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Der gekaufte Misserfolg

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Es hat doch etwas Beruhigendes: Die größten Fußballvereine Europas setzen heute absurde Millionenbeträge ein, um sich gegenseitig die besten Spieler wegzukaufen. Aber gerade die finanzstärksten müssen heute erleben, dass sich die Siege nicht einfach erkaufen lassen. Sie fliegen wie in dieser Saison die Königlichen von Madrid (und in kleinerem Rahmen die Bayern) auf die Schnauze, weil die erlesene Equipe in ihren Fugen knirscht und sich Wert und Wert einfach nicht zum erhofften Mehrwert zusammenfügt.

Den Dummköpfen im Management fällt freilich nichts Besseres ein, als eine weitere Aufstockung der Finanzen zu fordern. Der Glaube, alles sei käuflich, wenn man nur den richtigen Preis zahlt, ist ungebrochen. Nun gut, könnte man sagen: Sollen doch die Fußballverrückten machen, was sie wollen. Was geht das die Kultur an?

Aber leider unterscheiden sich die Mechanismen der Verwertung, sei es nun von einem rollenden Ball oder von einem schönen Klang, längst nicht mehr so gravierend, wie wir es uns noch in permanenter Selbsttäuschung einreden wollen. Auch im Musikbetrieb ist der Glaube an die Käuflichkeit des Erfolgs immer mehr auf dem Vormarsch. Der Begriff des „Traumpaars der Oper“ korrespondiert vernehmlich mit dem Traumduo im Sturm (warum arbeitet die Werbung heute immer mit diesem Nachtbegriff, so als könne er Qualität per Dekret einlösen?).

Als solches waren jetzt in München Anna Netrebko und Rolando Villazón in Puccinis „La Bohème“ angekündigt. Und weil man dieses besaß, also eigekauft hatte, meinte man an allem anderen sparen zu können. Bertrand de Billy leitete lustlos, das Orchester des BR, ohnehin nicht zu Hause in der weit unterschätzten, weil hochdifferenzierten Welt Puccinis, erledigte seinen Part krachledern. Dafür kann man ihnen kaum Schuld geben, denn auf sie kam es ja gar nicht an. Das Traumpaar war der Event, alles andere war Staffage. Auf der Strecke blieb die Kunst. Denn sie und mit ihr die fraglos schönen Stimmen von Netrebko und Villazón, wurden gekauft aber nicht gefordert. So aber will man weiter machen. Dass der Kauftraum nicht aufhört.

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