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«Lauschen, schauen, verwundert sein» - Jüngste Kunsthochschule feiert in Rostock Geburtstag - Peter Gabriel will Popausbildung begleiten
Rostock (ddp-nrd). Jedes Jahr aufs Neue wollen rund 2000 Studenten nach Rostock ins Kloster. Nicht die Abgeschiedenheit reizt sie, sondern eher das Gegenteil: ein offenes Haus der Künste. Deutschlands jüngste Hochschule für Musik und Theater hat ihren Sitz in einem aufwändig sanierten, mittelalterlichen Nonnenkloster. Besucher sind nicht nur überrascht von der beeindruckenden Kombination historischer und moderner Architektur, sondern auch von der künstlerischen Ausstrahlung der jungen Hochschule. Unter dem Motto «Lauschen, schauen, verwundert sein» lädt das Katharinenkloster ab dem 13. Januar zu einer mehrtägigen Geburtstagsfeier anlässlich der Hochschulgründung vor zehn Jahren ein.
«Wir sind eigentlich eine sehr kleine Einrichtung, mit etwa 450 Studenten stoßen wir schon an die Grenze», sagt Rektor Hartmut Möller. Gerade das macht die Ausbildung in Rostock aber auch so exklusiv und reizvoll. Und erfolgreich. Bei den Wettbewerben deutschsprachiger Schauspieleleven vergeht kein Jahr, in dem die Rostocker nicht erste Preise mit nach Hause bringen. Und auch bei den Musikern gebe es einige «enorme Begabungen», die von den Professoren nach Rostock geholt wurden.
Kleine Klassen, Einzelunterricht, «wir haben das Schulmodell aus DDR-Zeiten übernommen», sagt der Musikwissenschaftler. Den Eleven stehen rund 150 Professoren und Lehrkräfte zur Seite. Die intensive Ausbildung durch namhafte Lehrer lockt jährlich weitaus mehr Bewerber nach Rostock, als Plätze frei sind. «Im Schauspiel suchen wir immer nur zehn neue Studenten. Bewerbungen bekommen wir von 1200 jungen Leuten», erzählt Möller. Ähnlich ist das Verhältnis in der Musik. Auf 100 Studienplätze kommen 800 Anmeldungen. Nur außergewöhnliche Talente haben da die Chance auf eine Ausbildung in Rostock.
Auf ihrem guten Ruf könne sich die Hochschule aber nicht ausruhen, weiß auch Möller. «Als kleine Einrichtung sind wir da vielleicht auch bewegungsfähiger als ein großes Schlachtschiff mit einer langen Tradition», sagt der Rektor. So gelang es ihm, Deutschlands erste Juniorprofessorin in den Musikwissenschaften an Rostock zu binden. Die Erforschung ethnischer Musikrichtungen halte er für eine sehr reizvolle Verbindung zum Angebot der Rostocker Hochschule.
Einen Paukenschlag bereiten die Rostocker noch vor. Künftig soll an der Ostseeküste Popularmusik studiert werden können. Als Mentor ist Peter Gabriel im Gespräch. Die Rostock waren schon bei ihm in Großbritannien, jetzt soll der Musiker in die Hansestadt kommen. Eine Entscheidung, ob die Rostocker diesen Studiengang beginnen dürfen, fällt Anfang des Jahres durch den Wissenschaftsrat, der einst auch für die Gründung der Rostocker Hochschule plädiert hatte. Dem Votum werde die Landesregierung dann voraussichtlich auch folgen, ist sich Möller sicher.
«Bei uns studieren junge Leute aus 35 Nationen, jeder nimmt Einflüsse der europäischen Musik mit nach Hause. Warum nicht auch andersrum», meint der Rektor. Dass das Interesse an ausländischen Rhythmen groß ist, habe unter anderem die Nacht der Kulturen gezeigt, eine große Party mit tausenden Gästen. Mit ihrer Öffnung zur Popular- und Weltmusik hätte die Rostocker Hochschule ein gute Stellung unter den Dutzenden Ausbildungseinrichtungen in der deutschsprachigen Region, sagt Möller. Nicht zuletzt die Musiklehrer, die auch im Katharinenkloster Unterricht erhalten, ließe eine Ausbildung beispielsweise bei Peter Gabriel vermutlich sehr in den Augen der Schüler steigen.
Vor der Entscheidung fällt in Rostock erst einmal der Vorhang zu einem Festmonat. Vor zehn Jahren wurde die Hochschule für Musik und Theater gegründet. Nach der offiziellen Geburtstagsfeier am 13. Januar folgen fast zwei Dutzend Vorstellungen, die größtenteils von den Studenten und Professoren der Hochschule bestritten werden. Neben Schauspiel, Tanz und Musik wird auch eine Ausstellung über die Geschichte der Rostocker Kunsthochschule zu sehen sein.
Katrin Schüler
http://www.hmt-rostock.de