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Bank und Banditen. Foto: Hufner
Bank und Banditen. Foto: Hufner
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Nachrichten von der Operettengrenze – Im Theater Nordhausen toben Offenbachs Banditen auf ein staatstragendes Finale zu

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Eigentlich ist es seltsam, dass ausgerechnet Jacques Offenbachs „Banditen“ (1869) so wenig gespielt werden. Die Musik ist schmissig, bietet gängige Ohrwürmer - perlt mitunter wie Rossini und läuft allemal auf furiose Finali zu. Das ist auch in Nordhausen so, wo Michael Ellis Ingram aus dem tief abgesenkten Graben mit seinem Orchester ein rechtes Feuerwerk aufsteigen lässt. Und wo Alexander Günther als Oberbandit Falsacappa ein souveräner vokaler Anführer all der Banditen, Italiener und Spanier ist, die im Laufe des Abends immer wieder flott ihre Rollen und Kostüme wechseln.

Und die Story? Da gibt’s auch Schlimmeres. Dass aus den beiden benachbarten Staaten Italien und Spanien (steht wirklich so im Libretto) genau an der gemeinsamen Grenze im Motel Los Bandidos dem Prinzen von Mantua die Prinzessin von Granada als Braut übergeben werden und bei der Gelegenheit gleich noch die 5 Millionen Schulden, die die Spanier bei den Italienern haben, um zwei reduziert, die verbleibenden drei aber an Ort und Stelle, vor allem aber in bar, beglichen werden sollen … nun ja, so was kommt halt vor an einer solchen Operettengrenze.

Damit aus der ganzen Kuppelei eine rechte Offenbachiade wird, braucht’s noch eine Räuberbande, die sich die 3 Millionen unter den Nagel reißen will. Was freilich die korrupten Italiener schon selbst gemacht haben. Einzig der Prinz weiß von nichts. Weil er nur die Weiber im Kopf hat. Was sich am Ende aber regeln lässt, denn der echte spanische Minister ist natürlich genauso korrupt wie sein italienischer Kollege.

Subversion

Das Subversive der Operette? Natürlich sind die Banditen die einzigen, die einigermaßen ehrlich sind. Jedenfalls nicht so bestechlich wie die Staatsdiener.

In der deutschen Textfassung, die Toni Burkhardt aus Bettina Bartz‘s Übersetzung des Librettos der Operettenspezialisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy gemacht und mit allerlei Kalauern aufgepeppt hat, haben die Räuber sogar einen Betriebsrat und eine Frauenbeauftragte. Sie sind also bis an die Grenze der Banditenidentität politisch korrekt. So läuft denn auch alles auf ein Dreigroschen-Finale der Dreimillionensaga ganz nach dem taufrischen Brecht-Motto „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Wie das geht? Man wird vom Prinzen begnadigt und steigt ins Finanzmarktgeschäft ein. Darf also fortan auf staatliche Hilfestellung rechnen, wenn es eng wird. Hinzu kommt noch ein gepfeffertes Solo des Finanzministers am Hof von Mantua. Als der sich nämlich das Geld für den Staatsdeal aus den Rippen schneiden soll, platzt ihm der Kragen. Und Paul Enke legt eine kabarettreife Suada aller überforderten Finanzminister hin, die sich gewaschen hat. Bis heute. Samt einer Abfrage der zehn Gebote beim Publikum…. All das klingt aber nur nach Überdehnung des Genres am konkreten Beispiel. Im Kontext hat es mehr von einer aktualisierenden Frosch-Einlage, die der „Fledermaus“ ja auch kein Haar krümmt.

Regisseur Toni Burkhardt überfordert mit dieser Produktion weder das Genre noch sein Publikum. Je nach Amüsierschwelle könnte man eher vom Gegenteil reden. Der Grundton ist schon sehr familientauglich – so zwischen Märchenmusical und Monty Python. Mit aufgewärmten Reklamesprüchen von Milka bis Maoam. Die Schweizer Garde mit einem riesigen Schweizer Taschenmesser als Großkaliber in der Hand und einer langen Leitung im Kopf – das ist zumindest anfangs ganz witzig. Wenn der Prinz (Marian Kalaus), als Obertunte in seinem Quasi-Harem über die Kissen stolpert, dann verselbständigt sich das zu einem eher müden running gag. Dabei müsste der eigentlich auf den kreischigen Pagen seiner Braut abfahren. Aber gut. Die Mischung macht’s und die ist bunt, hat Tempo und alles in allem auch jede Menge Witz.

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