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Das Henschel Quartett beim Henle Geburtstag. Foto: G. Henle Verlag/Gerhard Blank
Das Henschel Quartett beim Henle Geburtstag. Foto: G. Henle Verlag/Gerhard Blank
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Geburtstagsgruß von Max Bruch - Henle Verlag feiert 60 Jahre

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Mit einem Konzert im Künstlerhaus am Lenbachplatz feierte der Münchner G. Henle Verlag seinen 60. Geburtstag. Max Bruch steuerte posthum eine Erstaufführung bei.

Ein echtes Jubiläum war es ja nicht, aber wenn man ein frisch entdecktes Streichquintett von Max Bruch im Programm hat, darf man auch mal einen 60. Geburtstag gebührend feiern. Aus diesem Anlass hatte der Münchner Henle Verlag zu einem exquisiten Konzert ins Künstlerhaus am Lenbachplatz geladen.

Nachdem zunächst András Schiff und Yuuko Shiokawa mit Bach (5. Französische Suite) und Brahms (G-Dur-Violinsonate) für einen fein abgetönten, von der im Wortsinne verhangenen Akustik des Saales freilich etwas arg gedämpften Auftakt gesorgt hatten, stand die deutsche Erstaufführung von Bruchs Es-Dur-Quintett im Mittelpunkt des Abends. 2006 war bei Sotheby’s das Manuskript dieses Werks versteigert worden, das Max Bruch 1918, zwei Jahre vor seinem Tod, komponiert hatte und bis dahin als verschollen galt.

In einer mustergültigen Ausgabe liegt es nun in Stimmen (HN 844) und als Studienpartitur (HN 9844) vor und erwies sich in der Interpretation des Henschel Quartetts (mit Hariolf Schlichtig an der zweiten Bratsche; Foto: G. Henle Verlag/Gerhard Blank) als eine aus der Zeit gefallene Rückschau des Komponisten auf das eigene kompositorische Schaffen, aus dem Bruch mehrmals zitiert. Die melodische Erfindung und die Behandlung des fünfstimmigen Satzes sind über jeden Zweifel erhaben, für die erste Violine gibt es allerlei vertracktes, aber dankbares Passagenwerk zu meistern. Damit hat Henle mit Sicherheit ein Stück im Katalog, das ins Repertoire eingehen könnte, wie auch von den Henschels zu vernehmen war.

Mit Mozarts vierhändiger Klaviersonate (wunderbar Yaara Tal und Andreas Groethysen) und Schuberts Variationen über „Trockne Blumen“ (brillant András Adorjan und abermals Schiff) klang das Geburtstagskonzert aus, das selbstredend ausnahmslos aus den sprichwörtlichen blauen Notenheften bestritten wurde.

Am 20. Oktober 1948 hatte Günter Henle seinen „Verlag zur Herausgabe musikalischer Urtexte“ gegründet und wurde dabei auch von Wilhelm Furtwängler ermutigt. Neben den Ausgaben für den praktischen Gebrauch stellen Gesamtausgaben, wie etwa jene der Werke Haydns, Beethovens oder Brahms‘ einen weiteren Schwerpunkt der Verlagsproduktion dar. Wir freuen uns auf weitere Entdeckungen aus dem Reich der Urtexte.
 

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