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David Bowie startet in Hamburg furios in seine Deutschlandtour +++ Elvis Costello findet moderne Punkbands «memmenhaft» +++ Londonbeat starten Comeback - Neues Album erscheint am Montag +++ Pop-Musikangebote im Netz
David Bowie startet in Hamburg furios in seine Deutschlandtour
Hamburg (ddp). Zuletzt hatte er sich rar gemacht auf deutschen Bühnen. Es ist fast acht Jahre her, dass David Bowie ausgiebig durch Deutschland tourte. Jetzt will es der Superstar noch mal wissen und hat sich Großes vorgenommen: Sieben Monate lang zieht er durch 16 Länder. Zum Auftakt der Deutschlandtour gab der Meister der Verwandlungen am Donnerstagabend in Hamburg vor 8500 Zuschauern ein umjubeltes Konzert. Schön, vital und kraftvoll, wie ihn die Fans lieben, ließ sich der 56-Jährige zweieinhalb Stunden für seine großartige Inszenierung auf der Bühne feiern.
Nachdem Bowie im September sein 26. Studioalbum veröffentlicht hatte, durften die Fans gespannt sein auf die neuerlichen Wandlungen des Stars. Schließlich kehrt er auf «Reality» musikalisch zu seinen glamourösen Wurzeln zurück und zeigt sich rockig, rau und klar. Auf der Hamburger Bühne erscheint er dann unspektakulär im legeren Dandy-Look mit 80er-Jahre-Popper-Haarschnitt und noch etwas blonder als sonst. Er lacht viel und er redet viel zwischen den Songs, bedankt sich höflich, dass das Publikum gekommen ist, um ihn zu sehen. Ein Superstar, der sich auf die Treue seiner Fans seit mehr als 30 Jahren verlassen kann.
Musikalische Experimente hat der in New York lebende Brite Bowie in den vergangenen Jahrzehnten viele gemacht, und unter manchen haben seine Anhänger gelitten. Doch offenbar hat der 56-Jährige gerade selbst genug von Sound-Experimenten wie auf den Alben «Earthling» oder «Heathen». Und so startet er seinen Hamburger Auftritt auch mit dem alten Titel «Fame», der ihm damals selbst zu Ruhm verholfen hatte.
Das Publikum, mit Bowie selbst in die Jahre gekommen, bekommt mehr als 20 Songs aus dem inzwischen übergroßen Repertoire des Meisters geboten. Natürlich auch «China Girl» und «Let\'s dance», seine größten kommerziellen Erfolge aus den 80ern. Und er freut sich diebisch, als er einen Titel der Britpop-Band «Blur» nur kurz anspielt und seine Fans auch das Stück, von ihm niemals gecovert, erkennen. Neue und alte Titel erscheinen im raschen Wechsel, und jede musikalische Wandlung des Meisters durch die Jahrzehnte hat ihre ganz eigenen Anhänger unter den Zuschauern. Bei «Heroes», dem legendären Stück aus den 70ern, das längst zu einer Hymne auf ihn selbst, den Mann ohne Alter, geworden ist, hat er alle auf seiner Seite.
Auf der Bühne braucht es nicht viel Beiwerk, um den Superstar in das rechte Licht zu rücken: gute Lichteffekte und eine Videowand, die mal rätselhafte Videokunst zeigt, mal Bowie und Band als animierte Comicfiguren und dann wieder einfach schwarz bleibt.
An einer guten «Show» kann es nicht liegen, dass die Fans ihn verehren, denn mit seinem Tanzen auf der Bühne kann er immer noch keinen Staat machen - worüber er sich auch selber lustig macht: «Ich habe Tanzstunden genommen», kokettiert er. «Das war sehr teuer und hat 100 Dollar für zehn Minuten gekostet.» Und dann führt er vor, was er dabei gelernt hat: sich breitbeinig hinstellen und die Arme ausbreiten. Das reicht aber nicht, wie er selber einsieht und singt stattdessen lieber einen weiteren Song über das Tanzen.
Mit «Ziggy Stardust», dem Song über das außerirdische Zwitterwesen, dem Bowie zuweilen so ähnelt, geht die grandiose Show nach rauen, harten, lauten und schnellen zweieinhalb Stunden zu Ende - ohne Zugabe. Die Tour macht noch in folgenden Städten in Deutschland halt: 18.10. Frankfurt, 26.10. Stuttgart, 27.10. München, 31.10. Köln, 1.11. Hannover und 3.11. Berlin.
Angelika Rausch
(www.davidbowie.com; www.davidbowie.de)
Elvis Costello findet moderne Punkbands «memmenhaft»
Berlin (ddp). Musiker Elvis Costello (48) findet die aktuelle Musikszene «ziemlich ängstlich, vorhersehbar und memmenhaft». Costello, der gerade das Album «North» mit Jazzballaden auf den Markt gebracht hat, sagte der Zeitung «Die Welt» (Freitagausgabe), «ich finde keine der zurzeit angesagten Bands besonders einschüchternd». Die modernen Punkbands seien «doch nur Kopien», kritisierte Costello und forderte, die Gruppen müssten «noch härter werden».
Über seine eigene Musik sagte Costello, sie sei am Anfang «weit weniger wütend» gewesen, als immer geglaubt werde. Der Sänger betonte, «es war sehr viel Verwirrung und Zweifel in dieser Musik». In späteren Jahren habe er weit bösere Songs geschrieben. Das habe nur nicht mehr für so viel Überraschung gesorgt, weil man sich daran gewöhnt habe.
Costello betonte, «wenn man nur die Platten kennt, die in den letzten Jahren herausgekommen sind, weiß man nicht viel von Musik». Er höre zum Beispiel viele deutsche Kunstlieder, obwohl er die Sprache nicht beherrsche. So habe er, ohne zu imitieren, immer schon Stücke geschrieben, die sich stark auf den klassischen Komponisten Franz Schubert beziehen.
Londonbeat starten Comeback - Neues Album erscheint am Montag
Berlin (ddp). Londonbeat versuchen ein Comeback. Mit ihrer aktuellen Single «Where are U» schaffte das zur Hälfte neu besetzte Gesangsquartett bereits den Einstieg in die Single-Charts. Am Montag erscheint das dazugehörige Album «Back in the Hi-Life».
Jimmy Helms, Kopf und Chef-Sänger von Londonbeat, glaubt an den Erfolg der poppigen Soul-Songs: «Die Leute mögen unseren Sound, sie haben uns nicht vergessen.» Das neue Material beschreibt er als «zeitgemäß, modern und doch klassisch». Man sei sich des «Nostalgie-Faktors» durchaus bewusst. Daher enthält das in Hennef produzierte Album «Back in the Hi-Life» Neuaufnahmen von drei großen Hits.
Londonbeat formierten sich 1987. Die Gründungsmitglieder sangen zuvor gemeinsam als Background-Chor bei Paul Young («Come back and stay»). Mit der Single «Ive been thinking about you», die sich weltweit drei Millionen Mal verkaufte, gelang Londonbeat 1990 ein Nummer-1-Hit in Amerika und Deutschland. Als sie an diesen Erfolg nicht anknüpfen konnten, zogen sie sich zurück und traten nur noch sporadisch auf, so etwa bei Zusammenkünften der High Society auf der luxuriösen Yacht «Christina» von Aristoteles Onassis.
Pop-Musikangebote im Netz
Berlin (ddp). Das Internetportal Yahoo hat unter dem Titel «Launch» (http://de.launch.yahoo.com) sämtliche Musik-Inhalte seiner europäischen Sites zusammengefasst. Musikfans könnten unter anderem Videos abrufen, Interviews mit Künstlern ansehen, Klingeltöne für Handys herunterladen und Künstlerporträts sowie Musiknachrichten lesen.
Der Online-Dienst AOL Deutschland (www.aol.de) überträgt im Internet Live-Konzerte und liefert Musik-Downloads sowie Informationen über Songs, Künstler und CD-Neuveröffentlichungen. Bereits vor Veröffentlichung in Radio und TV sind bei AOL einige Songs und Videos zu hören und zu sehen.
Auch der Internet-Provider Tiscali (www.tiscali.de) hat einen eigenen Musikdienst. Kunden können nach Angaben des Münchner Unternehmens Titel aus dem Musikkatalog des Kooperationspartners OD2 legal auf ihren Rechner herunterladen. Im OD2-Katalog sind den Angaben nach mehr als 150 000 Musikstücke von rund 8500 Künstlern gespeichert.