Der langjährige nmz- und ConBrio-Autor Albrecht Dümling begeht im Februar seinen sechzigsten Geburtstag. Der am 10. Februar 1949 in Wuppertal geborene Musikwissenschaftler und -kritiker lebt heute in Berlin. Nach dem Studium von Kirchen- und Schulmusik, Musikwissenschaft, Germanistik und Publizistik in Essen, Wien und Berlin promovierte er 1978 bei Carl Dahlhaus mit einer interdisziplinären Arbeit über Arnold Schönberg und Stefan George. 1985 legte er das erste umfassende Buch über Bertolt Brechts Zusammenarbeit mit Komponisten vor („Lasst euch nicht verführen. Brecht und die Musik“). Seine jüngste Buchpublikation widmet sich der Geschichte des musikalischen Aufführungsrechts (Musik hat ihren Wert).
Bei Dümling stand wissenschaftliche Arbeit immer in Austausch mit journalistischer Neugier und fundierter Musikkritik. Von 1978 bis 1998 war er Musikkritiker des Berliner Tagesspiegel, seit 1999 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der neuen musikzeitung. 1994 zählte Dümling zu den Mitbegründern der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft, deren Vorstand er angehört. Der Musikwissenschaftler ist Verantwortlicher Redakteur der Eisler-Mitteilungen.
Internationale Beachtung fand Dümling als Autor der Ausstellung „Entartete Musik. Eine kommentierte Rekonstruktion (Düsseldorf 1938/1988)“, die weltweit in bisher über 50 Städte reiste. 1989/90 wurde er als Getty Scholar nach Santa Monica (USA) eingeladen, wo er unter anderem in Verbindung mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra eine amerikanische Version der Ausstellung betreute. Ergänzend entstand die CD-Edition „Entartete Musik“ (Decca/London), die er wissenschaftlich beriet. 2007 entstanden Neufassungen der Ausstellung in spanischer und deutscher Sprache (Sevilla sowie Berlin/Düsseldorf).
Seit 1990 engagiert er sich im Förderverein musica reanimata, der sich für NS-verfolgte Komponisten und ihre Werke einsetzt und 2006 mit dem Kritikerpreis für Musik ausgezeichnet wurde. Er unternahm Forschungs- und Vortragsreisen zum Thema Musiker-Exil und ist Honorary Research Associate der Royal Holloway University of London und Honorary Research Fellow am Centre for Ideas des Victorian College of the Arts Melbourne, Herausgeber der Buchreihe „Verdrängte Musik“ (Pfau-Verlag, Saarbrücken), außerdem Kuratoriumsmitglied der Gotthard-Schierse-Stiftung sowie Mitglied im Advisory Board des International Centre for Suppressed Music.
2000 bis 2004 führte er am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin sowie an der National Library of Australia in Canberra ein Projekt zum deutschsprachigen Musiker-Exil in Australien durch.
Für seine Aktivitäten zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Musiker erhielt er 2007 den erstmals verliehenen Europäischen Kulturpreis KAIROS.