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Popkomm wird am Mittwoch in Berlin eröffnet

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Berlin (ddp-bln). Die fetten Jahre der Musikindustrie sind bekanntlich vorbei. Raubkopierer verderben der Branche seit Jahren die Geschäfte. 2006 ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr erneut um 2,4 Prozent zurück, Zahlen für 2007 gibt es noch nicht. Auf eine verkaufte Platte kommen mehr als drei private Kopien, auf einen legalen Download rund 14 illegale. Trotzdem findet die Branche bei der dreitägigen Popkomm, die am Mittwoch in Berlin startet, immer einen Grund zum Feiern: In diesem Jahr ist es das Partnerland Deutschland.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) stellt bei der Eröffnung die neue «Initiative Musik» vor. Damit will der Bund gemeinsam mit dem Deutschen Musikrat und den Verwertungsgesellschaften GVL und GEMA die deutsche Popmusik stärken. Das Bündnis will sich um Nachwuchs- und vor allem Exportförderung kümmern.

Der Geschäftsführer der Deutschen Phonoverbände, Stefan Michalk, sagt im ddp-Interview, die Popmusik werde inzwischen als wichtiger Teil der Kreativwirtschaft anerkannt. Die nach wie vor steigende Popularität deutscher Musiker, die sich auch in den Charts niederschlage, sei ein Hauptthema der Popkomm. Künstler und Labels hätten die Scheu vor britischen und US-Stilen verloren und erkannt, dass Rap oder Swing auch auf Deutsch funktionierten. Da die Popkomm eine internationale Messe sei, gebe es für die deutsche Branche große Chancen, sich dort auch international zu vernetzen.

Laut Michalk arbeiten die Plattenfirmen zudem derzeit mit Hochdruck an der Erschließung neuer Erlösquellen, um die Abhängigkeit vom klassischen Tonträgergeschäft zu verringern. So habe zum Beispiel Universal Music eine Künstleragentur gegründet, und Sony BMG baue seinen Comedybereich aus.

Nach Ansicht des Künstlerischen Direktors und Geschäftsführers der Pop-Akademie Mannheim, Udo Dahmen, wird die Musikwirtschaft mit der «Initiative Musik» erstmals auf eine Stufe mit der Filmwirtschaft gestellt: «Es ist keine Frage mehr, dass Musik gesellschaftlich und wirtschaftlich einen hohen Stellenwert hat.»

Die Popkomm besteht aus Fachmesse, Kongress und Festival. Auf der Messe besonders stark vertreten ist den Angaben zufolge diesmal die Konzertveranstalterbranche. Der britische Singer-Songwriter Billy Bragg wird sich beim Kongress zur Zukunft der Musikindustrie und zu den Verschiebungen der Machtverhältnisse innerhalb der Branche äußern. Der Produzent der Sängerin Katie Melua, Mike Batt, spricht über die Position der Independents und Majors. «DSDS»-Juror Andreas Läsker will über die Bedeutung des Künstleraufbaus referieren.

Beim für die Öffentlichkeit zugängigen Festival stehen 450 Künstler, Bands und DJs aus 35 Ländern auf der Bühne. In den Berliner Clubs rocken unter anderen die deutschen Bands Kante, Turbostaat und The Robocop Kraus, die Niederländer Peter Pan Speed Rock, As I Lay Dying aus den USA, Division of Laura Lee aus Schweden und der französische Pop-Chansonnier Benjamin Biolay.

Der Chefredakteur des Musikmagazins «Melodie & Rhythmus», Christian Hentschel, kritisiert derweil, die Independentszene habe zu wenig Zugang zur Popkomm. Grund seien die hohen Ticketpreise für Fachbesucher der Messe, die bei 160 Euro für einen Tag und zwischen 205 und 350 Euro für alle drei Tage liegen. Dies sei für viele kleine Labels oder Macher von Fanzines zu teuer. Gerade in diesen Kreisen entstünden jedoch neue Trends und Bewegungen.

Nadine Emmerich

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