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Uraufführungen

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Luft von anderen Galaxien
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Vor genau hundert Jahren brach Arnold Schönberg auf, um in seinem 2. Streichquartett die Erdenschwere althergebrachter Tonalität zu verlassen und „Luft vom anderen Planeten“ zu spüren. Seit diesem Urknall von 1908 hat sich der kleine Kosmos der neuen Musik zur schillernden Galaxie geweitet und in unendlich reiche, farbenfrohe Universen verzweigt. In ähnlichem Sinne hätte Karlheinz Stockhausen an nichts größere Freude gehabt als an der Landung eines Raumschiffes vom fernen Riesenstern Sirius auf dem Köln-Bonner Flughafen, weil dies allgemein gezeigt hätte, dass es neben unserer kleinen planetarischen Welt noch ganz andere Formen von Leben, Intelligenz und Musik gibt. Das Leben ist vielstimmiger als wir denken und alles könnte immer auch ganz anders sein. Tatsächlich beginnen die fremden Paralleluniversen an den Türschwellen unserer Nachbarn und beim nächsten Besuch eines Konzerts oder Festivals. Die Uraufführungstermine im Oktober beweisen es.

Im Rahmen des 14. Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung erklingt am 1. Oktober im Leipziger Gewandhaus erstmals Hans Werner Henzes „Elogium amatissimi amici nunc remoti“ für Chor und Orchester. Tags darauf präsentiert das Gustav Mahler Jugendorchester im Konzerthaus Bozen Frank Zabels „Silver Lining“ für 23 Solostreicher. Ebenfalls am 2. Oktober ist bei den Dresdner Tagen für zeitgenössische Musik Maria de Alvears „Colorful Penis“ zu erleben, eine „Opern­ereignisstudie“, vor der die in Köln lebende Spanierin Mitte der 1990er-Jahre bereits die beiden Sehnsuchtszeremonien „Sexo“ und „Vagina“ komponiert hatte. Im selben Festspielhaus Hellerau folgt am 3. Oktober die Uraufführung von Martin Smolkas „En tractant“ für das Ensemble Ascolta. Und am selben Abend spielt das Klangforum Wien im Wiener Konzerthaus zum ersten Mal „Dort links ging’s in die Stadt!“ von Nicolaus A. Huber.

Am 11. Oktober führt das Ensemble Modern in der Alten Oper Frankfurt (Folgeaufführung am 14.10. im Berliner Konzerthaus) erstmals die musikalischen Echos auf, die ein vom Siemens Arts-Program angeregter und finanzierter Istanbul-Aufenthalt bei Mark Andre, Beat Furrer, Samir Odeh-Tamimi und Wladimir Tarnopolski hinterließ. Und in der Berliner Philharmonie wird am selben Abend Helmut Oehrings „Memoratorium Goya II – Yo lo vi“ uraufgeführt. Bei der Münchner musica viva sind am 17. Oktober erstmals Werke von Caspar de Gelmini, Manos Tsangaris und Andreas Dohmen zu hören. Und die Donaueschinger Musiktage präsentieren vom 17. bis 19. Oktober fast zwanzig Novitäten, während am 19. Oktober das Ensemble musikFabrik im WDR Köln Olga Neuwirhts „… miramondo multiplo …“ sowie zwei Arrangements von Stücken Sun Ras zur Uraufführung bringt. Das Festival „Utopie jetzt!“ für neue Musik in Mühlheim an der Ruhr bietet vom 24. bis 26. Oktober Uraufführungen von Mohamed Saad Basha, Matthias Kaul und Jihyun Kim. Am selben Wochenende findet im belgischen Leuven das Transit-Festival statt, mit zahlreichen neuen Werken flandrischer Komponisten sowie von Christopher Fox, Richard Barrett und Walter Zimmermann. Und zur selben Zeit beginnen im litauischen Vilnius die IGNM-Weltmusiktage, die bis zum 8. November ausgewählte Werke von Komponisten aus circa fünfzig Mitgliedsländern hören lassen.

Weitere Uraufführungen

11.10.: into Istanbul – Mark Andre,
Beat Furrer, Samir Odeh-Tamimi und Vladimir Tarnopolski, Alte Oper Frankfurt www.nmz.de/media
12.10.: Helmut Oehring, Detlev Glanert, neue Werke, Konzerthaus Berlin
12.10.: Manfred Stahnke, HinterHofMusik, Tonhalle Düsseldorf
14.10.: Adriana Hölszky, Lichtfelder für Violine und Orgel, Salzburg
15.10.: Charlotte Seither, Klaviertrio, Saarbrücken
21.10.: Arvo Pärt, O-Antiphonen für 8 Violoncelli, Muziekgebouw Amsterdam
22.10.: Philipp Maintz, archipel für Orchester, Aachen
23.10.: Aseon Han, Metamorphose 1 für das ensemble aventure, SWR Freiburg
25.10.: Nicolaou Vassos, Nodes für das dissonART ensemble aus Thessaloniki, WDR Köln
29.10.: Kurt Schwertsik, Herr K. entdeckt Amerika für Orchester, Festspielhaus Salzburg
31.10.: Miroslav Srnka, 13 Lieder nach Postkarten von Jurek Becker, Kasseler Musiktage

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