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Dresden: Kulturpalast nach Brandschutzsanierung wieder offen +++ Berlin: 17. Brandenburgischen Sommerkonzerte enden in Jüterbog +++ Salzburg: Marthalers Scelsi-Projekt bei den Salzburger Festspielen gefeiert +++ Stralsund: Fast 23 000 Zuschauer bei Ostseefestspielen
Dresden: Kulturpalast nach Brandschutzsanierung wieder offen
Dresden (ddp-lsc). Mit dem ersten Tag der offenen Tür in seiner Geschichte öffnet der Kulturpalast Dresden nach kurzfristiger Brandschutz-Sanierung am Samstag (25. August) wieder für Besucher. Eine Ausstellung über die Baumaßnahme zeige den Gästen, dass die rund 3,5 Millionen Euro teuere Sanierung dringend notwendig gewesen sei, sagte der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) am Montag in Dresden. Der fast 40 Jahre alte Kulturpalast habe im Frühjahr einem Schweizer Käse geglichen, «der verdammt viele Löcher hat». Bei einem Brand wäre ein gefährlicher Kamineffekt aufgetreten.
Die gravierenden Brandschutzmängel waren im März festgestellt worden. Die umgehende Schließung für die Baumaßnahmen habe in der Öffentlichkeit für «erhebliche Irritationen» gesorgt, bedauerte der Oberbürgermeister. Nach seinen Angaben soll Mitte 2009 die große Sanierung beginnen.
Mit über 2400 Plätzen im Saal und zwölf Konferenzräumen ist der Kulturpalast Dresdens größtes Konzert- und Kongresshaus. Der DDR-Bau wurde 1969 eröffnet und seither von fast 30 Millionen Gästen besucht. Ursprünglich war der Umbau des Hauses noch vor der 800-Jahr-Feier der Stadt 2006 vorgesehen.
Nach Angaben des Hochbauamts wurden am Gebäude rund 1700 Öffnungen geschlossen, die unter anderem wegen Rohrdurchführungen bestanden hatten. Auch die Lüftungsanlagen wurden überarbeitet und Brandklappen installiert. Darüber hinaus wurden 75 Brandschutztüren eingebaut, die bei Alarm automatisch schließen.
Das Gebäude verfügt nun zudem über 500 zusätzliche Rauchmelder. Im Falle eines Brands in der Garderobe soll künftig ein 30 Meter langer Brandschutzvorhang den Fluchtweg im Foyer eine Stunde lang von den Flammen abschirmen können.
Berlin: 17. Brandenburgischen Sommerkonzerte enden in Jüterbog
Berlin/Jüterbog (ddp-lbg). Mit einem Gastspiel des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin gehen am Samstag (25. August) in der Jüterboger Nikolaikirche die 17. Brandenburgischen Sommerkonzerte zu Ende. Solist ist Jens Peter Mainz, Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs und Professor an der Berliner Universität der Künste, wie die Veranstalter mitteilten. Er spielt Schumanns Cellokonzert und Brahms\' 4. Sinfonie. Das Konzert wird von Chefdirigent Marek Janowski geleitet.
Entsprechend dem Motto «Klassiker auf Landpartie» beginnt um 14.30 Uhr das Beiprogramm mit einer Kaffeetafel und Führungen durch die Altstadt. Um 17.00 Uhr gibt der Musikwissenschaftler Habakuk Traber eine Konzerteinführung. Zudem steht eine spezielle Rundfahrt zur Geschichte und Gegenwart der Wasserversorgung in Jüterbog auf dem Programm - passend zum diesjährigen Kulturland-Thema «Fokus Wasser». Bei einem Rundgang durch die Liebfrauenkirche wird die Baugeschichte der dortigen Orgel aus der Werkstatt des Berliner Silbermann-Schülers Joachim Wagner erläutert.
Salzburg: Marthalers Scelsi-Projekt bei den Salzburger Festspielen gefeiert
Salzburg (ddp-nrw). Christoph Marthalers neues Musiktheater «Sauser aus Italien. Eine Urheberei» ist am Sonntagabend bei den Salzburger Festspielen begeistert gefeiert worden. Das Projekt ist eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale und wird ab 4. September in Nordrhein-Westfalen zu sehen sein. Der Regisseur hatte zehn Stücke des italienischen Komponisten Giacinto Scelsi mit grotesken Szenen aus einer italienischen Frühstückspension zu einem musiktheatralischen Gesamtkunstwerk vereint. Enthusiastischen Beifall spendete das Publikum auch dem Klangforum Wien, einem renommierten Solisten-Ensemble für zeitgenössische Musik.
Marthalers «Sauser» war Abschluss der Reihe «Kontinent Scelsi», in der die Salzburger Festspiele Werke des selten gespielten Komponisten vorstellten. Giacinto Scelsi (1905-1988) gehört zu den singulären Komponistenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Der italienische Adelige studierte bei Alfredo Casella und Ottorino Respighi, vernichtete jedoch in den fünfziger Jahren seine früheren Kompositionen und wandte sich dem Zen-Buddhismus zu. Den klassischen Prozess des Komponierens lehnte er ab. Stattdessen improvisierte Scelsi, zeichnete diese spontan entstandenen Musikstücke auf Tonband auf und ließ sie von Helfern in Partituren festhalten. Deshalb ist die künstlerische Urheberschaft Scelsis zuweilen umstritten.
Scelsis minimalistische Musik beschäftigt sich nicht mit der Beziehung von Tönen zueinander, also Akkorden und Harmonien, sondern mit dem Einzelton, dessen Potenzial an Schattierungen und Intervallnuancen in immer raffinierteren Varianten ausgelotet wird. Dadurch können Klangflächen mit suggestiver Wirkung entstehen. Das Klangforum präsentierte Scelsis Stücke in Orchesterstärke sowie in Kammermusikensembles und solistisch und agierte auch selbst auf der Bühne. Marthaler fügte der Musik eine zweite Wahrnehmungs- und Assoziationsebene hinzu. Er ließ seine Schauspieler passend zu Duktus und Intensität der Klänge absurde Dialoge führen, kollektiv am Daumen nuckeln oder in Zeitlupe groteske Pantomimen und Slapstick-Nummern vollführen.
Das Bühnenbild von Duri Bischoff zeigte eine typische italienische Touristenpension im Stil der 70er Jahre. Alltagsgeräusche der Frühstücksgäste wie Zeitungsrascheln, Tellerklirren und Fingerschnippen vermischen sich im Takt mit der Musik, bis die Schauspieler ein Gespräch beginnen. Dann mutiert der arrogante Ober zum Kompositionsgehilfen Scelsis, der ein Endlos-Tonband abrollt und schließlich die Tonbandschnipsel mit chinesischen Essstäbchen in sich hineinlöffelt. Besondere Heiterkeit im Publikum erregte der Auftritt eines Gitarristen, der sein Instrument mit einem Schraubstock am Tisch befestigte und als eine Art Zither und Schlaginstrument benutzte. Auf diese Weise spielte er einen von drei «Tänzen des Shiva» aus Scelsis 1967 entstandenem Werk «Aus Ko-Tha».
Stralsund: Fast 23 000 Zuschauer bei Ostseefestspielen
Stralsund (ddp-nrd). Mit der Aufführung der Oper «Hoffmanns Erzählungen» auf der Seebühne Stralsund sind am Samstagabend die diesjährigen Ostseefestspiele ausgeklungen. Nach ersten Schätzungen besuchten fast 23 000 Zuschauer eine der 55 Open-Air-Vorstellungen in Stralsund, Greifswald und Eldena, wie der Intendant des Theaters Vorpommern, Anton Nekovar, am Sonntag mitteilte. Das seien rund 5000 Besucher weniger gewesen als im Jahr zuvor.
Den deutlichen Publikumsrückgang führte Nekovar auf die Witterung in diesem Sommer zurück. «Das Wetter war diesmal nicht auf unserer Seite», sagte er. So habe man in Stralsund wegen heftigen Regens zwei Vorstellungen absagen und eine weitere Aufführung abbrechen müssen. Das in Greifswald präsentierte Shakespeare-Schauspiel «Ein Sommernachtstraum» fiel dagegen nicht ins Wasser.
«Trotz der verregneten Open-Air-Festspiele sind wir aber mit der zurückliegenden Spielsaison sehr zufrieden», betonte Nekovar. Insgesamt hätten rund 186 000 Zuschauer die Vorstellungen in Stralsund, Greifswald und Putbus besucht, rund 66 000 mehr als im Jahr zuvor. Dabei entfielen etwa 35 000 Zuschauer auf die Bühne Putbus, die vor einem Jahr mit dem Theater Vorpommern fusionierte.
Zur sechsten Auflage der Ostseefestspiele im kommenden Jahr will das Theater in Stralsund vor der Kulisse des im Hafen liegenden Großseglers «Gorch Fock I» die Oper «Der Fliegende Holländer» von Richard Wagner präsentieren. Auf der Bühne am Greifswalder Museumshafen soll die Rock-Oper «Jesus Christ Superstar» von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice gezeigt werden. Darüber hinaus werden wieder Familien- und Kinderstücke für die Klosterruine Eldena vorbereitet.