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The Legacy Of Quincy Jones (20-CD-Box)

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Das Vermächtnis des Mr. Jones

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Die „Quintessenz“ von Quincy Jones in einem 20-CD-Boxset
Vorspann / Teaser

Als im November 2024 der afroamerikanische Musiker Quincy Delight Jones im Alter von 91 Jahren starb, ging das durch die ganze Weltpresse. Als Produzent des erfolgreichsten Albums der Popmusikgeschichte war er unsterblich geworden. „Thriller“ war das Mittelstück seiner famosen Michael-Jackson-Trilogie gewesen, die 1979 mit dem ultimativen Disco-Album „Off The Wall“ begonnen hatte. Ein Jahr nach seinem Tod hat nun die französische Universal ein Boxset mit seinen legendären Jazz-, Soul- und Soundtrackalben jenseits von „Thriller“ veröffentlicht: „The Legacy Of Quincy Jones“. 22 Stunden Musik von „Q“, wie ihn seine Freunde nannten, über 30 komplette Alben, fast die Hälfte davon Soundtracks.

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Nach Michel Legrand, Ennio Morricone, John Williams und Lalo Schifrin würdigt Universal nun Quincy Jones, den großen Grenzgänger zwischen Jazz, Soul, Pop und Filmmusik. „The Great Wide World Of Quincy Jones“ hieß eine seiner LPs aus den frühen Sixties und das könnte auch das Motto dieser Box sein, die einen großen Teil seines Schaffens als „genialer“ Handwerker präsentiert, von den fünfziger Jahren bis 2024, als er zum 100. Geburtstag von Henry Mancini noch einmal „Peter Gunn“ einspielte. Angefangen hatte der in Chicago geborene Musiker als „mittelmäßiger“ Trompeter bei Lionel Hampton. „Kingfish“ hieß das Stück, das er 1951 nicht nur komponiert, sondern auch arrangiert hatte. Mit ihm im Orchester: Jerome Richardson, Benny Bailey und weitere musikalische Weggefährten, die immer wieder auftauchen sollten bei seinen Projekten.

Zu den berühmtesten Kompositionen seiner frühen Zeit gehört „Stockholm Sweetnin’“, das er 1953 mit Art Farmer & Clifford Brown und den Swedish All Stars in Stockholm aufnahm. „Arranged, conducted & supervised by Quincy Jones“ war auf dem Plattencover zu lesen. 1956 kam sein Durchbruch als Bandleader. „This Is How I Feel About Jazz“ hieß der programmatische Titel des Albums, das bei ABC-Paramount erschienen ist, der späteren Firmenmutter von Impulse! Eigentlich war die Zeit der Big Bands schon vorbei, aber Jones wollte die Tradition von Duke Ellington und Count Basie fortsetzen, gewissermaßen die „Quintessence“ (wie sein berühmtes Impulse!-Album hieß) ihrer Kunst präsentieren. „Quincy hatte den Schlüssel zur Basie Band“ wird Frank Sinatra später erzählen. Dieser „Schlüssel“, er hatte zu tun mit seinen Lehrjahren bei Lionel Hampton, Dizzy Gillespie und seiner Kompositionslehrerin Nadia Boulanger, die ihm in Paris den Weg gewiesen hatte. Jones hatte ein Faible für die Melodien des „Blues In The Night“-Komponisten Harold Arlen. Besonders fasziniert war er von zwei großartigen Songs aus dem Musical „House Of Flowers“ ,zu denen Truman Capote die Texte geliefert hat: „A Sleepin’ Bee“ und „I Never Has Seen Snow“ (sic!). Um den Komponisten zu ehren, stellte er 1959 in Europa eine Big Band zusammen, die seine „Bluesoper“ „Free And Easy“ präsentieren sollte. Die Europa-Tournee wurde zum Flop. Und Jones saß auf einem Berg von Schulden. 1961 wurde er zum A&R-Leiter von Mercury Records in New York ernannt. Nachdem er mit Lesley Gores „It’s My Party“ (arrangiert von Claus Ogerman!) einen ersten Welt­hit als Produzent gelandet hatte, stieg er bei Mercury zum Vizepräsidenten auf. In jenen Jahren produzierte er Alben für Frank Sinatra, Sarah Vaughan, Sammy Davis Jr., Peggy Lee, Ray Charles, Dinah Washington und Count Basie. Aber in Schweden hatte er ein neues Arbeitsfeld für sich entdeckt: das Kino.

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The Legacy Of Quincy Jones (20-CD-Box)

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Bei der Arbeit zu dem schwedischen Film „The Boy In The Tree“ hatte er Blut geleckt. Als ihn dann 1964 Sidney Lumet für seinen Film „The Pawnbroker“ engagierte, verließ Jones New York und siedelte nach Los Angeles um. Um dort eine weitere Karriere zu beginnen: als Filmkomponist. Wenn man diese Box chronologisch durchhört, also mit den Big-Band-Jahren beginnt, wird man feststellen, dass der „Jazz“-Jones und der „Hollywood“-Jones sehr eng miteinander verbandelt sind. Das liegt einerseits an seiner Art von „klassischen“ Arrangements und andererseits am Einsatz seiner alten Jazz-Kumpels. Wie ein John Ford hatte Jones eine „stock company“, einen Pool von Musikern, die er immer wieder einsetzte, bei seinen Soundtracks genauso wie bei seinen Soul-Jazz-Platten oder „Thriller“. Hört man sich etwa seine Version des Filmmusik-Standards „Invitation“ von Bronislau Kaper an, wird man das musikalische Muster erkennen, das auch seine eigenen Scores nicht nur für das Kino, sondern auch für seine „Solo“-Alben prägte: der raffinierte Mix aus Bläsersätzen und perkussiven Elementen.

Er kolorierte die Welt des jüdischen „Pfandleihers“ oder des rassistischen Polizeichefs in „In The Heat Of The Night“ (beide verkörpert von Rod Steiger) genauso wie das musikalische Universum eines Michael Jackson. Zu den Glanzstücken seiner Hollywood-Jahre gehört zweifellos sein fiebriger Score zu „In Cold Blood“.

1969 begann bei Herb Alperts A&M Records seine dritte Karriere als Soul-Jazz-Prinz. Er wurde zum „Dude“, zum Crossover-Künstler, der mit seinen Alben in den Jazz- und den Soul-Charts genauso auftauchte wie in den Pop-Charts. Zum ersten Mal hat man in diesem Set alle seiner fabelhaften Alben aus jener Phase versammelt: „Walking In Space“, „Gula Matari“, „Smackwater Jack“, „You’ve Got It Bad, Girl“, „Body Heat“ oder „Mellow Madness“. Jones orchestrierte darauf mustergültig die großen Hits von Stevie Wonder, Marvin Gaye oder Carole King. „Summer In The City“ verwandelte er dabei in einen hypnotischen schwülen Sommergroove, der später tausendmal gesampelt wurde. Und auch treue Freunde wie Toots Thielemans bekamen ihre großen Auftritte, mit „Bluesette“ und „Velas“. „The Dude“ war 1981 der Abschied von A&M. Das Album mit seinem Stammteam ist das Mittelstück zwischen „Off The Wall“ und „Thriller“. Es kündigte den „Thriller“-Sound an, der bald in der ganzen Welt herumspuken sollte, zwischen New York und Hongkong.

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