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Baden-Baden (ddp). Der irische Rockstar Bono ist wegen seines Engagements für Afrika mit dem Deutschen Medienpreis 2005 ausgezeichnet worden. Der Preisstifter und Media-Control-Chef Karlheinz Kögel überreichte am Dienstagabend in Baden-Baden den Preis an den 45-jährigen Sänger der Band U2.
Bei dem Festakt im Kongresshaus sagte der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Grüne) in seiner Laudatio, Armut und Unterentwicklung seien ein «moralischer Skandal». Die Schere zwischen Arm und Reich öffne sich «immer weiter». Eine globalisierten Welt dürfe diese Herausforderungen «nicht weiter verdrängen».
Bono setze sich für die Überwindung der «Kluft zwischen Wirklichkeit und Notwendigkeit» ein, betonte Fischer. Bono habe «die wichtigsten Staatenlenker» oft gegen deren unmittelbaren Interessen zum Handeln gebracht. «Wer kann das schon?», fragte Fischer, der sich als «Fan» der Musik von U2 bezeichnete.
Der seit 1992 vergebene Deutsche Medienpreis ist erstmals mit einem Preisgeld verbunden. Die Auszeichnung für das Jahr 2005 sei mit 100 000 Dollar dotiert, sagte Kögel vor der Preisverleihung. Kögel begründete diesen überraschenden Schritt damit, dass er selbst «glaubwürdig sein» wolle. Er könne nicht bei dem Festakt Armbänder mit der Aufschrift «Make poverty history» («Lasst Armut zur Geschichte werden») verteilen und selbst nichts dagegen tun. Auf ddp-Anfrage sagte Kögel, dies sei eine einmalige Aktion. Der Medienpreis in den kommenden Jahren solle wieder «undotiert» sein.
Bono wurde 1960 als Paul Hewson geboren - als Sohn eines Postbeamten in einem Dubliner Arbeiterviertel. 1976 gründete er zusammen mit Schlagzeuger Larry Mullen die Band U2. 1983 glückte ihm der internationale Durchbruch mit «New Year´s Day».
Kögel sagte, Bono sei «der größte Rockstar dieser Zeit». Der Musiker sei aber auch «ein Kreuzritter im Dienste Afrikas», der seit zwei Jahrzehnten seinen Ruhm und seinen Erfolg nutze, um den Menschen auf dem schwarzen Kontinent zu helfen. Der Vater von vier Kindern hatte beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2005 für Aufsehen gesorgt, als er nachdrücklich eine Aufstockung der Entwicklungshilfe für Afrika forderte.
Bono rief in seiner Dankesrede die Politik zu einem verstärkten Engagement im Kampf gegen Armut und Aids in Afrika auf. «Jeden Monat sterben 150 000 Afrikaner an Aids - das ist ein Tsunami jeden Monat», sagte der Musiker. Es sei «unglaublich», dass dies nicht in den Nachrichten zu hören sei und nicht als «Notfall» betrachtet werde. «Was wir in Afrika erleben, ist eine nie zuvor dagewesene Bedrohung der menschlichen Würde und Gleichheit», sagte Bono. Die jetzige Generation habe aber die Möglichkeit, «extreme Armut» auf dem schwarzen Kontinent zu beenden. Er forderte eine «große Koalition für Afrika» und kündigte an, dass er in Kürze Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen werde. Er schätze ihren «Pragmatismus» und wolle sie als «Architektin» für sein Engagement in Afrika gewinnen.
Zur Preisverleihung kamen zahlreiche Prominente wie Boris Becker, Peter Maffay und Niki Lauda. Der Träger des Medienpreises wird von einer Jury aus deutschen Chefredakteuren bestimmt. Vor einem Jahr wurde US-Senatorin Hillary Clinton gekürt. Die Auszeichnung ging bislang auch an Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Bill Clinton, Hillary Clinton, Kofi Annan, Francois Mitterrand, Yassir Arafat, Yitzhak Rabin, Boris Jelzin, Nelson Mandela, Rudolph Giuliani und Königin Silvia von Schweden.