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unüberhörbar 2020/05

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Musik von Haydn bis Penderecki
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Singing Oboe. Trygve Aarvik (Oboe), Norwegian Radio Orchestra, Ingar Bergby. LAWO +++ Josef Suk: Asrael-Symphonie. BR-Symphonieorchester, Jakub Hruša, BR Klassik +++ Aquarelles. Reynaldo Hahn: Streichquartett Nr. 2 F-Dur; Claude Debussy: Ariettes Oubliées, Streichquartett g-Moll. Noga Quartet; Siobhan Stagg, Sopran. Avi +++ Joseph Haydn: Streichquartette op. 76, Nr. 1–3. Chiaroscuro Quartet. BIS +++ Krzysztof Penderecki: Hornkonzert, Adagio for Strings, Violinkonzert Nr. 1, Threnody. Radovan Vlatkovic, Horn; Barnabas Kelemen, Violine; London Philharmonic Orchestra, Michal Dworzynski, Krzysztof Penderecki. LPO

Singing Oboe. Trygve Aarvik (Oboe), Norwegian Radio Orchestra, Ingar Bergby. LAWO

Konzertante Werke mit Oboe gehören wohl noch immer zu den Raritäten. Umso erstaunlicher ist diese CD mit gleich drei Werken norwegischer Komponisten: von Egil Hovland (Cantus VIII, 1986), Kjell Habbestad (Concerto op. 89, 2012) und Johan Kvandal (Concerto op. 46, 1977). Sie alle sind weder der einstigen Avantgarde zuzurechnen, noch biedern sich ihre Partituren neoromantisch an. Vielmehr dachten Hovland und Kvandal – von Hindemith und Bartók ausgehend – die Moderne persönlich und mit typisch skandinavischer Melancholie weiter, auch Habbestad verfängt sich nicht in bloßen Gesten. Der letzte Track (What a Wonderful World) trifft den Ton von Trygve Aarvik und das Motto der Produktion im doppelten Sinne: Singing Oboe. [Michael Kube]

Josef Suk: Asrael-Symphonie. BR-Symphonieorchester, Jakub Hruša, BR Klassik

Im Oktober 2018 hat Jakub Hruša in drei Konzerten in München das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Asrael-Symphonie, dem orchestralen Hauptwerk des Dvorák-Schwiegersohns und gewaltigen Symphonikers Josef Suk, geleitet. Der Mitschnitt erscheint hier auf CD und weist Hruša als prädestinierten Jansons-Nachfolger aus. In Jahrzehnten klang das BR-Symphonieorchester nie so gut, gestaltete kaum einmal so durchgehend sensibel musikalisch wie in dieser Darbietung. Und wer den Asrael, diese in ihrer visionären Intensität Mahler ebenbürtige Totenmusik für den Schwiegervater und die Ehefrau zugleich, in einer idealen Aufführung hören möchte, braucht keinen Moment zu zögern. [Christoph Schlüren]

Aquarelles. Reynaldo Hahn: Streichquartett Nr. 2 F-Dur; Claude Debussy: Ariettes Oubliées, Streichquartett g-Moll. Noga Quartet; Siobhan Stagg, Sopran. Avi

Zeitgenossen können Antipoden sein. Während Puder und Parfüm raffiniert aus dem spätromantischen Streichquartett Nr. 2 (1939) von Salon-Dandy Reynaldo Hahn strömen, hatte Claude Debussy anderes im Sinn: Sein einziges Streichquartett kündigt mit quellender Freude und forschender Gestik eine neue Ära an. Diese Unterschiede (beide Komponisten mieden sich) konfrontiert das Noga Quartet bewusst, und fügt provokant den Debussy-Liederzyklus „Ariettes Oubliées“ (Gedichte: Paul Verlaine) hinzu. Das kompetente Arrangement des Noga-Cellisten Joan Bachs gibt der Sopranistin Siobhan Stagg Gelegenheit, diese Melodik-Aquarelle mit delikaten Timbres zu formen.  [Hans-Dieter Grünefeld]

Joseph Haydn: Streichquartette op. 76, Nr. 1–3. Chiaroscuro Quartet. BIS

Nach den 2016 und 2017 veröffentlich­ten Haydn-Quartetten op. 20 legt das  Londoner Chiaroscuro Quartet auf höchstem Niveau nach. Der his­torischen Aufführunsgpraxis verpflichtet bestechen die Musiker*innen durch einen feinnervig-transparenten, aber nie blutarmen Ton, der erst spontan aufhorchen, dann genauer hinhören lässt. In flotten, aber keineswegs gehetzt wirkenden Tempi entlocken sie den Repertoire-Klassikern manch neue Nuance ohne forcierte Originalität. So geht Haydn im 21. Jahrhundert.

Krzysztof Penderecki: Hornkonzert, Adagio for Strings, Violinkonzert Nr. 1, Threnody. Radovan Vlatkovic, Horn; Barnabas Kelemen, Violine; London Philharmonic Orchestra, Michal Dworzynski, Krzysztof Penderecki. LPO

Die abgeklärte, bisweilen durchaus auch etwas selbstgefällige Meisterschaft des kürzlich verstorbenen Komponisten (siehe Seite 6 und 39) im Umgang mit dem Orchester ist in diesen hochwertigen Live-Mitschnitten von 2013 und 2015 nachvollziehbar. Die Solisten in den Konzert leisten Herausragendes, das Orchester, meist unter Leitung Pendereckis selbst, ist stets auf der Höhe der anspruchsvollen Partituren. Die Wirkung der „Threnody“ ist auch knapp 60 Jahre nach der Uraufführung ungebrochen. [Juan Martin Koch]

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