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Berlin: CDU warnt vor "Berliner Opernkrise" +++ Erl/München: Tiroler Festspiele Erl im Jubiläumsjahr mit Rekordbilanz +++ Salzburg: Opernprogramm der Salzburger Festspiele mit Haydn eröffnet +++ Bayreuth: Umjubelter «Ring»-Auftakt bei den Bayreuther Festspielen +++ Bayreuth: Beifallsstürme für «Walküre» bei den Bayreuther Festspielen
Berlin: CDU warnt vor "Berliner Opernkrise"
Berlin (ddp-bln). Die CDU-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses fordert vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einen Verzicht auf die Herauslösung der Staatsoper aus der Stiftung Oper Berlin. Sowohl für den Bund als auch für das Land Berlin würden ansonsten erhebliche vor allem finanzielle Nachteile entstehen, ohne das ein Qualitätsgewinn ersichtlich sei, sagte der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Michael Braun.
Zugleich forderte er Wowereit auf, dafür zu sorgen, dass Berlin seinen Verpflichtungen aus dem Hauptstadtkulturvertrag nachkomme. Dieser verpflichte Berlin genau wie den Bund, jährlich 22 Millionen Euro in die Stiftung Oper Berlin zu investieren. Braun warf dem Senat vor, die Summe bislang nicht an die Stiftung überwiesen zu haben.
Wowereit müsse sich «gegenüber den Opernhäusern seiner Stadt überlegter verhalten», sagte der Kulturexperte. Er hätte mit den Turbulenzen um Michael Schindhelm die öffentliche Diskussion um Strukturveränderungen innerhalb der Stiftung ausgelöst. Diese dürfe sich keinesfalls zu einer «Berliner Opernkrise» ausweiten.
Schindhelm hatte Mitte Februar auf eigenen Wunsch das Amt des Leiters der Opernstiftung Berlin niedergelegt. Vorausgegangen waren Finanzierungsprobleme der Stiftung und die Kritik des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) an Schindhelms Arbeit.
Erl/München: Tiroler Festspiele Erl im Jubiläumsjahr mit Rekordbilanz
Erl/München (ddp-bay). Die Tiroler Festspiele Erl haben im Jubiläumsjahr eine Rekordbilanz erzielt. Vom 5. bis 28. Juli hätten fast 24 000 Menschen das Musikfestival in dem kleinen Passionsspieldorf zwischen Rosenheim und Kufstein besucht, teilte die Festspielleitung am Sonntag mit. Auf dem Programm standen neben mehreren Sinfoniekonzerten eine Retrospektive aller Erler Inszenierungen von Opern Richard Wagners, die in den vergangenen zehn Jahren herausgekommen waren. Dazu zählten unter anderem der gesamte «Ring des Nibelungen» und «Parsifal» sowie «Tristan und Isolde». «Wir können heuer in jeder Hinsicht von einem außergewöhnlichen und besonders intensiven Festspieljahr sprechen», sagte Intendant Gustav Kuhn, der zugleich in allen Opern Regie führte und die Orchesterleitung inne hatte.
Gut die Hälfte der Tickets wurde an österreichische Gäste verkauft, gefolgt von deutschen Besuchern, wobei den Angaben zufolge immer mehr Gäste aus Mittel- und Norddeutschland zu verzeichnen sind. Die Einnahmen aus dem Kartenverkauf summierten sich auf 768 000 Euro. Dieses Jahr wirkten in Erl, das unter Kennern schon als zweiter «Grüner Hügel» neben Bayreuth gehandelt wird, rund 350 Menschen mit, darunter 128 Orchester- und 91 Chormitglieder sowie 65 Solisten. Im nächsten Jahr finden im Erler Passionsspielhaus, gemäß seiner Bestimmung, wieder Passionsspiele statt. Möglicherweise werden die Tiroler Festspiele deshalb auf eine Tournee durch Tirol gehen, wobei auch ein Abstecher nach Toblach in Südtirol erwogen wird.
Salzburg: Opernprogramm der Salzburger Festspiele mit Haydn eröffnet
Salzburg (ddp) - Mit der festlichen Premiere von Joseph Haydns Oper «Armida» hat am Abend das Musiktheaterprogramm der diesjährigen Salzburger Festspiele begonnen. Die Neuinszenierung des Dramas aus der Kreuzritterzeit durch Regisseur Christof Loy wurde vom Publikum in der ausverkauften Felsenreitschule mit viel Beifall, Realtime Aktienkurse aber auch einzelnen Buhrufen bedacht. Unter den Gästen waren Bundeskanzlerin Merkel mit Ehemann Joachim Sauer und der österreichische Bundeskanzler Gusenbauer. Uneingeschränkten Jubel gab es für das Sängerteam. Allen voran Annette Dasch als Armida, Mojca Erdmann als Zelmira, Michael Schade als Rinaldo und Richard Croft als Ubaldo. Auch das Salzburger Mozarteum-Orchester unter Ivor Bolton wurde mit begeistertem Klatschen und Bravorufen bedacht.
Bayreuth: Umjubelter «Ring»-Auftakt bei den Bayreuther Festspielen
Bayreuth (ddp). Mit dem «Rheingold» ist am Freitagabend der erste Teil von Richard Wagners «Ring des Nibelungen» über die Bayreuther Festspielbühne gegangen. Dirigent Christian Thielemann erhielt Ovationen. Die Inszenierung des 81-jährigen Dramatikers Tankred Dorst war bei der Premiere im vergangenen Jahr heftig kritisiert worden.
Dorst siedelt den «Ring» auf einer Bühne an, in der sich Gegenwart und eine nicht auszumachende - märchenhafte - Zeit mischen. Die Tiefen des Rheins, wo die Rheintöchter ihr heiß begehrtes Gold hüten, wird zum imposanten Meer aus Gesteinsbrocken (Bühne: Frank Philipp Schlössmann). Die Götter in plastisch ausgeformten hellen Kreationen (Kostüme: Bernd Skodzig) mit Fantasy-Details treffen sich im tristen Ambiente einer verlassenen Aussichtsplattform. Nibelheim wird in eine Energieversorgungsanlage verfrachtet. Auch bei der Regie nahm Dorst keine wirklichen Änderungen vor. Sein Bühnenpersonal schien in weiten Bereichen wieder auf sich selbst gestellt.
Überzeugender waren die musikalischen Leistungen. Albert Dohmen gab als Götter-Boss Wotan ein solides Hügel-Debüt. Michelle Breedt war wieder in der Rolle der Fricka zu hören, Edith Haller dagegen erstmals als Freia. Die Partie des quirlig-gewitzten Vermittlers Loge übernahm wie schon im Vorjahr Arnold Bezuyen, der immer mehr zum Publikumsliebling avanciert. Die Riesen Fasolt und Fafner in massiven, geometrisch angehauchten Kostümen wurden von Kwangchul Youn und Hans-Peter König gesungen. Gekleidet in grüne Krötenanzüge gieren Andrew Shore und Gerhard Siegel als Brüderpaar Alberich und Mime eindrucksvoll nach dem Rheingold.
Bayreuth: Beifallsstürme für «Walküre» bei den Bayreuther Festspielen
Bayreuth (ddp-bay). Halbzeit im Ringen um den «Ring»: Am Samstag ging die «Walküre» in der Inszenierung von Tankred Dorst über die Bayreuther Festspielbühne. Auch Teil zwei von Richard Wagners Tetralogie wurde vom Publikum mit großem Beifall aufgenommen. Für das Sänger-Ensemble und besonders Dirigent Christian Thielemann gab es minutenlangen Jubel.
Dorst bleibt auch in der «Walküre» bei seinem Konzept der Zeit- und Wahrnehmungsverschränkungen. In Hundings Hütte, vielleicht das verlassene Foyer eines ehemaligen Prachtgebäudes (Bühne: Frank Philipp Schlössmann), ist ein umgestürzter Strommast eingebrochen. Siegmund - ein Verschnitt aus Robinson Crusoe und Freibeuter - stirbt vor einem «stillgelegten» Friedhof mit alten Grab- und Denkmälern.
Und Walhall ist eine mächtige, archaisch anmutende Felsenhalle. Neben dem zeitlich nicht genau einzuordnenden Bühnenpersonal Wagners, das auch diesmal mittelalterlich angehauchte Fantasy-Kostüme trägt, tauchen immer wieder Zeitgenossen auf, wie etwa ein Radfahrer, der sich neben seinem Gefährt sonnt, während Siegmund und Hunding den Todeskampf führen.
Albert Dohmen, diesmal in eine dunkle Rüstung gekleidet, war wieder als Götterboss Wotan zu hören und sparte bis zum dritten Aufzug mit seinen Kräften, Michelle Breedt sang seine Gattin Fricka. Publikumsliebling Kwangchul Youn begeisterte in der Rolle des finsteren Hunding. Linda Watson war eine imposante Brünnhilde. Als Siegmund und Sieglinde hörte man Endrik Wottrich - für ihn gab es nicht wenige Buhs - und Adrianne Pieczonka, die neben Thielemann den meisten Applaus erhielt.