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Monika Roscher

Mehr Gleichberechtigung von Frauen im Jazz 

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Steinmeier will mehr Gleichberechtigung von Frauen auch im Jazz

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Die nach wie vor nicht verwirklichte Gleichberechtigung war am Internationalen Frauentag ein Standardthema. Der Bundespräsident lenkte den Blick jetzt auf einen speziellen Bereich der Kulturszene.

Berlin – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Rolle von Musikerinnen in der Entwicklung des Jazz gewürdigt und zugleich mehr Gleichberechtigung auch in diesem Bereich verlangt. Der Frauenanteil unter den professionellen Jazz-Musikern sei zwar auf mehr als ein Viertel gestiegen, Jazz-Frauen lehrten als Professorinnen an deutschen Musikhochschulen, leiteten Jazzfestivals und bekleideten Führungspositionen in Vereinen und Verbänden, sagte Steinmeier am Freitag in Berlin. «Und trotzdem ist es in der Jazz-Welt so wie in fast allen Teilen unserer Gesellschaft: Wir sind ein gutes Stück vorangekommen auf dem Weg zu Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit, aber wir haben unser Ziel noch lange nicht erreicht.»

Steinmeier hatte am Internationalen Frauentag zu einem Jazz-Abend unter dem Motto «Leading Women in Jazz» in seinen Amtssitz Schloss Bellevue eingeladen. Die Gästeliste bestand aus Anlass des Tages nur aus Frauen.

Der Bundespräsident – selbst ein großer Jazzfreund – wies darauf hin, wie schwierig es jahrzehntelang für Frauen gewesen sei, sich in der Männerdomäne Jazz durchzusetzen. «Viele Jazz-Musikerinnen wurden von männlichen Kollegen belächelt, künstlerisch ausgenutzt, ökonomisch ausgebeutet; sie wurden aus dem Rampenlicht gedrängt, von großen Bühnen und einflussreichen Posten ferngehalten, auf ihr Aussehen reduziert, in Selbstzweifel gestürzt; nicht wenige haben sexuelle Belästigung oder Gewalt erlitten», sagte Steinmeier nach dem vorab veröffentlichten Redemanuskript.

Frauen seien allenfalls als Sängerinnen und Pianistinnen in Erscheinung getreten. Andere Instrumente hätten als «unweiblich» gegolten und seien ihnen oft verwehrt geblieben. Inzwischen gebe es längst auch großartige und preisgekrönte Saxophonistinnen, Bassistinnen oder Schlagzeugerinnen. Aber noch immer ließen sich die weiblichen Mitglieder in den Bigbands des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an einer Hand abzählen, seien Jazz-Musikerinnen in Jurys und Kommissionen unterrepräsentiert, verdienten Musikerinnen im Schnitt ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch Sexismus gebe es weiterhin.

«Deshalb ist und bleibt wichtig, dass Frauen auf Machtmissbrauch, Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten aufmerksam machen und für ihre Rechte eintreten – in der Jazz-Szene und in der ganzen Gesellschaft», sagte Steinmeier. «Deshalb ist und bleibt es wichtig, dass Männer sie dabei unterstützen.»

 

(das Foto aus der jazzzeitung zeigt Monika Roscher)

 

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