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Orchesterleitungsunterricht in einer Kirche: Eine Frau gibt einer jüngeren Frau mit Taktstock Feedback für ihr Dirigat/ihre Probe mit einem Orchester.

Während der Probenphase zu den Werkstattkonzerten. Foto: Dirk Schelpmeier 

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Persönlich, praxisnah und voller Perspektiven

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Kirchenmusik studieren an der Hochschule für Musik Detmold
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Durch das geöffnete Fenster des Gartensaals dringen die Klänge eines Chors nach außen. In der Kapelle am Palaisgarten brennt noch bis 22 Uhr das Licht – begleitet von Orgelmusik, mal Bach, mal Messiaen. Mitten in dieser Atmosphäre: Kirchenmusikstudent Sebastian Schmidke, für den die Vorteile Detmolds gegenüber einem Studienort in einer Großstadt auf der Hand liegen.

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„Ich kann mir keine bessere Stadt zum Studieren vorstellen“, sagt er überzeugt. Schon die ersten fünf Sekunden des neuen Imagefilms der Hochschule, der Schmidke porträtiert, vermitteln Sympathie – und spiegeln seine Begeisterung wider. „Hier bekommt man schnell einen Überblick, arbeitet studiengangsübergreifend und knüpft mühelos Kontakte.“ Doch nicht nur deshalb fiel dem gebürtigen Aachener die Wahl des Studienorts leicht. Nach seiner C-Ausbildung, die er als ideale Vorbereitung beschreibt, war der Schritt zum Kirchenmusikstudium an der HfM Detmold für ihn konsequent – und richtig.

Den Anfang nahm alles mit dem Chorsingen. „Das war neben dem Klavierunterricht meine musikalische Wiege“, erinnert er sich. Früh sei ihm bewusst geworden, wie sehr Musik Menschen miteinander verbindet – generationenübergreifend, unabhängig von Herkunft oder Bildung. Dieses Erleben prägt ihn bis heute. Über ein Schulmusikstudium in Köln führte ihn sein Weg in den Orgelbau – ein handwerklich intensiver Beruf, der für seine weitere Entwicklung zentral wurde.

Viele Studieninteressierte richten ihren Blick zunächst auf Metropolen wie Berlin oder Leipzig. Schmidke aber hebt gerade die Überschaubarkeit als Stärke hervor: „Man kommt hier schneller in Kontakt mit anderen. Die Hochschule ist familiär, die Wege sind kurz – und das Kulturangebot, nicht zuletzt durch das Landestheater und die Musikhochschule, erstaunlich vielfältig.“

Diese Nähe prägt den Studienalltag. Im Zentrum steht der Einzelunterricht – in Chorleitung, Orgelspiel oder Partiturstudium. Wer Kirchenmusik in Detmold studiert, wird gleichermaßen gefordert wie gefördert. Bereits ab dem zweiten Bachelor-Semester erhalten Studierende die Gelegenheit, Werkstattkonzerte zu dirigieren – mit professionellem Orchester und Hochschulchor. „Das ist keine Trockenübung, sondern gelebte Praxis“, betont Schmidke. Denn genau das findet man auch im späteren Berufsleben vor. 

Fünf verschiedene Chöre stehen zur Verfügung – vom Kammerchor bis zum Hochschulchor. Mit ihnen werden regelmäßig größere Werke der Kirchenmusik erarbeitet. Die Einheit wird von den beiden Chorleitungsprofessorinnen Franziska Kuba und Anne Kohler betreut. Den Abschluss jedes Semesters bildet das öffentliche Werkstattkonzert, in dem das Erarbeitete präsentiert wird. „Man wächst an diesen Aufgaben – musikalisch und menschlich“, sagt Schmidke.

Ein Alleinstellungsmerkmal des Detmolder Kirchenmusikstudiums ist die sogenannte „Historische Orgelroute OWL“. Die Region Ostwestfalen-Lippe zählt zu einer der bedeutendsten historischen Orgellandschaften in Deutschland. An Orten wie Marienfeld, Höxter, Corvey oder Borgentreich finden sich hervorragend erhaltene Instrumente aus dem 17. und 18. Jahrhundert – viele denkmalgeschützt, einige weltweit einzigartig.

„Diese Orgeln zu spielen, ist wie ein Dialog mit der Geschichte“, beschreibt Schmidke. Als Musiker wie auch als Fachmann schätzt er diese Instrumente aus doppelter Perspektive: Neben dem Studium arbeitet er bereits als Orgelsachverständiger für die Evangelische Kirche im Rheinland – ein eher ungewöhnlicher Weg. „Normalerweise beginnt man damit erst nach dem Studium“, erklärt er. „Aber durch meine Orgelbauausbildung hat sich das früher ergeben.“

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Orgelunterricht an einem Sonnenlichtgefluteten Orgelstuhl: Ein jüngerer Mann sitzt an einer Dreimanualigen Orgel. Ein etwas älterer Mann beobachtet ihn dabei. Im Hintergrund ist ein großes Fenster mit klarem Glas.

Kirchenmusikstudent Sebastian Schmidke beim Unterricht mit Hauptfachprofessor Matthias Neumann (im Hintergrund die Kulisse des Palaisgartens). © HfM Detmold/Plettenberg

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Wenn eine Kirchengemeinde beispielsweise mit einem verstimmten Instrument oder beschädigten Pfeifen konfrontiert ist, kommt er ins Spiel. „Ich erstelle Gutachten, katalogisiere Schäden und entwerfe Leistungsverzeichnisse für Restaurierungen.“ Eine anspruchsvolle Aufgabe, die er in Zukunft hauptamtlich fortführen möchte.

Das Kirchenmusikstudium in Detmold ist breit aufgestellt und überschreitet bewusst konfessio­nelle sowie stilistische Grenzen. Konzertreisen, Kooperationen mit Hochschulen in Hamburg und Groningen sowie internationale Meisterkurse sorgen für vielfältige Impulse. Erst kürzlich reisten die Orgelklassen der beiden Professoren Matthias Neumann und Tomasz Adam Nowak nach Berlin, um bedeutende Orgeln zu besichtigen und zu spielen.

Besonders freut er sich auf den anstehenden Meisterkurs mit Hans-Ola Ericsson, einem der weltweit renommiertesten Orgelvirtuosen. „Dass Persönlichkeiten wie er nach Detmold kommen, spricht für das hohe Ausbildungsniveau“, sagt er. Auch Künstler wie Daniel Roth oder Olivier Latry waren bereits zu Gast.

Was braucht es heute für eine erfolgreiche Karriere in der Kirchenmusik? „Offenheit“, sagt Schmidke ohne Zögern. „Man muss bereit sein, sich stilistisch breit aufzustellen.“ Heute gehe es auch darum, neue Formate zu entwickeln, generationenübergreifende Projekte zu initiieren, musikalische Bildungsarbeit zu leisten – und dies auf hohem künstlerischem Niveau. Nicht zuletzt sei Freude am Umgang mit ganz unterschiedlichen Menschen ein zentraler Bestandteil.

Die Hochschule für Musik Detmold bietet dafür ein durchdachtes, breit gefächertes Studienangebot: Von der frühzeitigen Förderung im Detmolder Jungstudierenden-Institut (für 12- bis 18-Jährige) über Bachelor- und Masterstudiengänge in Kirchenmusik, Orgel und Orgelimprovisation bis hin zum Konzertexamen. Die Eignungsprüfungen sind anspruchsvoll, doch wer sie besteht, findet in Detmold exzellente Studienbedingungen: gute Übemöglichkeiten, bezahlbaren Wohnraum und eine intensive individuelle Betreuung.

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