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Mozart Brief

Der früheste erhaltene Brief des 13jährigen Mozarts

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Kölner Sammlerfamilie verschenkt wertvolle Mozart-Briefe

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«Mein armes Weiberl befindet sich ein wenig unpasslich.» In einem Bettelbrief weist Wolfgang Amadeus Mozart auf seine Lebensumstände hin. Die Handschrift ist jetzt wieder in seiner Heimat.

Ein Vierjähriger sitzt am Tisch, taucht ungeschickt die Feder ins Tintenfass und komponiert ein Klavierkonzert. Sein Vater prüft die Komposition - und bricht angesichts des Könnens seines Sohnes in Tränen aus. Aber das Stück ist extrem schwer, auch der junge Komponist Wolfgang Amadeus Mozart kann es nicht spielen. Diese Szene schildert ein Freund der Mozart-Familie in einem Brief. Die Original-Handschrift gehört zu den zwölf Autographen, die die Internationale Stiftung Mozarteum in Salzburg von einer Kölner Sammlerfamilie fast komplett geschenkt bekommen hat.

«Diese Sammlung hätten wir nicht kaufen können», sagt der wissenschaftliche Leiter der Stiftung Mozarteum Ulrich Leisinger. Jede einzelne Seite von Mozart koste auf dem Markt rund 100.000 Euro. Die Dokumente der Mozart-Familie aus der Sammlung von Hans Joachim Eggers seien der bedeutendste Zuwachs für das Mozarteum seit 100 Jahren.

«Ich kann izt nicht zahlen»

Der 2016 gestorbene Virologe habe 30 Jahre lang die wichtigste private Mozart-Sammlung in Deutschland aufgebaut, so die Stiftung. Seine Erben erfüllten nun seinen Wunsch, die Blätter an die Stiftung weiterzureichen.

«Ich kann izt nicht zahlen, nicht einmal die hälfte!», schildert Mozart am 15. Februar 1783 seine Geldnöte in einem Brief an eine Gönnerin. «Ich bitte Euer gnaden ums Himmelswillen, helfen Sie mir meine Ehre und guten Nammen nicht zu verlieren!», hofft der 27-Jährige auf Unterstützung. «Mein armes Weiberl befindet sich ein wenig unpasslich, und folglich kann ich sie nicht verlassen», begründet er, warum er brieflich, aber nicht persönlich um Geld bittet.

Dass das Musikgenie (1756-1791) immer wieder finanzielle Sorgen hatte, ist bekannt. Das lag weniger an mangelnden Einnahmen als an großen Ausgaben.

Zeitzeuge: Alle Sinne Mozarts galten der Musik

Aus Leisingers Sicht sind unter den Dokumenten einige besonders wertvoll: Die einzige Abschrift des Miserere KV 85 aus dem Jahr 1770, ein Brief, in dem Mozart mit seiner Schwester im Sommer 1787 abschließend den Nachlass des gerade gestorbenen Vaters regelt, und die Aufzeichnungen des Salzburger Hoftrompeters Johann Andreas Schachtner mit Anekdoten aus Mozarts Kinderjahren.

«So bald er mit der Musik sich abzugeben anfieng, waren alle seine Sinne für alle übrige Geschäfte, so viel als todt, und selbst die KindereF9en, und Tändelspiele mussten, wenn sie für ihn interressant seF9n sollten, von der Musik begleitet werden», erinnert sich Schachtner in einem Brief an Mozarts Schwester an die überwältigende Faszination der Musik für den kleinen Mozart.

Die Stiftung besitzt die weltweit größte Sammlung an originalen Schriftstücken der Mozarts. Sie umfasst mehr als die Hälfte aller bekannten Schriftstücke der Mozart-Familie, darunter etwa 200 Originalbriefe Mozarts. Die neuen Dokumente sind bis zum 1. Februar 2026 in Mozarts Wohnhaus in Salzburg zu sehen.

 

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