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Füssen will Ludwig-Musical erhalten

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Ludwigs letzter Vorhang - Das Ende des Märchenkönigs auf der Bühne - Füssener Musical-Darsteller melden sich beim Arbeitsamt

Füssen (ddp-bay). In der Silvesternacht fiel in Füssen der letzte Vorhang für das Musical «Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies». Jetzt geht Bayerns Märchenkönig mit Hofstaat und Orchester zum Arbeitsamt und stempelt. Ähnlich große Sorgen plagen auch die Stadt Füssen, die mit dem nun insolventen Theater zuvor noch hochfliegende Träume verknüpfte. Inzwischen bangt man um die Zukunft des Tourismus in der Region und sucht selbst nach Investoren für das zahlungsunfähige Unternehmen.

«Die Restkapazität an Nerven reicht noch für die letzte Show», seufzt Hanni Schmidt, Betriebsratsvorsitzende im Musical Theater Neuschwanstein. Das ganze Ensemble lebe in der Hoffnung, dass ein Investor auf die Bühne tritt und das zahlungsunfähige Unternehmen vor dem Untergang bewahrt. Das Programm der Silvester-Gala erinnert nicht nur an König Ludwig, sondern auch an die Titanic. Nach dem Galamenü und der letzten Galavorstellung spielen zwei Musikgruppen bis zum Schluss. Um Mitternacht gibt es Sekt und ein großes Feuerwerk.

Danach wird es zappenduster im Theater. Denn der Insolvenzverwalter, der Münchner Rechtsanwalt Marco Liebler, hat das Personal ab Januar von der Arbeit freigestellt - für eine «Winterpause», wie es offiziell heißt. Die Stimmung wird von Tag zu Tag ernster«, sagt Hanni Schmidt. Bei ihren Kollegen mache sich Wehmut breit. Mancher Darsteller versuche inzwischen, bei einem anderen Theater einen Zeitvertrag abzuschließen. An einen endgültigen Abschied vom Ludwig-Musical glaube noch niemand. Alle hoffen auf den großen Gönner, der das Musical fortführt.

Der Hoffnungsfunken wird mittlerweile auch von Füssens Bürgermeister Christian Gangl (CSU) am Leben erhalten, der sich in die Rettungsversuche des Insolvenzverwalters eingeschaltet hat. »Uns geht es nicht nur um die über 300 Arbeitsplätze im Theater. Das Musical spielt für den Tourismus in unserer Stadt eine bedeutende Rolle", sagt Gangl. Deshalb sei es der Stadt nicht gleichgültig, welche Ziele ein Investor mit dem Unternehmen, mit dem Haus und dem Grundstück am Ufer des Forggensees verfolge. Auf keinen Fall dürfe aus dem Areal mit Sicht auf Schloss Neuschwanstein ein Disneyland werden. Der Bürgermeister setzt deshalb auf eine Gruppe von Geschäftsleuten aus der Region, die sich über die Feiertage eine Bedenkzeit erbeten haben. Vermutlich wird noch im Januar entschieden, ob sie das mit über 20 Millionen Euro verschuldete Unternehmen retten und das Musical fortsetzen werden.

Klaus Schlösser
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