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Mendelssohns „Lobgesang“ für alle

Untertitel
Das Nürnberger Musikfest ION lädt zum Mitsingkonzert
Vorspann / Teaser

„Das war unglaublich, ein total irrer Klang, der ganze Raum war erfüllt! Ich habe immer gedacht: Schade, dass ich jetzt abschlagen muss!“ Ingrid Kasper ist immer noch ganz erfüllt von den Erfahrungen, die sie im vergangenen Jahr beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg machen durfte. Die Chorleiterin, die als Landeskirchenmusikdirektorin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Kantorin am Augustinerkloster in Erfurt arbeitet, hatte dort ein Mitsingkonzert mit Auszügen aus Händels „Messiah“ und Werken von John Rutter geleitet. Im Gespräch mit der nmz erinnert sie sich gerne an die knappe, aber konzentrierte Vorbereitung mit einer Online-Sitzung und einer Probe direkt vor dem Konzert zurück: „Die waren wahnsinnig gut vorbereitet und hatten einfach Lust, richtig gut zu sein.“

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Zusammen mit Moritz Puschke, dem Intendanten des Nürnberger Musikfests ION, der auch schon im vergangenen Jahr beteiligt war, entstand nach diesen positiven Erfahrungen die Idee, auch beim diesjährigen Musikfest ein Mitsingkonzert aufs Programm zu setzen. Am Sonntag, den 30. Juni, wird in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfoniekantate „Lobgesang“ erklingen. Es begleiten Mitglieder der Nürnberger Symphoniker, die Solopartien übernehmen Susanne Bernhard (Sopran), Laura Barthel (Mezzosopran) und Martin Platz (Tenor).

„Wir wollten möglichst ein komplettes Werk aufführen, ohne Kürzung“, erklärt Ingrid Kasper die Stückauswahl und freut sich hörbar darauf: „Es ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke, weil es mich textlich und musikalisch auch persönlich sehr anspricht. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass es ein Werk ist, das die Chöre lieber singen, als es das Publikum hört.“ So sollen beim Musikfest Publikum und Chor eins werden, reine Zuhörerkarten werden nicht verkauft, wie es auf der ION-Webseite ganz unmissverständlich heißt: „Kartenkauf heißt: Mitsingen!“

Im Austausch mit Ingrid Kasper kommen auch andere Themen zur Sprache. Auf die in der nmz ausführlich beleuchteten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Chorszene angesprochen (Stichwort ChoCo-Studie), resümiert sie: „Wir sind natürlich alle coronagebeutelt gewesen, sind aber gut durchgekommen, denke ich. Die Menschen haben gemerkt, wie wichtig ihnen das Singen als der größte Ausdruck unserer Seele ist und es gibt hier nun ein großes Nachholbedürfnis. Viele Chöre sind auch besser geworden, weil in dieser Zeit sehr konzentriert geprobt werden musste. Ich kann nicht für die gesamte Chorszene sprechen, aber im kirchlichen Bereich haben sich viele Chöre neu aufgestellt.“

Was das Ausschöpfen der Anziehungs- und Vermittlungskraft von Musik durch die Evangelische Kirche betrifft, so sieht Ingrid Kasper noch Potenziale, die es auszuschöpfen gelte: „Im Rahmen einer aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zum Thema Kirchenmusik haben wir festgestellt, dass wir natürlich Nachwuchs­probleme haben. Andererseits ziehen wir mit der Kirchenmusik sehr viele Menschen an, strahlen weit in die Gesellschaft aus. Wir nennen das ‚schwache Bindungen‘. Das sind also nicht unbedingt Kirchenmitglieder, sondern Menschen, die nicht in den Gottesdienst, sondern ins Konzert zu uns kommen. Viele können wir durch niederschwellige Angebote erreichen, was nicht negativ klingen soll. Es geht um Mitmachangebote, wobei wir darauf achten müssen, dass die stilistische Vielfalt und die hohe Qualität erhalten bleibt. Gute Kirchenmusik kostet Geld. Es ist ein ganz großes Fass…“

Das Mitmachangebot „Lobgesang“ beim Musikfest ION steht jedenfalls. Die verpflichtende Probe ist für den Konzerttag, den 30. Juni, von 14.00 bis 16.00 Uhr in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche angesetzt, die Aufführung beginnt um 19.00 Uhr. Am 8. Juni bietet Ingrid Kasper außerdem eine freiwillige Präsenzprobe (14.00–18.00 Uhr, Ort in Nürnberg wird noch bekannt gegeben) und eine Verständigungsprobe an (digital via Zoom). Zur Vorbereitung kann das entsprechende Material aus der Chor-App des Carus-Verlags mit 50 Prozent Rabatt erworben werden. 

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