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Starke Verbundenheit mit dem Geburtsland: Menahem Pressler. Foto: T. Kollmer
Magdeburg trauert um Ehrenbürger Menahem Pressler. Foto: T. Kollmer
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Magdeburg trauert um Ehrenbürger Menahem Pressler

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London - Der Pianist und Gründer des Beaux Arts Trios Menahem Pressler ist nach Angaben der Indiana University Bloomington am Samstag in London im Alter von 99 Jahren gestorben. Für den gebürtigen Magdeburger stand die Leidenschaft für die Musik und die Neugier auf sie stets im Vordergrund. Lebenslang setzte er sich für Aussöhnung ein.

Pressemeldung des Theaters Magdeburg

 

Ehrliche Liebe zur Musik Abschied von einem legendären Musiker

Gebürtiger Magdeburger Pianist Menahem Pressler verstorben

Prof. Menahem Pressler verstarb am vergangenen Samstag im Alter von 99 Jahren. Als begnadeter Pianist und Kammermusiker wird der Ehrenbürger der Stadt Magdeburg der internationalen Musikwelt in Erinnerung bleiben. Das Theater Magdeburg ist tief bewegt und gedenkt des Ausnahmekünstlers und seiner Lebensleistung. Für die Musikerinnen und Musiker der Magdeburgischen Philharmonie sowie das gesamte Theater ist die langjährige Zusammenarbeit eine dankbar empfangene Ehre.

„Mit Menahem Pressler hat die Musikwelt einen großen Künstler verloren, bei dem die Leidenschaft für die Musik und die Neugier auf sie stets im Vordergrund standen. Seine Gesten der Aussöhnung und Verständigung empfinden wir als großes Geschenk eines großherzigen Menschen an unser Orchester, das Theater und die Stadt Magdeburg“, würdigt der Orchestervorstand der Magdeburgischen Philharmonie.

2005 wurde Pressler von Bundespräsident Horst Köhler in Magdeburg mit dem Deutschen Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet. Im September 2009 wurden für die von dem NS-Regime vertriebene jüdische Familie Presslers Stolpersteine in Magdeburg verlegt. Im November 2009 erhielt er die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt. Für Karen Stone, damalige Generalintendantin des Theaters Magdeburg, war die Zusammenarbeit mit Pressler eine Herzensangelegenheit. Sie lud den Ausnahmekünstler auf die Opernhausbühne seiner Heimatstadt. Zwischen Pressler und dem ehemaligen Chefdirigenten Kimbo Ishii sprang der künstlerische Funke über. Seitdem gehörte die Magdeburgische Philharmonie zum ausgewählten Kreis von Orchestern, mit denen Pressler regelmäßig konzertierte.

Nach dem anrührenden Solorezital mit flammender Versöhnungsrede anlässlich der Verleihung seiner Ehrenbürgerwürde 2009 war der Musiker von 2011 bis 2017 mit einer Ausnahme jährlich gemeinsam mit der Magdeburgischen Philharmonie zu erleben, 2013 auch beim Konzert der Landesregierung im Dom zu Magdeburg. Unter der Leitung von Kimbo Ishii erklangen Werke von Mozart und Beethoven. Insbesondere Presslers Mozart-Interpretationen waren es, die seine Zuhörenden in den Bann zogen und von der Kritik regelmäßig hochgelobt wurden. Am 16. Dezember 2016 feierte Menahem Pressler in Magdeburg seinen 93. Geburtstag im Magdeburger Opernhaus. Es folgte ein Kammerkonzert mit Musikern der Magdeburgischen Philharmonie in der Magdeburger Staatskanzlei. Ein letztes Mal musizierte Pressler mit dem Orchester seiner Heimatstadt im September 2017.

Für das Theater Magdeburg ist die Zusammenarbeit mit Menahem Pressler eine Ehre: „Wir sind dankbar mit ihm aufgetreten zu sein. Es ist eine große Freude, dass diese wunderbare Zusammenarbeit 2016 durch Liveaufnahmen der gemeinsamen Mozartkonzerte dokumentiert ist und als CD erschien. Sein Adagio aus dem Klavierkonzert A-Dur KV 488 von Mozart, das wir mit ihm zu musizieren das Vergnügen hatten, atmete den Geist partnerschaftlichen Musizierens im schönsten kammermusikalischen Sinn, innig und elegant“, erinnert sich der Orchestervorstand.

Der Pianist Menahem Pressler war sowohl als Solist als auch als Kammermusiker einer der angesehensten Künstler und gefragtesten Lehrer der Welt. Der Gründer des legendären „Beaux Arts Trios“ war immer auf der Suche nach der „göttergleichen Wahrheit“ jeder Komposition. Der in Magdeburg geborene Menahem Pressler musste 1939 mit seiner jüdischen Familie nach Palästina fliehen. Seine künstlerische Laufbahn begann in den Vereinigten Staaten im Alter von 17 Jahren, als er den Ersten Preis beim Internationalen Debussy-Klavierwettbewerb gewann. Seine ehrliche Liebe zur Musik ermöglichte eine Versöhnung nach dem Krieg, um den kulturellen Kontakt zu seiner Heimat halten und vertiefen zu können. Mit ihm geht ein Künstler von absoluter Weltklasse und ein wahrhaft Großer der alten Schule.

 

Steinmeier zum Tod des Pianisten Pressler: beseeltes Musizieren

Berlin/London (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den gestorbenen Musiker Menahem Pressler als «großartigen Menschen und begnadeten Pianisten» gewürdigt. Der Gründer des Beaux Arts Trios war nach Angaben der Indiana University Bloomington am Samstag in London im Alter von 99 Jahren gestorben.

Der deutsch-israelische Musiker habe den NS-Terror und die Verfolgung der europäischen Juden selbst erfahren, schrieb Steinmeier nach Angaben des Bundespräsidialamtes vom Montag. «Umso dankbarer waren wir, dass er sich nicht von Deutschland abgewandt hatte.» Mehr als ein halbes Jahrhundert sei er Herz und Seele des Beaux Arts Trios gewesen, bis er im 85. Lebensjahr eine einzigartige Solokarriere begonnen habe.

«Glück ist mein größtes Talent», zitierte Steinmeier den Pianisten. «Dieses Glück übertrug sich beim Spielen auf die Zuhörer - stets wurde man Zeuge eines beseelten, glücklichen Musizierens.» Mit Innigkeit und großer Eleganz habe Pressler die Werke der Musikliteratur in ihrer ganzen Tiefe und Vielschichtigkeit neu ausgemessen. «Unzähligen Musikfreunden auf der ganzen Welt hat er auf diese Weise beglückende Erlebnisse beschert.»

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