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29.1.: rock- und popmusik aktuell +++ rock und pop

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«Pop» soll nicht jedem gefallen - Joachim Witt polarisiert mit neuem Album +++ Nirvana-Sänger Curt Cobain wird zum Comic-Helden


«Pop» soll nicht jedem gefallen Ex-NDW-Star Joachim Witt stellt neues Album vor und plädiert für die Radio-Quote
Berlin (ddp). Joachim Witt macht es einem nicht gerade leicht. «Ich bin ein Mensch mit Ecken und Kanten», bekennt der ehemalige Star der «Neuen Deutschen Welle» - und untertreibt damit maßlos. Plaudert man mit Witt («Goldener Reiter») über sein am Montag erschienenes Album «Pop», landet man schnell bei ganz und gar unpoppigen Themen. Witt macht sich stark für die umstrittene Quotierung deutschsprachiger Songs im Radio, sorgt sich um die kulturelle Identität der Deutschen und rüttelt mit der Verdammung des Föderalismus mal eben an den Grundfesten der Republik.
Joachim Witt kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Mit der Gruppe Duesenberg spielte er in den ausgehenden 70ern amerikanischen Westcoast-Rock, ehe er sich als Solokünstler 1981 mit der Single «Goldener Reiter» plötzlich in den Charts platzierte. Ebenso schnell verschwand Witt wieder in der Versenkung, nahm bis 1992 sieben Longplayer auf, die aber kaum jemand hören wollte. Nach sechs Jahren Veröffentlichungspause kehrte er 1998 mit der Single «Die Flut» zurück in die Hitlisten. 670 000 Mal verkaufte sich dieser Song. Und stellte Witt vor ein gewaltiges Problem: Weil er das dazugehörige Album «Bayreuth Eins» genannt hatte und zur Jahrtausendwende «Bayreuth Zwei» folgen ließ, geriet er unter Verdacht, Nationalisten-Pop zu produzieren.
«Eine Provokation» sei das gewesen, sagt Witt heute. «Ich finde es vorteilhaft, zu polarisieren, weil man dadurch mehr Aufmerksamkeit erregt.» Es sei ihm darum gegangen, «endlich das machen zu können, was aus der eigenen Umgebung heraus entsteht, unbeeinflusst von anglo-amerikanischer Musik». Zwar habe er sich mit Duesenberg in den 70er Jahren selbst im anglo-amerikanischen Idiom geübt. Das aber habe ihm irgendwann einfach nicht mehr genügt. Zwar sei er durchaus geprägt von «italienischer Musik oder Folklore», nur habe seine persönliche Identität «mit der eigenen Sprache und einer bestimmten Mentalität zu tun.» Das kulturelle Ziel sei der unbefangene Umgang damit. «Es geht nicht um Nationalempfinden oder Nationalstolz, das ist mir sowas von scheißegal», hebt Witt hervor.
«Pop» ist nun der Versuch, aus dem Schatten der «Bayreuth»-Werkreihe hervorzutreten. Zu ebenso düsteren wie sentimentalen Synthie-Pop-Klängen spricht und singt Joachim Witt gegen Globalisierung, Turbokapitalismus und Umweltzerstörung an. Er covert den 60er-Jahre-Chanson «Mein Freund, der Baum» von Alexandra und engagiert sich in seiner Freizeit bei Attac, dem Netzwerk der Globalisierungsgegner.
Musikalisch und weltanschaulich ergibt sich ein diffuses Bild: eine Musik der romantischen Innerlichkeit gepaart mit politischen Texten, Statements für kulturelle Vielfalt bei gleichzeitiger Förderung einheimischer Produkte: «Ich bin nach wie vor für die Quote - und zwar nach französischen Vorbild.» Der Haken sei nur, dass eine Festschreibung des Anteils deutschsprachiger Musik im Rundfunkprogramm nicht durchsetzbar sei. «Wir leben hier im Föderalismus, alles scheitert an den Länderregierungen.»
Meinungen, die manche noch weniger gerne hören als seine Musik. Witt scherts nicht: «Es muss ja nicht jedem gefallen.»
Boris Fust

Nirvana-Sänger Curt Cobain wird zum Comic-Helden
Berlin (ddp). Zehn Jahre nach seinem Selbstmord wird der Nirvana-Sänger Curt Cobain zum Comic-Helden. Unter dem Titel «GodSpeed» bringt der Berliner Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf am 1. März das Buch auf den Markt. Zeichner und Autoren Flameboy, Barnaby Legg und Jim McCarthy zeigten in dem Comic «ihre ganz eigene Sicht auf das Leben des Nirvana-Sängers», kündigte der Verlag an.
Der 100-Seiten-Band werde das Leben des exaltierten, charismatischen Rockstars nicht 1:1 abbilden. Die Macher «spielen mit Ideen und verknüpfen, was gewesen ist und was in Fan-Kreisen gemutmaßt wird», heißt es in der Ankündigung. Gezeigt werde die idyllische Kindheit, Stardasein und Erfolg, aber auch Drogenabhängigkeit und Verzweiflung Cobains.
Cobain, der als Frontmann der Rockgrupppe Nirvana eine ganze Generation mit seiner Musik prägte und bis heute zu den Heroen der Rockmusik gehört, hatte sich am 5. April 1994 eine Ladung Schrot in den Kopf geschossen. Als Jugendlicher hatte er die Band gegründet, in der er gemeinsam mit Krist Novoselic und Dave Grohl spielte. Nirvana genoss schnell Kultstatus, Cobain wurde zum Idol. Die Öffentlichkeit nahm auch Anteil an seiner Drogensucht und der Ehe mit der extrovertierten Hole-Frontfrau Courtney Love. Unglücklich mit seinem Leben und mit seiner Musik wählte Cobain schließlich den Freitod.
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