Sachsen-Anhalt feiert sich gern als Land der Musik, insbesondere der Barockmusik. Doch auch für das zeitgenössische Musikschaffen wird einiges getan, auch wenn es bekanntlich zumeist weniger die sporadisch auf Hochglanz polierten Impulse, sondern vielmehr die kontinuierlichen und beharrlichen Kleinarbeiten mit Kindern und Jugendlichen am Instrument sind, die langfristige Erfolge zu zeitigen und auch der jungen Generation Freude an neuen Klängen, Rhythmen und Kompositionen zu vermitteln vermögen – Musikanten und Publikum von morgen. Der Landesverband Sachsen-Anhalt im Deutschen Tonkünstlerverband hat mit seiner Vorsitzenden, der Musikwissenschaftlerin Dr. Sigrid Hansen, und seinen hoch motivierten Mitgliedern in den 25 Jahren seit seiner Wiedergründung einen beachtlichen und wirkungsmächtigen Anteil daran.
Nach Schließung der profilierten Musikausbildung an der Universität Magdeburg im Jahr 2009 machen sich nunmehr bereits nach einer Studentengeneration mangelnde Kapazitäten an Musikpädagogen für die Musikschulen, den Privatmusiklehrerbereich und an Musiklehrern für Gymnasien und Sekundarschulen deutlich bemerkbar. Vor allem im nördlichen Sachsen-Anhalt, in der Börde und in der Altmark, im Elb-Havel-Winkel und im Jerichower Land klingt inzwischen ein vielstimmig leidvolles Lied auf. Umso höher ist das Engagement der Musikpädagogen vor Ort zu würdigen und zu schätzen.
Mit Beständigkeit und einem geschickten Händchen gelang es dem über die Landesgrenzen hinaus bekannten Musiker-Ehepaar Peter und Christine Dossin von der Kreismusikschule des Altmarkkreises Salzwedel auch in diesem Jahr wieder den „Kinder- und Jugendwettbewerb der Altmark für Neue Musik“ auszurichten. Dank zahlreicher örtlicher Spender und der Kreismusikschule Salzwedel mit ihrem Leiter Falk Kindermann sowie der Übernahme der Schirmherrschaft durch den DTKV, Landesverband Sachsen-Anhalt, konnte der Wettbewerb nunmehr bereits zum fünften Mal durchgeführt werden.
Gerade erst konnte die Kreismusikschule des Altmarkkreises Salzwedel mit 12 Teilnehmern am Landeswettbewerb Sachsen-Anhalt und mit dem Gitarrenduo Nele-Pauline Gaedke und Richard May beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ höchste Preise erringen und schon ging es mit „Neue Musik für die Altmark“ zu einem weiteren Wettbewerb.
Der 5. Wettbewerb „Neue Musik für die Altmark“ fand im neuen Konzertsaal statt, der als Anbau an das historisch restaurierte Gebäude der Musikschule, dem einstigen Wohnhaus des Landrats Ludwig von Westphalen, in das weitläufige Gartenareal an der Salzwedler Stadtmauer gesetzt wurde. Bekannter allerdings ist die auch musikalisch gebildete Tochter Jenny von Westphalen – verheiratet mit Karl Marx. Ihr Geburtshaus in Salzwedel, das die Kreismusikschule Salzwedel beherbergt, gehört zu dem geografischen Netzwerk der besonders denkwürdigen Frauenorte in Sachsen-Anhalt.
Für die Jury konnten wiederum renommierte und zudem künstlerisch erfahrene Musikpädagogen aus Sachsen- Anhalt gewonnen werden: Vera Böhlk aus Bernburg, Gabor Scheinpflug von der Kreismusikschule Wittenberg sowie der Violinpädagoge und Hauptinitiator des Wettbewerbs Peter Dossin. Unter der Schirmherrschaft des Deutschen Tonkünstlerverbandes, Landesverband Sachsen-Anhalt, trafen sich vor den Sommerferien 21 junge Musikanten und stellten sich den anspruchsvollen Herausforderungen, Werke der Kategorie Neue Musik einzustudieren, zu proben und im Wertungsspiel einer Jury vorzutragen.
Das kompositorische Spektrum der Musikvorträge reichte dabei beispielsweise von Béla Bartók und Kryzsztof Meyer, Natalia Baklanova und Paul Hindemith zu Siegfried Thiele und Hermann Regner, Berthold Hummel und Alfred Schnittke sowie Astor Piazzolla. Somit ließen die jungen Musikanten eine Vielzahl von Nuancen und Facetten zeitgenössischen Komponierens aufklingen. Und da es in der Altmark verstärkte Initiativen zum Aufbau einer Kompositionsklasse gibt, war auch eine eigene Komposition der siebenjährigen Violinistin Helene Dossin mit dem Titel „Meine Kuscheltiere“ dabei.
Die Bewertungsmaßstäbe sowohl der technischen als auch der künstlerischen Anforderungen lehnten sich an die Kriterien von „Jugend musiziert“ an und so zeugen die Wettbewerbsergebnisse von einem durchweg hohen Leistungsniveau des Musizierens neuer Musik in der Altmark. Vertreten waren Violine, Viola und Violoncello sowie die klassische Gitarre solistisch und im Duo und der Sologesang. Dabei erwiesen sich Miriam Büttner-Mühlenberg und Simona Docanova als einfühlsame Klavierpartnerinnen.
Groß war dann natürlich die Spannung, als am frühen Abend im sonnendurchfluteten Garten an der Bronzeplastik einer zierlichen und interessiert schauenden jungen Dame („Jenny Marx“) des bekannten Magdeburger Bildhauers Heinrich Apel die Jury-Ergebnisse bekannt gegeben, die Preise ausgeteilt und die Urkunden überreicht wurden. Viele Eltern hatten ihre jungen Künstler den Tag über begleitet und spendeten nun ebenso wie das Publikum für die Auszeichnungen begeistert Applaus.
Die Jury-Mitglieder Peter Dossin, Vera Böhlk und Gabor Scheinpflug teilten sich die jeweilige Laudatio auf die Preisträger und würdigten das Engagement und den hohen Leistungsstand der Teilnehmer, natürlich ohne den Hinweis zu vergessen, dass des Übens kein Ende ist. Ein wunderbarer Musiktag neigte sich dem Abend zu und viele Eltern werden mit ihren Kindern und der Urkunde in der Hand zum Eisladen um die Ecke gegangen sein, um den ideellen Freuden materiell-physische Genüsse folgen zu lassen.
Somit bleibt nur zu sagen: Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern sowie dem Altmarkkreis und der Fachwerkstadt Salzwedel für einen solch glanzvollen Wettbewerb im Zeichen der Neuen Musik. Dank sowohl den Initiatoren Peter und Christine Dossin als auch den Spendengebern und Vorfreude auf den 6. Wettbewerb Neue Musik in der Altmark in zwei Jahren.