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Elbjazz feierte Premiere in Hamburg - JazzBaltica in Salzau in Gefahr

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Risse gibt es zwar im Baukörper der Elbphilharmonie, aber nicht in den Kooperationen der Hamburger Musikveranstalter. Beim gemeinsamen Konzert für das Richtfest der Elbphilharmonie und anlässlich der Eröffnung von Elbjazz kamen 2.500 Besucher, die der NDR Bigband und ihrem Gastsolisten Trilok Gurtu sowie anschließend der portugiesischen Fado-Sängerin Mariza zuhörten. Beiden Veranstaltern war es gelungen, Good News aus der Freien-, Hanse- und Musik-Stadt Hamburg in die Republik zu senden.

Diese standen am Wochenende im Kontrast zu den schlechten Nachrichten aus dem nur 100 Kilometer entfernten Salzau. Das Sparpaket der Landesregierung Schleswig-Holstein sieht nicht nur Kürzungen beim Schleswig-Holstein Musikfestival vor – es soll bis 2020 ohne Landeszuschuss von derzeit 1,4 Millionen Euro auskommen – sondern auch das Festival Jazz-Baltica wird von drastischen Kürzungen betroffen sein. Der mögliche Niedergang des Traditionsfestivals war ein Faktum, das Elbjazz-Stargast Till Brönner während seines Konzerts auf der Open-Air Bühne Blohm und Voss zu einer zaghaften kulturpolitischen Ansage bewegte. „Diese Musik wird nicht sterben.“ Und zur Premiere von Elbjazz: „Sie tragen eine große Verantwortung. Sie müssen den Namen dieses einzigartigen Festivals in die Welt hinaustragen!“

Einzigartig ist Elbjazz aus mehreren Gründen. Endlich bekommt Hamburg ein Jazzfestival mit überregionaler Ausstrahlung. Einzigartig ist aber auch das Konzept des neuen Festivals. Angesiedelt in der Hafen-City verleihen Spielorte wie Stückgutfrachter MS Bleichen, die Blohm + Voss-Werft, die Deichtorhallen, das Stage Theater oder das Museumsschiff Cap San Diego dem Festival einen ganz besonderen Charme. Bereits das Pendeln zwischen den Bühnen wurde zum Erlebnis. Bei Sonnenschein aber auch herber Nachtkälte waren 15 Barkassen auf neun Linien für Elbjazz im Einsatz und schipperten die Gäste von Bühne zu Bühne. Die Big Names Till Brönner, Manu Katché oder Deodato spielten unter freiem Himmel bei Blohm + Voss, Experimentelles und Schräges wie die Musik von Arum Gosh, Tango Crash, Burnt Friedmann und Jaki Liebezeit sowie von Farmers Market - der zur Zeit wohl besten Hochzeitskapelle der Welt -  konnten auf der unterhalb des Wasserspiegels liegenden Bühne im Laderaum der Cap San Diego rezipiert werden.

Für den Jazz entdeckt wurde das aparte Stage Kehrwieder Theater, eine geeignete Club-Bühne für kammermusikalische Spitzenprodukte etwa von Bobo Stenson, Anke Helferich, Lisa Bassenge oder dem Studnitzky Trio. Mit seinem Rotlicht-Charme war das Stage-Theater aber auch idealer Ort für Soul und Funk diverser Couleur bis in den frühen Morgen. Für eher transzendente Jazzidiome wie die von Bugge Wesseltoft, Heinz Sauer, Michael Wollny oder Wolfgang Muthspiel erwies sich die Hauptkirche St. Katharina als Anziehungspunkt.

Eine Begegnung der besonderen Art fand im Foto-Museum Deichtorhallen statt. Umgeben von den Exponaten spielten das Perkussionsensemble Elbtonal Percussion vor einem begeisterten Publikum und anschließend konnte man gemeinsam mit den Streichern des Ensemble Resonanz einen musikalischen Wandelgang durchs Museum machen. Hier begegneten sich Jazz und Neue Musik ohne Scheuklappen, quasi ideologisch unbeschwert.

„Klang“, das Hamburger Projekt des Netzwerk Neue Musik, hatte neben den Deichtorhallen seinen mobilen Klang-Container aufgebaut und steuerte mit Konzerten junger Jazzschlagzeuger und Perkussionisten aus der E-Musik ihren Klang-Beitrag zum Elbjazz-Sound bei.

Die Elbjazz-Initiatorinnen, Tina Heine und Nina Sauer, deren vor gut zwei Jahren geborenen Idee jetzt Wirklichkeit geworden war, waren am Ende von zwei Tagen Jazz around the Clock mit über 70 Konzerten glücklich und gaben bekannt: „Wir sehen uns wieder im nächsten Jahr beim Elbjazz Festival 2011 am 27. und 28. Mai.“

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