Die neu gegründete Orchesterkooperation zwischen dem Konservatorium Maastricht, dem Conservatoire Royal de Liège und dem Standort Aachen der Hochschule für Musik und Tanz Köln startet mit Mahlers 9. Sinfonie im Eurogress Aachen.
Foto: Christian Nielinger
Pionierprojekt am Dreiländereck
„Wer nicht übertreibt, ist uninteressant“, hat Gustav Mahler einmal gesagt. Ein Leitspruch, der schöner nicht passen könnte auf das ambitionierte Projekt, das am 28. Januar diesen Jahres in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Rektor*innen der Musikhochschulen Maastricht, Liège und Köln/ Aachen vorgestellt wurde: Erstmalig in der Geschichte der drei Hochschulen wird es im Dezember eine länderübergreifende Orchester-Kooperation geben, in der sich drei Orchester zusammenschließen und einen großen, gemeinsamen Klangkörper bilden. Es wird ein wahrhaft europäisches Orchester, denn die Achse, auf der sich diese Zusammenkunft abspielt, ist das Dreiländereck zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Die Proben finden auf Englisch statt, doch verbinden wird die zahlreichen jungen Musikerinnen und Musiker eine andere Weltsprache: die menschheitsumarmende Musik Gustav Mahlers. Gestartet wird im Jubiläumsjahr der Hochschule für Musik und Tanz Köln mit keinem geringeren Werk als Mahlers 9. Sinfonie in D-Dur. Unter der Federführung des Konservatoriums Maastricht und unter der musikalischen Leitung von Arjan Tien wird das Werk am 11. Dezember 2025 in Maastricht aufgeführt. Am 15. Dezember um 19 Uhr darf man sich dann auf die Aachener Aufführung im großen Saal (Europasaal) des Eurogress Aachen freuen und am 18. Dezember auf eine Aufführung in Liège. Die Proben finden immer im „Austragungsland“ statt, das heißt in diesem Jahr begrüßt Maastricht die Studierenden der drei Länder in seinem Konservatorium. Dazu reisen die Studierenden für fünf Probentage nach Maastricht, um dort im großen Saal der Opera Zuid gemeinsam zu proben.
Ziel der neuen Kooperation ist es, mit Studierenden der drei Hochschulen große sinfonische Literatur zu erarbeiten. So wird durch die Zusammenarbeit die Möglichkeit geschaffen, Werke zu realisieren, die von den Hochschulstandorten nicht besetzt werden können. Zudem eröffnet sie Begegnungen und den internationalen Austausch von Studierenden. Das Programm wird im zweijährigen Turnus unter wechselnder musikalischer Leitung an allen drei Standorten zur Aufführung gebracht.
Das Projekt beweist auf künstlerischer Ebene, was politisch zuweilen ins Hintertreffen gerät, nämlich dass man durch Grenzen, Isolation und Protektionismus weit weniger erreicht als durch Begegnung, Zusammenschluss und Kooperation. Damit feiert es den Kern der europäischen Idee: in Vielfalt geeint zu sein und führt zugleich vor Augen, dass diese Idee nicht nur ein politisches Konstrukt, sondern eine gelebte kulturelle Realität sein kann. In der künstlerischen Praxis wird sichtbar, wie Austausch und Offenheit kreative Energien freisetzen, die über nationale Perspektiven hinausweisen und ein gemeinsames Verständnis von Zugehörigkeit und Verantwortung ermöglichen. Der Orchesterapparat für Mahlers Neunte ist enorm: vier- bis fünffach besetztes Holz, eine Armada an Schlagwerk, zwei Harfen, zwei Paukensätze, 16 erste Violinen, 14 zweite… Doch gemeinsam mit drei Hochschulen ist diese Besetzung nicht nur gut zu bewältigen, sondern werden die Plätze beinahe knapp – die Vielzahl der Anmeldungen zeigt: jede/r Studierende möchte gerne einmal Mahlers Neunte spielen, die sowohl hohe technische als auch interpretatorische Herausforderungen an die Nachwuchsmusiker*innen stellt. Prof. Timo Handschuh, Dirigent des Hochschulorchesters und geschäftsführender Direktor des Standorts Aachen, begrüßt die Zusammenarbeit sehr: „Ich freue mich riesig auf diese neue Zusammenarbeit mit den Konservatorien Maastricht und Liège. Die Möglichkeit, dadurch sehr groß besetzte sinfonische Literatur zu spielen, schenkt den Studierenden eine neue Dimension ihrer Ausbildung. Es ist etwas ganz besonderes, dass junge Musiker*innen aus drei europäischen Hochschulen zusammenkommen, um gemeinsam die Herausforderung von Gustav Mahlers 9. Sinfonie zu meistern und dabei voneinander zu lernen. Wir hoffen damit auf einen noch vitaleren künstlerischen Austausch und Zusammenhalt innerhalb unserer Euregio.“
Auch die neue Rektorin der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Prof. Andrea Raabe, begrüßt diese Form der länderübergreifenden Zusammenarbeit ausdrücklich: „Diese Kooperation eröffnet wertvolle Möglichkeiten für den Austausch von Studierenden und Lehrenden und die gemeinsame Realisierung anspruchsvoller künstlerischer Projekte. Sie trägt entscheidend dazu bei, die internationale Vernetzung der Hochschule weiter zu stärken und kulturelle Vielfalt lebendig erfahrbar zu machen.“ 2027 wird unter der Leitung des Conservatoire Royal de Liège in Zusammenhang der Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum des Conservatoire ein weiteres Programm erarbeitet. 2029 wird die musikalische Leitung des Gemeinschaftsprojektes dann bei der Hochschule für Musik und Tanz Köln / Standort Aachen liegen. Europäischer geht es nicht.
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