Essen - Rund um die Verleihung des Europäischen Filmpreises wird sich im Ruhrgebiet in diesem Monat viel Filmprominenz tummeln. Schon vor der Preisverleihung am 12. Dezember in der Bochumer Jahrhunderthalle gibt es Vorlesungen für junge Filmemacher und Filmstudenten sowie eine Europäische Filmwoche.
Erwartet werden der Regisseur des diesjährigen Oscar-Gewinners «Slumdog Millionaire», Danny Boyle, und der diesjährige Ehrenpreisträger der Europäischen Filmakademie, Ken Loach, wie der Veranstalter des Kulturhauptstadtjahres, Ruhr.2010, am Dienstag in Essen mitteilte.
Boyle wird zusammen mit seinem Kameramann Anthony Dod Mantle vom 9. bis 13. Dezember in Unna zum Thema «Schauspieler und die Kamera» referieren. Veranstaltungsort dieser Vorlesungsreihe ist «Unna Massimo», ein aus Anlass des Kulturhauptstadtjahres geschaffenes Kreativ-Quartier auf dem Gelände der früheren Aussiedler-Anlaufstelle. Der Name ist angelehnt an die Künstler-Auslandsakademie Villa Massimo in Rom.
Unterdessen zeigt die Europäische Filmwoche Ruhr vom 6. bis 13. Dezember in sechs Städten (Bochum, Essen, Duisburg, Dortmund, Oberhausen und als Sonderstandort Köln) auf neun Leinwänden die für den Filmpreis nominierten 23 Kurz- und Langfilme. Dazu werden 19 Regisseure die Filmwoche den Angaben zufolge begleiten. Auf der Filmgala am 11. Dezember in der Essener Lichtburg will Ken Loach seinen neuen Film «Looking for Eric» zeigen, der bereits in den deutschen Kinos zu sehen ist.
Auch zur Verleihung des 22. Europäischen Filmpreises wird zahlreiche Filmprominenz erwartet. Die Gästeliste wollen die Veranstalter in der kommenden Woche bekanntgeben. Um den Preis für den besten europäischen Film konkurrieren neben «Slumdog Millionaire» auch «Der Vorleser» des Briten Stephen Daldry, «Un Prophete» des Franzosen Jacques Audiard, «Fish Tank» der Britin Andrea Arnold und der schwedische Beitrag «So finster die Nacht» von Thomas Alfredson.
Der europäische Filmpreis wird seit 1988 jährlich vergeben - jeweils im Wechsel in Berlin und einer anderen europäischen Stadt. Die erstmalige Verleihung in Essen gilt als Startschuss für das Kulturhauptstadtjahr 2010 im Ruhrgebiet. Die Übertragung der Veranstaltung in 40 Ländern werde das Revier einer breiten internationalen Öffentlichkeit bekannter machen, zeigte sich der Projektmanager Kreativwirtschaft der Ruhr.2010, Bernd Fesel, zuversichtlich. Die Preisverleihung sei ein «Tag des Aufbruchs».
Die Geschäftsführung der Europäischen Filmakademie, Marion Döring, sieht das europäische Kino auf gutem künstlerischen Weg. Bei der ersten Vergabe Filmpreises habe der europäische Film «am Boden gelegen». Nun aber stehe er «viel, viel besser» da und habe in der Vergangenheit bewiesen, «dass er auch Unterhaltungswert hat».
Der Europäische Filmpreis
Der Europäische Filmpreis wird seit 1998 von der Europäischen Filmakademie (EFA) jährlich vergeben und häufig auch als «europäischer Oscar» bezeichnet. Die 22. Verleihung findet am 12. Dezember in der Bochumer Jahrhunderthalle statt. Bis 1997 hieß der Preis «Felix». Erklärtes Ziel des Preises ist es, die Aufmerksamkeit des Publikums auf europäische Filme zu lenken und das Selbstbewusstsein des europäischen Kinos zu stärken.
Für die jährliche Nominierung gibt die EFA jedes Jahr eine Liste mit rund 40 Spielfilmen bekannt, die in die engere Wahl gekommen sind. Alle Produktionen müssen zwischen dem 1. Juli des vorherigen und April/Mai des Jahres der Bekanntgabe öffentlich auf Festivals oder in Kinos gezeigt worden sein. Die Hälfte der Filme kommt durch die EFA direkt auf die Liste. Die andere Hälfte wird unter anderem von europäischen Filminstitutionen, Festivals und Fachzeitschriften vorgeschlagen und durch ein Auswahlkomitee ermittelt.
Über die nominierten Beiträge stimmen die 2000 EFA-Mitglieder per Briefwahl ab. Die Nominierungen werden stets Anfang November, einen Monat vor der Verleihung, auf dem Europäischen Filmfestival von Sevilla bekannt gegeben.