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Gitarrist und Musiker in vielen Einsatzgebieten

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Daniel März im Interview
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Liest man in Artikeln, dass der nur 25-jährige Gitarrist Daniel März als Organisator des Jüchener Gitarrenfestivals fungierte, denkt man sicher schon: Super! So ein junger Mensch, so engagiert und erfolgreich. Befasst man sich indes weiterhin mit seinem Werdegang, so kommt man tatsächlich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Bereits mit 18 Jahren wurden er und Arne Harder künstlerische Leiter der Konzertreihe Jüchener Gitarrenkonzerte, was den beiden den ersten Platz beim Deutschen Bürgerpreis bescherte. Ebenfalls zusammen sind März und Harder seit 2016 künstlerische Leiter des oben genannten Internationalen Gitarrenfes­tivals Jüchen und seit 2018 Leiter der Gitarrenakademie Jüchen.

März gewann beinahe unzählige Preise – von „Jugend Musiziert“ bis hin zum Gitarrenwettbewerb „Artesano – Guitarist of the year 2020“. Neben Festanstellungen in zwei Musikschulen fungiert er als Juror und Dozent bei diversen Musikwettbewerben und -festivals. Doch nicht genug damit, er widmet seine Zeit auch seit 2020 als zweiter Vorsitzender desm Verein der GIN Gitarren Initiative Niederrhein e.V., ist Mitglied in der EGTA (European Guitar Teachers Association) und im DTKV. Seit 2022 ist er außerdem im erweiterten Präsidium des Landesmusikrats NRW. Das folgende Interview führte Cordula Schlößer-Braun.

neue musikzeitung: Herr März, mit neun Jahren begannen Sie – relativ spät, wenn man vergleichbare Lebensläufe betrachtet – mit dem Gitarrenunterricht. Die Leidenschaft für das Instrument und für die Musik muss sehr groß gewesen sein, um in relativ kurzer Zeit so viel erreichen zu können?!
Daniel März: Naja, zu Beginn hielt sich die Leidenschaft noch in Grenzen und ich wollte auch eigentlich erst E-Gitarre lernen. Nun, wie das so ist, wurde – zum Glück – erst zur klassischen Gitarre geraten. Die große Begeisterung kam allerdings erst einige Jahre später, im Alter von 12 Jahren  auf. Zu dem Zeitpunkt habe ich eine neue, gute Gitarre bekommen, habe im selben Monat zum ersten Mal bei „Jugend musiziert“ mitgemacht und parallel dazu kam ich durch CDs und erste Konzerte mit professioneller klassischer Gitarrenmusik in Kontakt. Das alles hat mir einen großen Motivationsschub gegeben, so dass ich dann anfing, immer mehr zu üben.

Anfangen in jedem Alter

In der Gitarrenpädagogik sagt man, dass ein Unterrichtsbeginn im Alter zwischen 6 und 9 Jahren optimal ist – es war also knapp (lacht). Nein, ich bin der Überzeugung, dass man in jedem Alter anfangen und viel erreichen kann – wenn der Wille da ist und man motiviert und diszipliniert an seine Arbeit geht, wird man auch nachhaltig in verschiedenen Bereichen Freude an der Musik haben.
nmz: Sie haben recht schnell viele Wettbewerbe gewonnen. War die Teilnahme an solchen „unvermeidlich“, lag vielleicht sogar ein Antrieb darin?
März: Wie ich vorhin schon erwähnte, gab mir die erste Teilnahme an „Jugend musiziert“ einen großen Motivationsschub. Daraufhin habe ich angefangen, neue Literatur kennenzulernen und immer wieder auf Ziele hinzuarbeiten. Ich habe fast in jedem Jahr bei „Jugend musiziert“ in unterschiedlichen Kategorien teilgenommen – neben der Solokategorie auch in den Wertungen Zupf-Ensemble, Gitarrenduo, aber auch in der Kategorie „Neue Musik“. Wenn es zeitlich passte, habe ich die Programme auch in anderen Wettbewerben und Konzertformaten gespielt. Ich hatte große Freude daran, mich auf Wettbewerbe vorzubereiten und vor Ort weitere Musiker*innen in meinem Alter kennenzulernen sowie Programme beziehungsweise Stücke zu hören, die ich dann auch selber mal spielen wollte. Sehr unterstützt haben mich neben den Dozenten der Meisterkurse sowohl mein erster Gitarrenlehrer Thomas Oldenbürger als auch später Prof. Hubert Käppel, denen ich immer wieder dankbar bin.
nmz: Neben dem eigenen Solo-Konzertieren sind sie auch mit namenhaften Künstler*innen aufgetreten (King’s Singers, Eden Stell Guitar Duo, Hubert Käppel und Frank Haunschild –Waren keine Frauen darunter?). Was finden Sie reizvoller, wenn man das überhaupt so sagen kann?
März: Dass unter den namenhaften Künstler*innen keine Frauen dabei sind, ist natürlich ein Zufall! Ich hatte immer schon das Interesse gehabt, mit festen Ensembles ganze Konzertprogramme aufzubauen und überall zu konzertieren. Zu den ersten richtigen Ensembles gehörte das „Quartett Rheinsaiten“, das immer noch aktiv ist und konzertiert. Wir hatten uns im Jahre 2013 zusammengefunden und bildeten mit zwei Mädchen und zwei Jungen eine recht homogene Besetzung – die hat sich im Laufe der Jahre natürlich immer wieder geändert, weil einige Mitglieder entweder etwas ganz anderes oder weiter weg studieren wollten. Geblieben ist eine Besetzung mit Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Später ist zusätzlich noch das „Barrios Guitar Duo“ entstanden, das aus 50 Prozent des Quartetts besteht. Innerhalb der letzten Jahre hatte ich das Glück, auch mal mit den oben genannten Musiker*innen zusammen Musik zu machen. Das hat mich in jeglicher Hinsicht weitergebracht. Ich kann aber nicht sagen, ob es reizvoller ist – für mich ist es eher gleichwertig, denn mit allen meinen Spielpartner*innen versuche ich, gute Musik zu machen und dabei Freude am Zusammenspiel zu haben!

Jugend musiziert

nmz: Vom Gewinner von „Jugend musiziert“ zum Juror – wie kam das? Was macht an dieser Arbeit Freude?
März: Mit „Jugend musiziert“ war ich schon immer in unterschiedlicher Art und Weise verbunden. Bevor ich zur anderen Tischseite gewechselt bin, habe ich noch eine weitere Leidenschaft für mich entdecken können – nämlich das Unterrichten! Das hatte mir schon immer Freude bereitet. Es fing damit an, dass ich nach meinen eigenen ersten Gitarrenstunden meinen Eltern etwas beibringen wollte (leider ohne großen Erfolg (lacht)). Mit 13 Jahren habe ich im familiären Freundeskreis meinen ersten richtigen Schüler bekommen und nach einiger Zeit habe ich das langsam ausgebaut. Einer der ersten Schüler blieb circa 10 Jahre bei mir und war selber sehr früh erfolgreich bei „Jugend musiziert“. So war er mein erster Schüler, der dort überhaupt teilgenommen hatte und dann auch sofort die volle Punktzahl erreicht hat – da war man als sehr junger Lehrer natürlich stolz und hatte weiter darauf aufgebaut. Im darauf folgenden Jahr nahm er in der Wertung Gitarrenduo teil und kam bis zum Landeswettbewerb in der AG 2. So ging es dann auch mit weiteren Schülern weiter und mit 21 Jahren habe ich die erste Anfrage bekommen, beim Regionalwettbewerb in Wuppertal in der Jury zu sitzen. So hatte ich auch als Juror schon immer das Bedürfnis, die Teilnehmer*innen so zu motivieren, wie auch ich schon immer durch diesen Wettbewerb motiviert wurde. Sowohl als Teilnehmer, als auch als Lehrer und Juror konnte ich dort fast nur positive Eindrücke sammeln. Mittlerweile war ich sowohl in verschiedenen Regionalwettbewerben als auch in den Landeswettbewerben Schleswig-Holstein und Hamburg und zwei Mal beim Bundeswettbewerb als Fachjuror in der Jury und finde es interessant zu sehen, wie es auf den verschiedenen Ebenen abläuft. Ich habe nun einen guten Überblick, der mir beim weiteren Einsatz weiterhilft. Immer wieder hatte ich Freude an den vielfältigen Beiträgen der Teilnehmenden und auch an der Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen – nicht nur innerhalb der Jury, sondern auch mit der Organisation und den Helfer*innen vor Ort. Besonders schön ist es zu sehen, wenn alle mit Freude an die Sache gehen – nicht nur die Organisator*innen und Juror*innen, sondern vor allem die Teilnehmenden, Eltern und Lehrkräfte! In diesem Sinne freue ich mich auf die nächsten Einsätze mit neuen Aufgaben – so bin ich eingeladen beim Regionalwettbewerb Hamburg-Nord erstmals als Vorsitz einer Klavier-Jury mitzuwirken sowie auch in einer Jury beim Landeswettbewerb Schleswig-Holstein 2023.
Für das kommende Jahr wünsche ich allen Teilnehmenden, Kolleg*innen und Organisator*innen viel Erfolg und Freude!
nmz: Ihre „Einsatzgebiete“ sind sehr weit gefächert – wie die Arbeitslandschaft für MusikerInnen eben sehr viele Möglichkeiten umfasst. War Ihnen das immer schon klar? Was war Ihr Ziel, als Sie sich für ein Musikstudium entschieden hatten und wie unterscheidet sich Ihre heutige Tätigkeit eventuell davon?

Musik machen und unterrichten

März: Da haben Sie absolut Recht! Es gibt viele Möglichkeiten, die ich vorher auch nicht alle kannte. Tatsächlich war es mein Ziel, Musik zu machen, also Konzerte zu spielen und auch zu unterrichten. Ich sehe beides gleichwertig – ein gutes Gefühl entsteht auch immer wieder, wenn ich meine Erfahrungen auf der Bühne weitergeben kann. Ich versuche aber sonst immer jede Schülerin und jeden Schüler da abzuholen, wo er oder sie gerade steht – neben der Talentförderung habe ich auch an den kleinen Fortschritten, zum Beispiel im JEKI-Gruppenunterricht, große Freude. Das war bei mir allerdings schon vor dem Studium so und ich hoffe, das wird sich auch nicht ändern. Während des Studiums habe ich aber herausgefunden, dass mir das Organisieren liegt und ich habe das genutzt, um eigene Formate aufzubauen, so zum Beispiel 2015 die Konzertreihe „Jüchener Gitarrenkonzerte“ sowie 2016 das Internationale Gitarrenfestival Jüchen zusammen mit meinem Kollegen Arne Harder.

Allerdings konfrontiere ich mich selber immer wieder damit, meinen eigenen Fokus beizubehalten und gewisse Projekte, Mitgliedschaften und Ideen auszusortieren und zu überlegen, welche Möglichkeiten man tatsächlich nutzen sollte und möchte.
nmz:  Sie sind selbst noch recht jung, was würden Sie heutigen Studieneinsteigern – oder auch sehr talentierten SchülerInnen – mit auf den Weg geben?
März: Momentan arbeite ich selber an der Musikschule der Stadt Neuss auch in der Studienvorbereitenden Ausbildung (SVA) und bin daher mit dieser Frage regelmäßig beschäftigt.

Ich sehe die Lehrkräfte in der Pflicht, ihr Engagement und die Leidenschaft für die Musik und ihr Instrument weiterzuvermitteln. Dabei sollten für die Zukunft der Schüler*innen nicht die eigenen Interessen der Lehrkraft im Vordergrund stehen. Das breite Angebot, das eine Musikhochschule anbietet, sollte immer wieder vor Augen geführt werden. So möchte ein Schüler von mir in Düsseldorf Toningenieur mit Hauptfach Gitarre studieren und beschäftigt sich nun neben dem Abitur mit Musikproduktion, Theorie, Hauptfach und Nebenfach an der Musikschule als Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung.

Trotzdem versuche ich bei solchen Schülern herauszufinden, ob ihnen auch die Musikvermittlung liegen könnte. Denn die meisten Gitarristen sind letztlich damit beschäftigt, zu unterrichten, und genau damit hat man die Chance auf feste Stellen. Leider ist die Gitarre kein Orchesterinstrument und auch von den eigenen Solo- oder Kammermusikkonzerten zu leben wird besonders durch die aktuellen Krisen immer schwieriger. Man sollte sich also durch Praktika und auch Infotage an den Musikhochschulen ausprobieren und Neues entdecken. Dabei gebe ich immer wieder weiter, dass eine gute Kommunikation in allen unseren Bereichen an erster Stelle steht. Wir Musikerinnen und Musiker leben in künstlerischen, pädagogischen und anderen Bereichen von guten Kontakten und Empfehlungen – umso wichtiger ist es, regelmäßig vernetzt zu sein und wo möglich zusammenzuarbeiten, egal ob mit Veranstalter*innen, Kolleg*innen oder mit der Verwaltung der Musikschule. Das bringt nicht nur die einzelnen Personen weiter, sondern kann Neues entstehen lassen und auch die Kultur der Region und des Landes voranbringen.
nmz: Welches Ihrer Tätigkeitsfelder ist Ihnen vielleicht das Liebste?
März: Wie ich schon angedeutet habe, stehen für mich die künstlerische und pädagogische Tätigkeit gleichwertig an erster Stelle. Am liebsten konzertiere ich mit meinen festen Kammermusikgruppen und unterrichte an den beiden städtischen Musikschulen in Neuss und Dormagen.

Netzwerker

Da ich gerne organisiere und netzwerke, schenke ich auch dem Zeit und Aufmerksamkeit. In Dormagen darf ich die pädagogische und organisatorische Tätigkeit als Fachbetreuer für Zupfinstrumente sogar verbinden – das macht mir ebenfalls viel Freude. In unserer Fachgruppe sind wir gerade dabei, neben den bestehenden Instrumenten Harfe, Gitarre, E-Gitarre, E-Bass und Ukulele die Instrumente Mandoline, Baglama und Flamencogitarre fest zu etablieren und in naher Zukunft ein neues Zupf-Ensemble zusammenzustellen.
nmz: Worin sehen Sie in Zukunft Ihre Schwerpunkte? Haben Sie vielleicht schon neue Projekte in der Planung, die noch umgesetzt werden wollen?
März: Meine Schwerpunkte in der Zukunft liegen besonders in der weiteren Etablierung meiner Ensembles auch im Ausland, so zum Beispiel in England und Griechenland im kommenden Jahr, in der Talentförderung als Lehrer und Juror bei „Jugend musiziert“ sowie an den Musikschulen und natürlich in der Organisation als Fachbetreuer und des Gitarrenfestivals in Jüchen. Wenn alles gut läuft, findet es vom 17. bis 19. November 2023 wieder statt. Es soll einen Jugendwettbewerb für Gitarre solo, einen internationalen Wettbewerb, Meisterkurse, Konzerte und Ausstellungen beinhalten. Hier noch ein Link zur Website: www.juechener-gitarrenkonzerte.de/festival. Ich würde mich freuen, weitere Gitarreninteressierte kennenzulernen und ansonsten das Interesse für Gitarrenmusik zu wecken!
nmz:  Ich danke Ihnen sehr für dieses Interview und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude am Beruf des Musikers und gutes Gelingen.
März: Vielen Dank – auch für Ihre Zeit und Mühe! 

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