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Zukunft des Deutschen Fernsehballetts 2016 gesichert. Foto: Deutsches Fernsehballett
Deutsches Fernsehballett wird Ende 2021 aufgelöst. Foto: Deutsches Fernsehballett
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Deutsches Fernsehballett wird Ende 2021 aufgelöst

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Berlin - Immer wieder aufgerappelt und nun doch am Ende: Das in der DDR gegründete Deutsche Fernsehballett soll Ende 2021 aufgelöst werden. Bis auf den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) seien die anderen Sender nicht mehr bereit, für die Tänzer zu zahlen, sagte Geschäftsführer Peter Wolf am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Es rechnet sich einfach nicht mehr.»

Zuvor hatte die «Bild am Sonntag» darüber berichtet. Seit 2017 habe es keinen Auftrag mehr vom ZDF gegeben, beklagte Wolf. Er habe deshalb den MDR um eine Beendigung der fast 30-jährigen Zusammenarbeit gebeten - dem sei entsprochen worden. Nach dem Mauerfall hatte der Sender laut Wolf das Ensemble übernommen und damit gerettet. Die Tanztruppe trat demnach als Gast in MDR-Shows von Florian Silbereisen, Stefanie Hertel und Kai Pflaume auf.

Gegründet wurde das Ensemble 1962 vom Deutschen Fernsehfunk der DDR. Nicht nur Kostüme, Musik und Bewegungen waren exotisch. Zu den bekannten Solistinnen gehörten die Ungarin Emöke Pöstenyi sowie die Halbamerikanerin Susan Baker, die in der DDR Starstatus genossen. Das Ballett trat auch in der DDR-Unterhaltungssendung «Ein Kessel Buntes» auf, die Truppe glänzte mit Hunderten Choreografien.

Das Deutsche Fernsehballett mit 32 Tänzerinnen und Tänzern aus 18 Nationen gehört - wie das Tanzensemble am berühmten Berliner Friedrichstadtpalast - zu den Größen der ostdeutschen Showbranche. Dabei glückten freilich nicht alle Auftritte: Ein Engagement des Balletts für den umstrittenen Machthaber Tschetscheniens auf Kosten der Gebührenzahler löste Proteste aus.

Wolf übernahm dann das Ballett 2012 vom MDR in Privatregie. 2014 konnte das drohende Ende noch mit Hilfe von Prominenten abgewendet werden. Um Aufträge musste weiter gerungen werden. Die Compagnie tanzte etwa zu Auftritten des Geigers David Garrett oder zum Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach im Berliner Dom. Der MDR halte dem Fernsehballett bis zum Schluss die Treue, bedankte sich Wolf.

Der Deutsche Kulturrat hatte das Fernsehballett 2014 auf die Liste bedrohter Kulturinstitutionen gesetzt. Es hieß, die Tanz-Truppe sei ein wichtiger Teil von guter Unterhaltung, der ebenso geschützt werden müsse wie etwa ein Opernhaus.

Nun gibt es einen Abschied auf Raten. Alle Verträge bis Ende nächsten Jahres werden erfüllt, wie der Geschäftsführer versicherte. In diesem Jahr seien noch zwölf TV-Shows im MDR geplant, darunter am 7. Februar beim Semperopernball. Im Dezember soll im Fernsehen dann endgültig Schluss sein. Im Frühjahr 2021 will das Deutsche Fernsehballett noch auf Abschiedstournee gehen.

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