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Schriftsteller Pamuk verteidigt Hinweis auf Völkermord an Armeniern

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Der diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk, hat seine Verurteilung des Völkermordes an den Armeniern im osmanischen Reich erneut verteidigt. „Trotz der Anklage der türkischen Staatsanwaltschaft nach meinem Interview in einer Schweizer Zeitung halte ich das, was ich gesagt habe, Wort für Wort für richtig“, sagte Pamuk am Samstag auf der Frankfurter Buchmesse.

Diese Aussage habe vor allem deshalb eine politische Dimension bekommen, weil die Türkei in die Europäische Union strebe und es deutlich geworden sei, dass man seine Gedanken in seinem Heimatland nicht offen äußern dürfe. „Man muss aber über alles offen reden können“, sagte der Autor. Pamuk wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Pamuk wurde 1952 in Istanbul geboren und wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf. Er studierte Architektur und Journalismus, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. «In diesen Tagen ist es genau 30 Jahre her, dass ich mich an einen Tisch gesetzt und acht Stunden am Tag an meinem ersten Roman geschrieben habe», sagte er. Er verstehe den Friedenspreis auch als Anerkennung dafür, dass er «30 Jahre dieser großen Kunst Europas, der Romankunst» gedient habe.
Damals habe er aber noch nicht an Kontinuität gedacht.
Inhaltlich habe er vom ersten bis zu dem zuletzt erschienenen Roman eigentlich das gleiche erzählt: „Ich beleuchte 200 Jahre türkische Geschichte und den Versuch des Landes, sich nach Westen zu wenden.“ Dabei habe er keine Scheu vor Widersprüchen. „Ich habe mich immer gleichzeitig mit moderner europäischer Romankunst und osmanischer Kultur und Poesie beschäftigt und versucht, beides zusammenzubringen und verschmelzen zu lassen“, betonte er.
Die Türkei sei heute ein Land, das unbedingt nach Westen wolle, gleichzeitig aber auch Angst davor habe und sich gegen den Westen wende. „Der kulturelle Selbsterhaltungstrieb in meinem Land ist sehr groß“, sagte Pamuk. „Ich habe all diese Widersprüche auch in meine Romanhelden hineinprojiziert und jeder dieser Helden enthält auch ein Stück von mir“, betonte er. In Deutschland sind von Pamuk unter anderem die Romane „Die weiße Festung“, „Das neue Leben“, „Rot ist mein Name“ und „Schnee“.
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