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Berlin: Uraufführung der „Moshammeroper“ in der Neuköllner Oper +++ Bonn: Lichtinstallationen und Schnitzeljagd zum Bonner Beethovenfest +++ Essen: Klavier-Festival Ruhr lockt 59 000 Besucher zu 88 Vorstellungen +++ Bernau: «Alte Musik» erklingt in Bernauer Marienkirche
Berlin: Uraufführung der „Moshammeroper“ in der Neuköllner Oper
Berlin (ddp-bay). Fast drei Jahre nach dem brutalen Mord an dem Modeschöpfer Rudolph Moshammer bewegt sein Schicksal immer noch die Menschen. Am nächsten Donnerstag wird in der Neuköllner Oper in Berlin eine Oper über das Münchner Original uraufgeführt. «Das Interesse ist riesig», sagt Autor Ralph Hammerthaler. Mit der Musik zum Libretto Hammerthalers hatte der niederländische Komponist Bruno Nelissen im vergangenen Jahr den Berliner Opernpreis gewonnen.
Ein gemütlich-nostalgisches Wiedersehen sollten Moshammer-Fans im Berliner «Problembezirk» aber nicht erwarten. «Wir wollen das Klischeebild, das Illustrierte uns vorgekaut und vorgelogen haben, ein bisschen aufbrechen und eine Rückseite zeigen, die sehr viel mit Angst vor Einsamkeit und Liebesbedürftigkeit zu tun hat», erklärt der Librettist.
Von der schillernden Kunstfigur mit ondulierter Perücke und Fantasiekostüm war in der Nacht zum 14. Januar 2005 tatsächlich nicht mehr viel übrig. Der 64-jährige Moshammer war im Streit um sexuelle Dienste von einem knapp 40 Jahre jüngeren Mann aus dem Strichermilieu in seiner Grünwalder Villa erdrosselt worden. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Auch wenn die «Moshammeroper» bis in die Kindheit des Modeschöpfers mit den Schlägen des oft betrunkenen Vaters zurückreicht und am Schluss der Mörder die Bühne betritt, will Autor Hammerthaler nicht von einem chronologischen oder gar biografischen Werk sprechen. Die Kammeroper, die bis 15. September zu sehen ist, nehme sich jede Freiheit, auch erfundene Szenen zu zeigen und Abläufe wild durcheinander zu werfen.
«Spätestens in der dritten Szene wird das Publikum aufgeben, logische Entwicklungsmuster zu verfolgen», prophezeit der Regisseur Robert Lehmeier. Auch die «hochartifizielle Musik» des Komponisten könne ungeübte Operngänger zunächst verwirren. Die künstlerische Verfremdung ist seiner Meinung nach aber nötig, um «schädliche» Imitation zu vermeiden. «Sobald man anfängt, biografische Linien nachzuerzählen, wird es entweder Kitsch oder Betroffenheit oder Veralberung.« Die Gesangsform schaffe hingegen eine Distanz und eröffne eine »neue Sicht auf das mir scheinbar Bekannte«.
So heißt die Hauptfigur in der Oper denn auch nicht Rudolph, sondern Ludwig und wird im Gegensatz zu einem Anfang des Jahres in München aufgeführten Musical nicht mit Perücke und Fantasieuniform ausstaffiert. Stattdessen stolziert der im Vergleich zu Moshammer fast nur halb so schwere Sänger Hubert Wild während der Probe in einem giftgrünen Jacket über einen mit rotem Teppich ausgelegten Laufsteg. Der windet sich von der Bühne vorbei an Streichquartett und Trompeter durch den zur Uraufführung bereits ausverkauften Zuschauerraum und soll den stets öffentlichen Charakter des Selbstdarstellers Moshammer unterstreichen.
Über diese künstlerische Freiheit wollen die Macher an den Kern der Figur Moshammer rühren. »In der Oper erzählen wir in der Tat eine Erfolgsstory«, sagt der Autor. Moshammer habe ohne besondere Fähigkeiten und ohne das Schneiderhandwerk gelernt zu haben aus sich heraus eine Kunstfigur geschaffen.
Die pompöse Inszenierung mit der verschwiegenen, obgleich allseits bekannten Homosexualität Moshammers sowie der unseligen Abhängigkeit zwischen ihm und der Klatschpresse, war nach Ansicht des Regisseurs in dieser Form nur in München möglich.
Die Anziehungskraft Moshammers hingegen sei universell. »Madonna oder Paris Hilton müssen sich alle zwei Wochen neu erfinden. Er war hingegen 30 Jahre lang wie ein Monolith: die Locke, der Hund und Mutti«, meint Lehmeier. Diese »schamlose Zurschaustellung« rühre an ein »Potenzial an Sehnsucht in jedem: Das ist wie ein Unfall, bei dem ich nicht wegschauen kann".
Bonn: Lichtinstallationen und Schnitzeljagd zum Bonner Beethovenfest
Bonn (ddp-nrw). Rund eine Woche vor dem Beginn des Beethovenfestes in Bonn steht auch das Rahmenprogramm fest. Insgesamt seien 71 Veranstaltungen wie Ausstellungen, Installationen, Lesungen, Filme und Diskussionen geplant, teilten die Veranstalter am Donnerstag mit. Zudem gebe es ein umfangreiches Kinderprogramm mit Musiktheater, Workshops und musikalischer Schnitzeljagd. Das Beethovenfest findet in diesem Jahr vom 24. August bis zum 23. September statt.
Einen der Höhepunkte stellen den Angaben zufolge die Licht- und Klanginstallationen des Berliner Künstlers Götz Lemberg dar. Er «übersetze» Beethovens Werke in Lichtkompositionen. Faszinierend sei dabei, dass die musikalischen Eigenschaften wie Tondauer, Tonhöhe und Rhythmik beibehalten würden. Zudem würden die einzelnen Töne bestimmten Tönen und Schattierungen zugeordnet.
Die Installationen sind vom 9. bis 30. September im T-Mobile-Forum zu sehen. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 15.00 bis 20.00 Uhr geöffnet, am Wochenende öffnet sie bereits um 12.00 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro beziehungsweise ermäßigt drei Euro.
Das bereits ausverkauft Konzert des Simon Bolívar Youth Orchestra of Venezula am 27. August wollen die Veranstalter wegen der großen Nachfrage auf einer Großbildleinwand auf dem Bonner Marktplatz übertragen. Das Rahmenprogramm zur Einstimmung auf das Konzert beginne bereits um 19.00 Uhr, heißt es. Das Orchester selbst spiele ab 20.00 Uhr. Der Eintritt auf dem Bonner Marktplatz ist kostenlos.
Das ausführliche Programm ist im Internet unter http://www.beethovenfestival.de abrufbar.
Essen: Klavier-Festival Ruhr lockt 59 000 Besucher zu 88 Vorstellungen
Essen (ddp-nrw). Mit einem Besucherrekord ist am Freitag das diesjährige Klavier-Festival Ruhr zu Ende gegangen. Rund 59 000 Gäste seien zu den 88 Konzerten in 17 Städten gekommen. Man freue sich «über die Sternstunden,
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die unsere Künstler uns geschenkt haben» und über den Zuspruch durch die Öffentlichkeit, sagte der Intendant des zehnwöchigen Festivals, Franz Xaver Ohnesorg, in Essen. Dem Festival, das sich in diesem Jahr vor allem den Werken von Ludwig van Beethoven gewidmet hatte, habe seinen «Rang als weltweit führendes Klavier-Festival weiter ausbauen» können, sagte Dorothee Gräfin von Posadowsky von der E.ON AG im Namen des E.ON-Vorstandsvorsitzenden und Schirmherrn Wulf Bernotat. Finanziert wird das Festival vom Initiativkreis Ruhrgebiet, einem Zusammenschluss der führenden Wirtschaftsunternehmen der Region. Höhepunkte des Festivals waren unter anderem fünf Beethoven Klavierkonzerte mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin in der Bochumer Jahrhunderthalle. Der Preis des Klavier-Festivals wurde an die renommierte Pianistin Martha Argerich vergeben. Zudem traten Jazz-Größen wie Chick Corea, Gary Burton und Keith Jarrett mit seinem Trio auf. Erstmals wurden in diesem Jahr Kinder und Jugendliche in das Programm aktiv eingebunden. Im Rahmen des so genannten Education-Programms konnten sie an Workshops teilnehmen und von den Meistern ihres Faches Tipps bekommen. Im kommenden Jahr beginnt das Klavier-Festival erneut Mitte Mai. Weitere Informationen werden noch bekannt gegeben. (klavierfestival.de)
Bernau: «Alte Musik» erklingt in Bernauer Marienkirche
Bernau (ddp-lbg). Zum 14. Festival Alte Musik finden in der mittelalterlichen Marienkirche in Bernau vom 20. bis 23. September mehrere Konzerte statt. Die Batzdorfer Hofkapelle und der niederländische Organist Leo van Doeselaar eröffnen die Konzertreihe mit Werken von Georg Friedrich Händel und seiner Zeitgenossen, wie der Förderverein St. Marien Bernau mitteilte. Am 21. September präsentiere das Theater Waidspeicher aus Erfurt das Familienprogramm «Die Werkstatt der Schmetterlinge».
Einen Tag später werde das erst kürzlich entdeckte alte Werk «David» von Francesco Conti durch die Lautten Compagney dargeboten, hieß es. Den Abschluss bilde am 23. September der Pantomime Wolfram von Bodecker, begleitet durch das Ensemble vent et cordes.
http://www.altemusik-bernau.de