Hauptrubrik
Banner Full-Size

Viva-Chef Dieter Gorny: Etwas mehr Kult wäre nicht schlecht

Publikationsdatum
Body

Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender der Viva Media AG, kann in diesem Jahr zwei runde Geburtstage feiern. Der Musiksender Viva ging am 1. Dezember vor zehn Jahren erstmals auf Sendung. Bereits am 26. August wird der frühere Orchestermusiker Gorny 50 Jahre alt.

Köln (ddp). Mit ihm sprach ddp-Korrespondent Markus Peters:

ddp: Wie sieht Ihre Bilanz nach zehn Jahren Viva aus?

Gorny: Es hat Zeiten gegeben, in denen Viva bei den Musiksendern weit vorne gelegen hat, heute ist es wieder ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Wettbewerber geworden. Darin liegt natürlich auch eine kreative Herausforderung für uns. Im Bereich der Fernsehwerbung ist für uns die Talsohle wohl durchschritten. Mit unserer Programmoffensive haben wir seit dem Frühjahr 40 Prozent mehr Zuschauer erreicht. Damit konnten wir auch das gesamte Genre Musikfernsehen in Deutschland weiter voran bringen.

ddp: Viva ist mit dem Anspruch angetreten, die Jugendmarke für Deutschland zu werden. Wo steht Viva heute?

Gorny: An diesem Punkt müssen wir nachbessern. Viva ist immer noch sehr stark und populär, Viva muss aber auch wieder \'trendy\' werden. Nach einer zehnjährigen Erfolgsgeschichte ist es wichtig, nicht nachzulassen. Wir kämpfen um eine Zielgruppe, die immens «flüchtig» geworden ist. Jugendliche haben heute eine völlig andere mediale Erziehung als noch vor wenigen Jahren. Deshalb ist es so schwer geworden, sie mit unseren Botschaften zu erreichen. Da bedarf es sicher noch eines großen qualitativen Sprungs.

ddp: Was bedeutet das für das Programm von Viva ?

Gorny: Das Musikfernsehen in Deutschland hat ja keine lineare Entwicklung hinter sich. Mit der Wirtschaftskrise gab es vor drei, vier Jahren einen massiven Bruch. Man muss in Zukunft mehr darauf achten, das Programm nicht nur als eine Aneinanderreihung von Einzelformaten zu sehen, sondern im Rahmen eines «Gesamtkunstwerk» an den Details arbeiten.

ddp: Ist Viva noch Kult?

Gorny: Natürlich, aber ich wünsche mir wieder mehr davon. Viva ist ungeheuer breit verankert und gerade deshalb so erfolgreich. Der Erfolg ist auf gewisse Weise auch ein Dilemma: Jetzt, wo uns alle kopiert haben, müssen wir einfach wieder innovativ werden.

ddp: Sie werden in wenigen Tagen 50 Jahre alt. Ein besonderer Geburtstag?

Gorny: Ich arbeite in einem Geschäft, in dem man in Fünf-Jahres-Plänen denkt. Man sagt sich, in einem gewissen Zeitrahmen will ich bestimmte Ziele erreicht haben. Damit akzeptiert man auch, dass man immer auch fünf Jahre älter wird. So ist das halt.

ddp: Sie haben Ihre berufliche Laufbahn bei den Bochumer Symphonikern begonnen. Kommen Sie heute noch selbst zum Musikmachen ?

Gorny: Die Bässe stehen im Viva-Besprechungszimmer. Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann zupfe ich ein bisschen herum.
Musikgenre