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Moderne Kirchenmusik „hört sich toll an“

Untertitel
Posaunenchöre und Bläserensembles mit der Uraufführung von „Rondino A(c)cento“
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Mitte September 2013 wurde im Rahmen der dritten „Hannoverschen Bläsernacht“ in der Bethlehemkirche Hannover das eigens hierfür komponierte Rondino A(c)cento von Ulrich Roscher uraufgeführt. Bei diesem etwa zehnminütigem Stück wirkten zum Abschluss des Abends alle etwa 100 Instrumentalisten der teilnehmenden Posaunenchöre und Bläserensembles zusammen.

Roschers Komposition ähnelt einem Rondo insofern, als auch hier unterschiedliche Binnenteile von immer gleichen Rahmenteilen umschlossen werden. Letztgenannte wurden zwei jeweils vierstimmigen Bläsergruppen zugewiesen, die rechts und links im Chorraum der Kirche aufgestellt waren. Ein dritter Chor war vorne vor dem Dirigenten Björn Ackermann postiert, ein vierter hinten auf der Orgelempore. Diese beiden Gruppen übernahmen zusätzlich nicht nur rhythmisch und melodisch, sondern auch klanglich differenzierte Spielaufgaben, etwa tonloses Blasen auf dem Mundrohr des Instruments oder Klopfen mit der Handfläche auf das Mundstück. Hier zeigte sich, dass auch interessante, moderne Stilistiken für ambitionierte Laien durchaus erreichbar sind. Der rote Faden und zugleich der Clou des Werks ist der Weg, den ein solistisches Bläserquintett während des Stückes durch den Raum nimmt. Das hervorragend agierende Blechbläserquintett Hannover trat an fünf verschiedenen Plätzen auf (im Vorraum der Kirche, hinten, an den Seiten, vorne, hinter dem Altar) und beeindruckte durch clusterartige Klänge. Außerdem hat Roscher den traditionellen Choral „Auf meinen lieben Gott“ in den Part der Solisten eingebaut. Die reizvolle Verbindung von Alt und Neu ist es, die an diesem Werk fasziniert, das im Auftrag des Landesposaunenwarts Henning Herzog für das Posaunenwerk der Landeskirche Hannover entstand. „Ich finde es erfreulich und wichtig“, sagte Roscher, „dass sich die Posaunenchorbewegung für moderne Stilistiken öffnet und habe dies als Komponist gerne unterstützt. Der beste Weg zum Verständnis moderner Musik ist doch der, sie selber zu spielen.“ Dieser Ansicht schloss sich auch Björn Ackermann an, der die fünf Klanggruppen mit klarer Zeichengebung souverän durch das Werk führte. „Ich hoffe und wünsche mir“, sagte Ackermann, „dass von diesem Werk, insbesondere von den schwierigen, ungewohnten Passagen, die den Profimusikern des Solistenquintetts anvertraut waren, eine Ausstrahlung auf unsere Laienbläser ausgeht in dem Sinne: ,Das ist nicht ganz leicht, aber es hört sich toll an – das will ich auch spielen können!‘“ Und wie die Reaktionen von Publikum und den Spielern am Ende des Konzerts zeigte, ist dieser Wunsch schon teilweise in Erfüllung gegangen: „Vielen Dank, das hat Spaß gemacht!“, hörte man öfter. Eine Veröffentlichung des Rondino A(c)cento im Strube Verlag (München) ist geplant. Es könnte sicherlich auch für andere Bläsertreffen interessant sein. Wer es schon einmal vorhören möchte, findet eine Wiedergabe im Internet unter www.bläsernacht.de.

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