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14.11.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Bizarrer Trend: Vandalismus als Kunstform +++ Supermarktkette Aldi steigt in Kunsthandel ein +++ Fachtagung zum 200. Semper-Geburtstag in Dresden

Bizarrer Trend: Vandalismus als Kunstform
orf - Ein neuer, bizarrer Trend greift in Großbritannien um sich: Vandalismus, der von seinen Urhebern zur Kunst erklärt wird. Einer dieser Kunst-Vandalen ist Aaron Barschak (37), der sich als "Comedy Terrorist" bezeichnet. Vor einigen Monaten noch hatte Barschak für Schlagzeilen gesorgt, als er die Geburtstagsparty von Prinz William im Osama-bin-Laden-Kostüm störte. Jetzt droht ihm eine Gefängnisstrafe, weil er im Sommer einen der für den diesjährigen Turner-Preis nominierten Künstler, Jake Chapman, attackierte und dabei eines der Werke der Chapman-Brüder beschädigte.
Mit dem Ausruf "Viva Goya" hatte sich Barschak Chapman genähert und einen Eimer roter Farbe über Künstler und Kunstwerk geleert. Diesen Angriff im Kunstmuseum Oxford erklärte Barschak dann seinerseits zum Kunstwerk. Die Brüder Jake und Dinos Chapman hatten zuvor einen Satz Goya-Radierungen aus ihrem eigenen Besitz mit Übermalungen versehen und damit ihrerseits als vermeintliche "Kunst-Vandalen" für Aufsehen in den Feuilletons gesorgt. Barschak behauptete, er sei in seiner Attacke mit den Werken der Chapmans so umgegangen wie diese mit den Goya-Radierungen.
Von einem weniger aggressiven Akt war die Tate Britain Mitte Oktober betroffen, als sich dort ein Mann einschlich, der sich selbst als "Art Terrorist" sieht: Ein Graffiti- Künstler, unter dem Namen Banksy bekannt, hängte als Rentner verkleidet in einem unbeobachteten Moment ein eigenes Bild in die Galerie. Dies wurde erst bemerkt, als das Werk Stunden später von der Wand fiel. Der 28 Jahre alte Banksy wollte nach eigenen Angaben mit seiner Aktion "das Kunst-Establishment" aufwecken.
Gleich zwei Attacken überstand Marcus Harveys Bild "Myra", ein aus Abdrücken von Kinderhänden zusammengesetztes Porträt der Kindermörderin Myra Hindley: Erst wurde es mit Tinte bespritzt, dann mit Eiern beworfen - und beide "Anschläge" wurden von Künstlern verübt. Das Werk selbst, 1997 in der "Sensation"-Schau der Royal Academy of Arts ausgestellt, war damals so umstritten, dass vier Mitglieder der Akademie ihre Posten aus Protest niederlegten.
Die Zielscheiben solcher Anschläge sind oft bekannte oder umstrittene Werke. Auch Tracey Emins ungemachtes Bett ("My Bed"), eine Ikone der Young British Artists, wurde Ende der 90er Jahre Opfer eines vandalistischen Akts: Zwei chinesische "Künstler" gaben ihrem Anschlag den Titel "Two Naked Men Jump Into Traceys Bed" (Zwei nackte Männer springen in Traceys Bett). Mark Bridger, der Damien Hirsts berühmtes Schaf in Formaldehyd ("Away from the Flock") mit schwarzer Tinte begoss, gab seinem Zerstörungswerk ebenfalls einen Namen: "Black Sheep" (Schwarzes Schaf).
Eine politische Botschaft verkündete der Theaterproduzent Paul Kelleher (37), als er im Juli vergangenen Jahres eine umgerechnet 210.000 Euro teure Margaret-Thatcher-Statue mit einem Baseballschläger traktierte und enthauptete. Kelleher gab an, damit seinen Unmut über den Zustand der Welt ausgedrückt zu haben. Wie viele andere Kunst-Vandalen, die ernst genommen werden möchten, wartete auch er am Tatort, bis er festgenommen wurde und eine öffentliche Erklärung abgeben konnte. Kelleher wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.
Auch das mit Aaron Barschaks Fall befasste Gericht glaubte nicht an dessen künstlerische Botschaft. In seinem Schuldspruch - das Strafmaß wird erst später festgelegt - hieß es, es handele "sich hier nicht um einen ernsthaften Versuch, eine Kunstwerk zu schaffen, sondern um eine Publicity-Aktion". Der beruflich erfolglose Barschak gab in einem Interview zu: "Ich will nicht in edler Armut sterben, natürlich will ich unbedingt berühmt werden."
Quelle: orf

Supermarktkette Aldi steigt in Kunsthandel ein
orf - Der deutsche Discounter Aldi steigt jetzt auch in den Kunsthandel ein. Ab Anfang Dezember sollen die ersten von Künstlern signierten Originalgrafiken in den Regalen der etwa 1500 Filialen von Aldi Süd liegen.
Dies sagte der an der Aktion beteiligte Düsseldorfer Künstler Felix Droese (53) am Donnerstag der dpa. Der Beuys-Schüler steuert selbst zwei Blätter in einer Auflage von je 10.000 Exemplaren bei. Aldi Süd wollte zu der Aktion keine Auskunft geben. Dem Vernehmen nach werde der Discounter die signierten Arbeiten zu Preisen zwischen 10 und 15 Euro anbieten.
Nach Angaben Droeses sind noch sechs weitere Künstler an der Aktion beteiligt: "Wenn ich das richtig verstanden habe, kommen dann 140.000 Kunstwerke auf den Markt - man sieht die Unterversorgung". Für den Bundesverband Deutscher Galerien (BVDG) trägt die Aldi-Aktion "sicherlich dazu bei, Leute für Kunst zu begeistern, die wir nicht erreichen", meinte der BVDG-Vorsitzende Heinz Holtmann. Allerdings sei die "Wertigkeit", die die signierten Werke ausstrahlten, wegen der hohen Auflage "äußerst gering". Der deutsche Kunsthandel werde keinen Schaden nehmen.
Quelle: orf

Fachtagung zum 200. Semper-Geburtstag in Dresden
Dresden (ddp). Zum 200. Geburtstag des Architekten Gottfried Semper (1803-1879) lädt die Technische Universität (TU) Dresden zu einer viertägigen internationalen Fachtagung ein. Unter dem Titel «Gottfried Semper - Dresden und Europa. Die moderne Renaissance der Künste» werden ab 27. November rund 220 in- und ausländische Gäste in der Gemäldegalerie Alte Meister erwartet, wie die Veranstalter am Donnerstag in Dresden mitteilten. Das viertägige Kolloquium ist den Angaben zufolge das größte, das bislang zu dem Thema veranstaltet wurde.
Semper zählt zu den bedeutendsten deutschen Architekten. Seine Werke prägen die Stadtbilder von Dresden, Zürich und Wien. Während seiner Dresdner Schaffensphase von 1834 bis 1849 entstanden die Villa Rosa, die Synagoge, die Gemäldegalerie und die Oper. Die Fachtagung widmet sich vor allem dem Wirken des Architekten in Dresden und der von ihm geprägten «Architektur à la Renaissance». Renommierte Experten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA referieren über sein Leben und Werk und beleuchten die Verbindungen zwischen Architektur, Bildhauerei und Musik im vormärzlichen Dresden.