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The Israel Philharmonic Orchestera 60th Anniversary Gala Concert. BMG 1997
60 Jahre und schon richtig weise
Video eines Live-Mitschnitts des Israel Philharmonic Orchestra
The Israel Philharmonic Orchestera 60th Anniversary Gala Concert. BMG 1997
Interpretation
Editorischer Wert
Technik visuell
Technik auditiv
„Tradition in Humanität“: Der Slogan, mit dem BMG seine Werbeschaltungen zu diesem Klassik-Produkt schmückt. „60 Jahre ... und ’mal laut ’mal leise“: Dieses Video lebt von exakter und ausgefeilter Interpretation. Darum kann es sich leisten, im Wesentlichen ein reines Life-Konzert-Video zu sein.
Wenige Kamerastellungen mit sparsam angewendetem Zooming tragen erfrischend da-zu bei, weder den Blick noch das Hinhören auf das Wesentliche zu versperren. Denn das Israel Philharmonic Orchestra feierte seinen 60. Geburtstag mit einem Gala-Konzert in dem Fredric R. Mann Auditorium von Tel-Aviv am 26. Dezember 1996.
Und dies mit einem lauten weil illustren Programm; Carl Maria von Webers Ouvertüre zu „Oberon“ eröffnet das Programm bestehend aus Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Violinen und Orchester d-Moll, Wolfgang Amadeus Mozarts Serenade Nr. 6 D-Dur KV 239, Johan Halvorsens Passacaglia und Sarabande mit Variationen über ein Thema von G. F. Händel für Violine und Viola, Antonio Vivaldis Konzert für vier Violinen und Orchester d-Moll sowie Johannes Brahms’ Sinfonie Nr. 2 D-Dur. Moderationsartige Backstage-Atmosphäre und verbale Bekenntnisse zur Musik, zum Orchester und zum Land aus dem reichen Dirigenten- und Solistenstab mit Daniel Barenboim, Itzhak Perlman, Zubin Mehta, Isaac Stern, Gil Shaham, Pinchas Zukerman, Ariel Shamai, Shlomo Mintz, Maxim Vengerov, Menahem Breuer sorgen für eine kurzweilige Gesamtlänge des Videos von 2 Stunden 10 Minuten. – Tradition in Humanität.
„60 Jahre ... auf dem Weg zum Greise“: Keineswegs! Vitalität und Musizierfreudigkeit auf der Bühne wie hinter der Bühne. Musiker so menschlich, daß sie sich auch einmal durch das laufende Sportprogramm ablenken lassen, die Witze reißen, miteinander lachen und einander umarmen. Orchestermitglieder (die verbal leider viel zu kurz kommen) und Solisten jüdischer Religion aus aller Herren Länder im freundschaftlichen Miteinander, ebenso Schmelztiegel wie die Stadt Tel Aviv mit ihrem Land Israel, und deshalb Motoren von Kreativität und Fortschritt – „incredible output of genius“ und „so much talent here“ und „music is the best export of Israel“ (Zubin Mehta) – Tradition in Humanität.
„60 Jahre ... und erst recht ein Blick zurück!“: Dazu gehört die stimmungsvolle Introduktion des Videos mit O-Ton-Bildern Tel-Avivs, dem Tagesanbruch mit seinem schon symbolverdächtigen Fischermotiv des Netzknüpfens, sowie der Stadtsilhoutte in der untergehenden Abendsonne mit Überblendung in die beginnende Gala-Performance.
Dazu gehört ganz bestimmt die geschichtsträchtige und selbstbewußte Eingangsmoderation von Itzhak Perlman über den irakischen Raketenangriff auf diese Stadt, rückblickend zum Gründungsjahr des Orchesters 1936, begleitet von dokumentarischen Fotos und Filmausschnitten. Eine Moderation, die klammerartig ihre Fortsetzung findet in den Bekenntnissen der Solisten zur engen Verbundenheit ihrer selbst zu Musik, Israel Philharmonic Orchestra und dem Land, in dem das Orchester seine Heimat hat. Menschlich, begeistert, begeisternd und leidenschaftlich – „Tradition in Humanität“!