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35. Wittener Tage für neue Kammermusik

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Vom 9. bis 11. Mai 2003 finden die 35. Wittener Tage für neue Kammermusik statt. Mit mehr als zwanzig Ur- und Erstaufführungen eröffnet das "vielleicht lebendigste Festival der Musica Nova" (neue musikzeitung) wieder vielfältige Einblicke in die Kammermusik der Gegenwart.

Vieles ereignet sich dabei an der Schnittstelle zum Szenisch-Bildhaften, zum Musiktheater - auch da, wo die Bühne imaginär bleibt. Einen Schwerpunkt bilden Bruchstücke eines Musiktheaterprojektes, das der Portugiese Emmanuel Nunes nach Dostojewskis Erzählung Die Sanfte gestaltet. Nunes\' formstrenge Musik stellt einen Gegenpol zu den Arbeiten des Österreichers Bernhard Lang dar. Lang bewegt sich im Grenzbereich zwischen "E" und "U", verwendet "loops", bandschleifen-artige Strukturen, die auf die Ästhetik der DJ-Kultur verweisen. Künstlerinnen und Künstler aus elf verschiedenen Nationen sind bei den diesjährigen Wittener Tagen präsent. Dabei reicht die Spannbreite von Arrivierteren wie Gérard Grisey und Roman Haubenstock-Ramati bis zu den 1974 geborenen "Newcomern" Aureliano Cattaneo und Johannes Maria Staud. Vor allem die jüngere Generation ist wieder mit zahlreichen Uraufführungen vertreten - u.a. von Carola Bauckholt, Jörg Birkenkötter und Jörg Widmann. Das Eröffnungskonzert am Freitag, den 9. Mai, um 20 Uhr wird live in WDR 3 übertragen. Mitschnitte aller anderen Veranstaltungen sind im Mai und Juni 2003 in WDR 3 Das Konzert zu hören.


Freitag, 09.05.2003, 20.05 Uhr
WDR 3 DAS KONZERT Witten 2003 (1) Spiegel. Labyrinth
Arnulf Herrmann
direkt entrückt (2002) für 19 Musiker UA
Elena Mendoza-López
Dort, doch, auch, nicht, vielleicht (2003) für 13 Instrumente in fünf Gruppen UA
- in der Pause: ein Beitrag von Martina Seeber
Aureliano Cattaneo
Minotaurus, dreaming (2002) für Sopran, Kontratenor und zwei Ensembles DE
Petra Hoffmann - Sopran, Arno Raunig - Kontratenor, Klangforum Wien, Ltg Emilio Pomàrico

Das Wittener Eröffnungskonzert mit Novitäten dreier Newcomer. Arnulf Herrmann reflektiert das Thema Erinnerung und Wiederholung: "die Verformung von Ereignissen in der Rückschau", die fortwährende Neubeleuchtung weniger, aber klar umrissener Elemente. Die junge Spanierin Elena Mendoza-López bezieht sich in ihrer Raummusik auf ein Gedicht von Hans Magnus Enzensberger. Ihr italienischer Kollege Aureliano Cattaneo umkreist - nach Texten von Eduardo Sanguineti und Friedrich Dürrenmatt - ein "Labyrinth aus Spiegeln" und streift dabei auch verwandte Themen wie Schatten, Verzerrung und Spaltung.

Direktübertragung von den Wittener Tagen für neue Kammermusik 2003, aus dem Theatersaal Witten.


Mittwoch, 21.05.2003, 20.05 Uhr
WDR 3 DAS KONZERT Witten 2003 (2) Geräusch-Arien
Gustav Friedrichsohn
bis an das Ende (2002) für Bratsche UA c15
Christophe Desjardins - Viola
Carola Bauckholt
Kugel (2002-03) für drei Violoncelli und Samplings UA c20
Cellotrio blu
Jörg Widmann
études I-III (1995/2001/2002) für Violine UA c20
Carolin Widmann - Violine
- anschließend:
Walter Fähndrich
Viola VII-VIII c20
Walter Fähndrich - Viola

Drei Streicher-Arien, die vom Erscheinen und Verschwinden handeln. Carola Bauckholt mischt gleitende Streicherklänge mit den Geräuschen rollender Kugeln. Gustav Friedrichsohn vertraut der Bratsche sehr persönliche Gedanken an. Extrem, was Spieltechnik und Ausdruck betrifft, sind auch die drei Geigen-Etüden von Jörg Widmann. Walter Fähndrich, der Schweizer Bratschist, erkundet - zum Auftakt der Performance-Serie im Haus Witten - Raum und Instrument.

Konzertmitschnitte von den Wittener Tagen für neue Kammermusik 2003, aus dem Festsaal und Haus Witten, vom 9. Mai 2003.


Mittwoch, 28.05.2003, 20.05 Uhr
WDR 3 DAS KONZERT Witten 2003 (3) Innere Stimmen
Gérard Grisey
Solo pour deux (1981) für Klarinette und Posaune c16
Ernesto Molinari - Klarinette, Uwe Dierksen - Posaune
Jörg Birkenkötter
Départ (2003) zweiter Versuch über Rimbaud für sechs Vokalsolisten, Posaune und Schlagzeug UA
Neue Vocalsolisten Stuttgart, Uwe Dierksen - Posaune, Dirk Rothbrust - Schlagzeug
Roman Haubenstock-Ramati
Alone II (1969) realisiert für Klarinette, Posaune, Akkordeon und Schlagzeug
Ernesto Molinari - Klarinette, Uwe Dierksen - Posaune, Teodoro Anzellotti - Akkordeon, Dirk Rothbrust - Schlagzeug
Markus Hechtle
Still (2003) für Sprecher, vier Männerstimmen mit Akkordeon und einem Text von Giacomo Leopardi UA
André Wilms - Sprecher, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Teodoro Anzellotti - Akkordeon
- anschließend:
Roman Haubenstock-Ramati/Bernhard Lang
morendo -double/echo (1991/2002) für E-Bassflöte und CD DE
Eva Furrer - E-Bassflöte
Bernhard Lang
Differenz/Wiederholung 6a (2002) für E-Violine/E-Viola und Loopgenerator DE
Dimitrios Polisoidis - E-Violine/E-Viola, Bernhard Lang - Computer

Witten 2003, Teil 3: "Innere" Stimmen betreten die imaginäre Klang-Bühne. Klarinette und Posaune "bespielen" sich in Solo pour deux von Gérard Grisey quasi gegenseitig - und zaubern dabei ganz unerwartete, innere Klänge hervor. Markus Hechtle kombiniert in seiner Kammer-Szene (nach einem Text von Leopardi) Sprecher, Männerstimmen und ein Akkordeon. Jörg Birkenkötter vertont einen Text von Rimbaud gleich mehrfach - aus wechselnden Perspektiven und in verschiedenen Verständlichkeitsgraden bis hin zur völligen Auflösung in Klang.
Dazu zwei Stücke von Roman Haubenstock-Ramati: eine Musikgraphik, neu gelesen und realisiert, sowie ein Tonbandstück, loopartig übermalt. Improvisatorisch entfaltet Bernhard Lang einen Dialog für elektrische Geige (rsp. Viola) und Loopgenerator, der - mittels Video - installativ "verlängert" wird.

Konzertmitschnitte von den Wittener Tagen für neue Kammermusik 2003, aus der Rudolf Steiner Schule und dem Haus Witten, vom 10. Mai 2003.

35. Wittener Tage für neue Kammermusik -
in WDR 3 Das Konzert am 9., 21. und 29. Mai 2003


Kontakt Alexander Hack, WDR Pressestelle
Telefon 0221 / 220 - 4869
Köln, 1. April 2003
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