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Dresdner Frauenkirchen-Orgelstreit eskaliert

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Im seit Jahren andauernden Streit um eine Rekonstruktion der Silbermann-Orgel oder den Bau eines neuen Instruments für die Dresdner Frauenkirche bleiben die Fronten verhärtet. Der Stiftungsrat möchte den Bauauftrag an die Straßburger Firma Kern Vergeben. Sachsens Orgelbauer Protestieren.

Dresden (ddp). Empörte Reaktionen löste die Absicht des Stiftungsrates aus, die Firma Kern in Straßburg mit dem Bau einer neuzeitlichen Orgel "in Anlehnung an Silbermann" zu beauftragen. Dem wird entgegen gehalten, dass in Sachsen traditionsreiche Orgelbauer von internationalem Ruf jahrzehntelange Erfahrungen bei der Betreuung von Instrumenten des berühmten sächsischen Meisters Gottfried Silbermann (1683-1753) besitzen.

Kuratorium und Stiftungsrat hatten am 10. Februar trotz zahlreicher Einwände den Beschluss vom Vorjahr bekräftigt, dass es "keine Imitation der Silbermannorgel von 1736" geben könne, weil dazu ausreichende Dokumentationen fehlten. Während der vergangenen Monate hatte sich jedoch eine zunehmende Zahl anerkannter Experten im In- und Ausland vehement gegen diese Auffassung der Orgelkommission gewandt. Trotz Mahnungen zu sachlicher Zurückhaltung häuften sich seitdem gegenseitige Vorwürfe und Unterstellungen. Zur Zeit fordert die Pro-Silbermann-Gruppe von der Kommission die restlose Offenlegung ihrer Konzeption, während der Stiftungsrat jede Auskunft bis zur Entscheidung über Auftragsvergabe und Finanzierung verweigert.

Inzwischen hat die Dussmann-Stiftung ihre Zusage ausgesetzt, den Orgelbau mit 1,5 Millionen Euro zu unterstützen. Nobelpreisträger Günter Blobel, einer der gewichtigsten Spender und Mäzene für den Wiederaufbau der Frauenkirche, hat seinen Sitz im Kuratorium verlassen.
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