnabrück am Dienstag mitteilte. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert. Klauss studiert an der Kunsthochschule Kassel visuelle Kommunikation.
Den mit 1000 Euro dotierten zweiten Preis gewann Anna Zimmermann aus Berlin. Die 1971 geborene freischaffende Künstlerin studierte an der Hochschule für Künste in Berlin. Von 1993 bis 1997 war sie Tutorin im Bereich Karikatur und Bildgeschichte. Die 33-jährige Annika Langosch erhält den mit 500 Euro dotierten dritten Preis für ihre Fotografie «Frosch ohne Schenkel gegrillt vom Enkel». Die Berlinerin studierte von 1994 bis 2001 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg freie Kunst und inszenierte Fotografie.
Die Preise werden am 19. September in der Osnabrücker Kunsthalle Dominikanerkirche übergeben. Die Arbeiten der Preisträgerinnen und weitere ausgewählte Karikaturen aus dem Wettbewerb sind bis zum 17. November in der Stadtgalerie Osnabrück zu sehen. Insgesamt hatten sich an dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb um den Fritz-Wolf-Nachwuchsförderpreis 179 Nachwuchskarikaturisten und Cartoonisten aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz mit 436 Arbeiten beworben. Der Preis erinnert an den im Dezember vergangenen Jahres verstorbenen Osnabrücker Karikaturisten Fritz Wolf, der unter anderem durch seine Zeichnungen im «Stern» und in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» bekannt wurde.
Klima dämpft Kulturbegeisterung - Durchwachsene Bilanz bei hessischen Kultursommer - Veranstalter jedoch weitgehend zufrieden
Verregnet war der Sommer und heftig geführt die «Teuro»-Debatte - auf die Bilanzen der Veranstalter der vier hessischen Kultursommer hat dies jedoch kaum durchgeschlagen. Sie zeigen sich zufrieden mit der bisherigen Saison. Gleichwohl gehen zwei von vier Veranstaltern davon aus, dass die Besucherzahlen zurückgegangen sind. Nur in Mittelhessen konnte die Zahl der Besucher um mehr als zehn Prozent gesteigert werden, wie eine ddp-Umfrage am Dienstag ergab. Insbesondere beim Kartenvorverkauf bemerkten die Kultursommer ein verringertes Interesse.
Nach Angaben der Geschäftsführerin des Kultursommers Main-Kinzig Fulda, Renate Nettner-Reinsel, entschieden die Menschen den Besuch von Kulturveranstaltungen derzeit meist kurzfristig. Gleichzeitig hätten sie eine stärkere Auswahl getroffen und kämen nicht mehr auf «gut Glück». Dabei spielten die Eintrittspreise jedoch kaum eine Rolle, unterstrich die Geschäftsführerin. Aufgrund dieser Entwicklung
werde der Beirat des Kultursommers diskutieren, ob man das Angebot künftig in seiner Menge einschränke und dafür stärkere Akzente setze.
Insgesamt zeigte sich die Kultursommerbeschäftigte allerdings zufrieden. Wie schon im vergangenen Jahr hätten rund 20 000 Menschen die 50 Kulturveranstaltungen besucht. Damit habe sich der jüngste Kultursommer etabliert.
Die Geschäftsführerin des Kultursommers Südhessen, Ines Schader, beklagte unterdessen, dass auch bei ehemals gut besuchten Programmpunkten wie etwa der «Michelstädter Musiknacht» weniger Besucher erschienen. Schade sei zudem gewesen, dass einige Veranstaltungen wegen des verregneten Sommers nicht im Freien stattfinden konnten. Die Ausweichorte könnten eben nicht mit den historischen Kulissen der Burgen und Schlösser konkurrieren.
Allerdings seien die kostenlosen Veranstaltungen des Kultursommers Südhessen erfolgreich gewesen. Das «Südhessische Straßentheaterspektakel» etwa lockte im August laut Schader 500 bis 600 Besucher in den größeren Gemeinden und etwa 150 in den kleinen Dörfern auf die Straße. Das seien wesentlich mehr gewesen als im vergangenen Jahr. Auch für die Veranstaltungsreihe «Tage des offenen Ateliers» am 21. und 22. September gebe es bereits viele Anfragen.
In Mittelhessen war der 10. Kultursommer dagegen offenbar ein Erfolg. Geschäftsführerin Sybille Atzbach stieß nach eigenen Angaben bei den Veranstaltungen im ländlichen Bereich - im Gegensatz zu den rößeren Städten - auf offene Arme und Ohren. Die Zuschauerzahlen lagen demnach in der Regel zwischen 100 und 300.
Kunstministerin Ruth Wagner (FDP) bedauerte derweil, dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage in diesem Jahr einige Sponsoren weggebrochen sind. Mit öffentlicher Förderung allein seien solche Veranstaltungen aber nicht machbar. Laut Wagner engagierten sich insbesondere die kleinen Unternehmen vor Ort für die Kultursommer.
Werkstatt Berlin - Die Jury hat entschieden: Hauptstadtkulturfonds
fördert bei seiner ersten Vergabe 70 Kunstprojekte
Nach Ablauf des ersten von jährlich zwei Bewerbungsverfahren erhalten 70 Kunst-Projekte Mittel aus dem Hauptstadtkulturfonds. Am Dienstag gab die Gemeinsame Kommission für den Hauptstadtkulturfonds ihre Entscheidung der Projektförderungen im kommenden Jahr bekannt. Insgesamt stellt der Bund jährlich 10,2 Millionen Euro zunächst bis 2004 für den Fonds bereit. Diese Förderung basiert auf dem 1999 zwischen dem Bund dem Land Berlin geschlossenen Hauptstadtkulturvertrag. 5,8 Millionen Euro bewilligte die Jury für Bewerbungen aus den Sparten Bildende Kunst und Ausstellungen, Theater, Musiktheater, Oper, Tanz und Performance, Musik, Literatur, Historische Ausstellungen, Interdisziplinäre Projekt, Neue Medien und Film. Besonders erfreulich sei, dass etwa 20 Prozent der Antragsteller nichtdeutscher Herkunft seien, die deutsche Hauptstadt aber als ihre Produktionsstätte gewählt hätten, sagte die Kuratorin Adrienne Goehler. Einen besserer Beweis für den « internationalen Werkstattcharakter» der Metropole könne kaum erbracht werden. Die Internationalität sowie die Auseinandersetzung mit politischen Themen und die Globalisierung seien auch in den im Frühsommer eingegangenen Bewerbungen spürbar erkennbar gewesen. Ein Trend sei ebenso die Auseinandersetzung mit dem Islam, fügte die ehemalige Kultursenatorin hinzu.
So beschäftigt sich das Vitra Design Museum in der Ausstellung «Das Leben unter dem Halbmond» mit arabischen Wohnformen. Die Einrichtung erhält 130 000 Euro. Das Video der Künstlergemeinschaft A-clip stellt sich in Berlin, Los Angeles und New York Fragen der inneren Sicherheit. Weitere Fördermittel erhalten unter anderem das Stadtmuseum, die Berliner Festspiele und die Bundeskunsthalle in
Bonn, die gemeinsam mit dem Alten Museum in Berlin die Ausstellung «Meisterwerke chinesischer Kunst und die Sammlung der chinesischen Kaiser im Nationalen Palastmuseum» durchführen wird. Mit 500 000 Euro Bezuschussung bekommt sie den größten Teil der Fördermittel. Mit 487 000 Euro wird die Werkschau Louise Bourgeois in der Akademie der Künste im kommenden Jahr unterstützt. Für die Deutsche Staatsoper gibt es 280.000 Euro für die Kammeroper «Nacht» von Georg Friedrich Haas.
Kriterien für eine erfolgreiche Bewerbung sind unter anderem eine künstlerische Relevanz für die Bundeshauptstadt und eine nationale oder internationale Ausstrahlung des Vorhabens. Bewertet wird auch, ob sich eine besonders innovative, und deshalb förderungswürdige Idee hinter dem Projekt verbirgt. Zweimal im Jahr entscheidet die Jury, aktuell gingen 188 Bewerbungen ein. Die Kunst bei der Auswahl sei, die Balance zwischen Tradition und Innovation zu halten, betonte Goehler.
Bis zunächst 2004 ist der Hauptstadtkulturfonds gesichert. Goehler zeigt sich zuversichtlich, dass es auch danach weiter gehen wird. Dem Bund sei deutlich geworden, dass er sich dadurch gut profilieren könne. Die ursprünglich für dieses Jahr geplante aber nicht vollzogen Aufstockung des Fördervolumens auf 17,5 Millionen Euro müsse bei den nächsten Verhandlungen neu erörtert werden.