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28.11.: pop- und rockmusik aktuell +++ pop und rock

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«Kraftwerk»-Welttournee: Sieben Konzerte in Deutschland +++ Medien-Schlammschlacht um «Wacko Jacko»


«Kraftwerk»-Welttournee: Sieben Konzerte in Deutschland
Köln (ddp). Auf der Welttournee 2004 gibt «Kraftwerk» auch sieben Konzerte in Deutschland. Der Vorverkauf für die Termine im März und April beginnt am Samstag, wie die betreuende Agentur am Freitag in Köln mitteilte. Insgesamt sind für die Tour, die am 6. Februar in Helsinki startet, bislang 34 Konzerte in Europa und Japan vorgesehen. Die Stationen in Deutschland sind in Berlin (25. 3.), Köln (27. 3.), Hamburg (28. 3.), München (5. 4./6. 4.), Frankfurt am Main (7. 4.) und Dresden (8. 4.).
Kraftwerk hatte im Sommer diesen Jahres das Album «Tour de France Soundtracks» veröffentlicht und war damit auf Platz eins der deutschen Media Control Charts gelandet. Zur Tournee erscheint Anfang 2004 die Single «Aéro Dynamik» mit Remix-Versionen.
Konzertkarten gibt es über www.tickets.de oder über 069/944 36 60.

Medien-Schlammschlacht um «Wacko Jacko»
Santa Barbara/Washington (ddp). Der Medienzirkus um «Wacko Jacko» hat weiter Hochkonjunktur. «Wie man sich bettet, so liegt man», schreit die US-Boulevardzeitung «Daily News» vom Zeitungsstand und weist darauf hin, dass über Jahre «zahllose Jungen in (Jacksons Bett) geschlafen haben». «In Handschellen gekettet», tituliert das «Time»-Magazin seine jüngste Geschichte über den leicht skurill-verrückten Michael Jackson, der einst als schwarzes Wunderkind und «King of Pop» gefeiert wurde und jetzt erneut durch Vorwürfe sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in Misskredit
geraten ist.

Im Gerichtssaal der öffentlichen Meinung tobt die Schlammschlacht: «Wir machen jeden platt», zitierte «Spiegel online» im Internet fett Jacksons Prominenten-Verteidiger Mark Geragos. Dieser verspricht, gegen jeden vorzugehen, der den Namen seines berühmten Mandanten besudelt. Knackige Sprüche bringen fette Schlagzeilen. Promis und spektakuläre Fälle bringen Anwälten viel Öffentlichkeit und Geld. Für Geragos sei Michael Jackson vermutlich ein Geschenk, das nur mit Kronjuwelen vergleichbar sei, so ein NBC-Fernsehkommentator.

Da zum jetzigen Stand der Dinge keiner viel Genaues weiß, schießen Spekulationen ins Kraut. Nach der polizeilichen Erfassung soll das Anklageverfahren gegen den 45-jährigen nach Berichten vom Freitag jetzt erst Mitte Dezember offiziell eröffnet werden. Jackson selbst, der nach eigenem Bekunden bei Pyjama-Parties auf seiner Ranch Neverland unzählige Kinder in seinem Bett schlafen ließ, streitet bislang alle Vorwürfe sexueller Übergriffe vehement ab.

Anfang der Woche richtete der 45-jährige eine eigene Webseite ein, um seine Seite wirksam zu präsentieren. Sein Verhalten gegenüber Kindern sei von völliger Unschuld und selbstloser Liebe geprägt, und: «Die Welt braucht mehr davon», hatte Jackson noch im Februar in einem britischen Fernsehinterview gesagt.

Derweil werden die - noch nicht offiziell veröffentlichten - Beschuldigungen des mittlerweile 13-jährigen, früher krebskranken Jungen, der angeblich vor Gericht gegen seinen früheren Gönner aussagen will, teilweise schon jetzt infrage gestellt. Der Grund: Seine Mutter habe ihn als angebliche Geld-Gewinnlerin dazu verleitet.

In einer eidesstattlichen Erklärung habe die Mutter Jackson zunächst jedweder Verfehlungen frei gesprochen und in einer Video-Erklärung gar als «Vaterfigur» gelobt, berichtete die «Daily News» am Freitag unter Rückgriff auf eine ungenannte Nachrichtenquelle, «die der Familie des Jungen nahe steht». Jetzt jedoch behaupte die Mutter, sie sei zu der eidesstattlichen und späteren Video-Erklärung vom Jackson-Camp veranlasst worden und zu dem Zeitpunkt «verwirrt» gewesen.

Auf Fernsehkanälen werden «Talking Heads» - Anwälte, Psychologen, Kinderschützer - bemüht, um die Geschichte am Kochen zu halten. Schließlich ist Jackson selbst untergetaucht und hielt sich an diesem «Thanksgiving»-Wochenende angeblich im Schoße seiner Familien in der Nähe von Las Vegas auf. Dort hatte er zuletzt ein neues Video für seine kürzlich erschienene «Greatest Hits»-Platte gedreht. Jackson hatte sich nach Erlassen des Haftbefehls umgehend den Behörden in Santa Barbara County (US-Bundesstaat Kalifornien) gestellt und war gegen eine Kaution von drei Millionen Dollar (rund 2,5 Millionen Euro) wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

In der US-Medienwelt schreckt man auch nicht vor Vergleichen aus der Märchen- und Fantasiewelt zurück, um das Unfassbare und bislang Unbewiesene - nämlich Jacksons angeblichen sexuellen Kontakt mit Minderjährigen - für den Leser greifbarer zu machen. Im jüngsten «Time»-Magazin wird beispielsweise in einer Art Psychogramm darauf hingewiesen, dass Jackson sich schon lange mit der Fantasiegestalt des ewig junggebliebenen Peter Pan identifiziert habe.

Wie im Märchen Peter Pan elternlose, verlorene Kinder aufnehme, so habe sich auch Michael Jackson um eine heile Welt bemüht. Wenig schmeichelhaft für den Sänger wurde aber auch gleich die Frage gestellt, ob sich Jacksons «Neverland» mit der Fantasiewelt auch wirklich decke, oder ob es sich nicht eher um «Pinocchios Pleasure Island» handele, wo unachtsame Jungen in Sklaven und Esel verwandelt wurden. Oder, so wird indirekt die Frage gestellt, könnte es sich bei Jackson vielleicht gar um «den Rattenfänger von Hameln» handeln, der «als Musiker Kinder in den Berg lockte, während Eltern in Furcht erstarrt waren»?, fragt das US-Magazin.

Anke Ambratis
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