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Raus aus dem Elfenbeinturm

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Das neue Hamburger Festival „Greatest Hits“ will aktuelle Musik als großen Spaß inszenieren
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Auch im Jahre 2013 hat die zeitgenössische Musik noch einen Sonderstatus. So ist es aus der Sicht des überbrachten Konzertbetriebs eine Tugend, möglichst viele Uraufführungen zu bieten; kommt man den inneren Kreisen der Neuen Musik aber näher, kehrt sich die Perspektive um. Eingefleischte Vertreter kümmern sich mindestens genauso engagiert um die Repertoirepflege. Schließlich würden ohne diese einmal uraufgeführte Werke alsbald wieder der Vergessenheit anheimfallen.

Das kleine Festival „Greatest Hits“, das vom 14. bis zum 17. November über die diversen Bühnen der Hamburger Kampnagelfabrik geht, stellt deshalb Wiederaufführungen gleichwertig neben die ganz taufrische Musik – wie sonst könnte ein Stück je zu einem Pophit werden? Dass der Titel leicht hinkt, weil Neue Musik nicht gerade im Ruf leichter Konsumierbarkeit steht, nehmen die Elbphilharmonie Konzerte und Kampnagel Hamburg bei ihrer Gemeinschaftsunternehmung augenzwinkernd in Kauf.

Spaß muss sein, suggeriert das Motto – und den verspricht das Programm in der Tat. Schon der Vorsatz, die Neue Musik aus dem Elfenbeinturm moralischer und intellektueller Überle-genheit in die vermeintlichen Niederungen der Unterhaltung zu holen, verdient hohes Lob. Das Angebot teilt sich in fünf Programmstränge auf: Getreu dem Motto ist bei „Mitmachakti-onen“ für Werke von Kagel und Ligeti das Publikum gefragt – Vorkenntnisse nicht erforderlich, ein Fahrrad mit funktionierender Klingel bei Kagel aber schon. Fröhliches, tönendes Chaos ist garantiert! Unter der Rubrik „Ensemble-Gesellschaft“ geben sich sechs deutsche Avantgarde-Ensembles ein Stelldichein: Am Eröffnungsabend präsentieren das ensemble mo-saik sowie die Gruppen ascolta und El Perro Andaluz ihre Hits, zwei Abende später das ensemble recherche, Das Neue Ensemble und das in Hamburg ansässige Ensemble Resonanz.

Composer in residence, im Festivaljargon als Superstar apostrophiert, ist der Österreicher Georg Friedrich Haas, Jahrgang 1953. Das amerikanische Jack Quartet spielt Haas’ Drittes Streichquartett im Stockfinsteren, François-Xavier Roth und das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg begleiten sechs Pianisten an sechs im Zwölfteltonabstand gestimmten Klavieren. Burkhard Friedrich und andere Hamburger und ehemals Hamburger Komponisten und Musiker stehen im Zentrum der Reihe „Local Heroes“. Und für einen beinahe nostalgischen Blick zurück zu den Anfängen der elektronischen Musik zieht mal kurz die seit Jahren etablierte Avantgarde-Reihe „ePhil“ vom Körberforum in der Hafencity auf das Barmbeker Fabrikgelände. Star dürften hier die Dinosaurier wie die Ondes Martenot und das Theremin sein. Wie der gute alte Plattenspieler treten sie jeweils in Dialog mit der sogenannten Wellenfeldsynthese, einem Verfahren zur Herstellung eines virtuellen akustischen Raums. Flankiert wird das Ganze von Installationen – das Hamburger Konservatorium bietet außerdem über mehrere Monate hinweg die Veranstaltungsreihe „Happy New Ears: 100 Jahre Neue Musik vom Sacre du printemps bis heute“ an. Reichlich Futter für die Ohren also – und für den Kopf sowieso.

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