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Aber bitte keine vier Punkte

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Zu Michael Jennes Artikel „Aber bitte mit Weiterleitung“, nmz 6-09, S. 30
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Den Ausführungen des Autors kann ich nur lebhaft zustimmen. Mehrfach und regelmäßig in die heikle Welt der Wettbewerbsthematik involviert – so als Mutter, Jurorin, Hochschuldozentin und Lehrerin mehrerer Preisträger, darunter einer ersten Bundespreisträgerin – hat mich Herrn Jennes Artikel dazu angeregt, ein Ereignis beim diesjährigen Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ in Mannheim zu schildern.

Eines der teilnehmenden Klavier-Duos der Altersgruppe III  wurde mit der niedrigsten Punktezahl, die überhaupt möglich ist, durch die amtierende Jury bedacht: Vier Punkte, in Worten: „teilgenommen“ – mehr nicht. Ein für mich nicht nachvollziehbarer Akt – zumal ich sämtliche Teilnehmer dieser Altersgruppe gehört habe und die Bewertungen die Spannweite der tatsächlich gebotenen Leistungen in keinster Weise widerspiegelte.
Vier Punkte – ein vernichtendes Urteil. Dieter Bohlen, auf den Herr Jenne in seinem Artikel treffend hinweist, hätte es so formuliert: „Das war einfach nur Scheiße!“

Da stellt sich die Frage: Wie kann es zu einer solchen Bewertung kommen? Wie schlecht muss man eigentlich spielen, um diesen Negativ-Rekord zu erreichen? War diese Bewertung gar als eine Art psychische Züchtigung zu verstehen? Oder war es einfach nur ein Machtrausch, der die Urteilsfähigkeit der Juroren kurzfristig außer Kraft setzte? Jeder ernstzunehmende Pädagoge muss sich doch fragen: Wie wirkt eine solche Bewertung auf die Teilnehmer? Zumal auf Jugendliche, die Motivation und gewisse Erfolgserlebnisse für ihre Entwicklung brauchen? Spiegelt eine solche Platzierung den doch primär jugendpflegerischen Gedanken von „Jugend musiziert“ in angemessener Weise wider? Zumal auf regionaler Ebene? Sicher nicht. Eine solche Platzierung ist einfach nur diskriminierend. Und eine Jury, die so wertet, outet sich als unsensibel und unpädagogisch. Zwar gehe ich mit Herrn Jennes Argumentation absolut konform: Es muss nicht immer ein erster Preis sein. Doch es müssen auch keine vier Punkte sein. Wenn man als Juror auch nur einen Funken Verantwortungsgefühl für die Jugendlichen hat, kann es zu einer solchen Wertung auch nicht kommen.

Beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ sollte nach wie vor die Begegnung musikbegeisterter Jugendlicher im Vordergrund stehen. Wenn der Wettbewerb darüberhinaus auch das gemeinsame Musizieren fördert, dann ist es schön. Wenn eine bestmögliche Vorbereitung gute Ergebnisse zeitigt – umso besser.  Was aber die Bewertung mit vier Punkten betrifft: Hier möchte man nochmals Dieter Bohlen zitieren, diesmal aber in Schussrichtung der betreffenden Jury. 

„Jugend musiziert“ – ja, bitte! Aber bitte keine vier Punkte – mit der Bitte um Weiterleitung ...

Daniela Willimek, Bretten, via E-Mail

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