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Wien: Musikfest im Zeichen von "Propaganda" +++ Leipzig: Vokalmusik-Festivals "a cappella" beginnt
Wien: Musikfest im Zeichen von "Propaganda"orf - Fast schon traditionellerweise ein paar Tage vor Beginn der Wiener Festwochen (9. 5. bis 16. 6.) nimmt am kommenden Sonntag (4. 5.) das 31. Musikfest im Wiener Konzerthaus seinen Auftakt. Die Wiener Philharmoniker leiten unter Bernard Haitink mit Bruckners fünfter Symphonie den Konzertreigen ein, dessen 63 Veranstaltungen im Rahmen der Wiener Festwochen in diesem Jahr unter dem Motto "Propaganda" stehen (bis 19. 6.). Von Patriotismus bis Personenkult, von Ideologie bis Zeitkritik spannt sich der thematische "rote Faden" des Musik-Festes.
Hochklassig ist das musikalische Angebot des Musikfests jedoch auch für sich, ohne dass dafür Propaganda nötig wäre: Am Programm stehen vier Konzerte der Wiener Philharmoniker, Gastspiele u. a. des Concertgebouworkest Amsterdam unter Christian Thielemann, des San Francisco Symphonie Orchestras (mit Hilary Hahn und Barbara Bonney als Solistinnen) oder des Orchestras of the Age of Enlightment unter Simon Rattle. Zum Abschluss gibt es ein "Happening" mit Rudolf Buchbinder, bei dem dieser am 19. 6. in zwei Konzerten mit den Wiener Symphonikern alle fünf Beethoven-Klavierkonzerte spielt. Zwischen den beiden Konzerten gibt es ein viergängiges, von Joachim Gradwohl kreiertes Gourmetmenü mit Weinbegleitung.
Der mehrdeutige Untertitel des Musikfest-Mottos, "musik macht manipulation", umreißt das Spannungsverhältnis, in dem beispielsweise die Werke der Abende mit der Tschechischen Philharmonie (2./3. Juni) unter Vladimir Ashkenazy stehen: Von früher Stalin-Verherrlichung in Dmitri Schostakowitschs Schaffen, die er etwa bei "Der Fall von Berlin" (ebenso wie Prokofjews "Zdravitsa" mit Filmausschnitten untermalt) zum Ausdruck bringt, bis zu seiner dreizehnten Symphonie, bei welcher er alle Staatsverherrlichung aufgegeben hat.
Dass Musik immer wieder zur Manipulation diente, illustrieren u. a. die die Wiener Symphoniker die unter Vladimir Fedosejev Liszts "Les Preludes" (5./6.6.) geben. Deren erste Takte mussten für die NS-Wochenschauen herhalten. Unter Georges Pretre spielen die Symphoniker Berlioz monumentale, anlässlich des Algerienkrieges komponierte "Grande Messe des Morts" (14./15. 5.), unter David Zinman Janacek und Brahms (13./14.6.).
Weiters erklingen u. a. Beethovens Napoleon gewidmete "Eroica" mit der Camerata Salzburg unter Franz Welser-Möst (8./9. 5.) und ein Schönberg/Zemlinsky-Doppelabend mit dem RSO. Nach dem Auftakt mit Bruckner geben die Wiener Philharmoniker unter Valery Gergiev Wagner und Berlioz (16. 5.), unter Christoph Eschenbach Mendelssohn-Bartholdy und Bruckner (29. 5.) sowie unter Pierre Boulez Wagner, Mahler, Schönberg und Bartok (17. 6.).
Ethno- und Jazzklänge gibt es beim 31. Musikfest ebenso wie das multimediale Film- und Tanzprojekt "Counter Phrases" (24. 5.). Bei dieser internationalen Kooperation mit der European Concert Hall Organisation ECHO spielt das belgische Ictus Ensemble zu zehn Kurzfilmen mit Choreografien von Anna Teresa de Keersmaker entstandene Kompositionen von u. a. Georges Aperghis und Steve Reich. Am 15. 6. gibt es das Preisträgerkonzert des Claudio Abbado-Kompositionspreises mit Vykintas Baltakas Kompositionen Nr. 1 und 3 für Ensemble (Klangforum Wien unter Peter Eötvös).
Leipzig: Vokalmusik-Festivals "a cappella" beginnt
mdr - In Leipzig startet heute Abend die vierte Auflage des renommierten Vokalmusik-Festivals "a cappella". Bis zum 11. Mai werden sieben Ensembles aus Deutschland, Madagaskar, Simbabwe, Frankreich und Belgien Konzerte in der Messestadt geben.
Neben den Gastgebern, dem Leipziger "ensemble amarcord", werden unter anderem die "Swingle Singers", das "Ensemble Clément Janequin" und das "Huelgas Ensemble" auftreten. Die musikalischen Schwerpunkte des Programms reichen von einheimischen Musiktraditionen über klassische Gregorianik und Bach bis zu Popsongs der Beatles.
Erstmals widmet sich das Festival auch der Nachwuchsförderung. Beim gemeinsamen Abschlusskonzert aller teilnehmenden Musiker am 11. Mai im Gewandhaus wird sich das "Calmus Ensemble" präsentieren.