„Bei uns gibt es alles, vom Maultrommel-Solo bis zu großen Orchesterwerken“, umschreibt Andreas Ziegler, Gründer und Betreiber des Labels TYXart, die Bandbreite seiner Aufnahmen. Seit 2012 gibt es das Label für Musik und Klangkunst in Etterzhausen bei Regensburg, und es sind schon einige Kleinode herausgekommen, wenngleich noch keine Maultrommel-Soli: Im Labelkatalog finden sich mexikanische Klavierkonzerte, Kollektivimprovisationen des Trio Zero, Gregorianische Gesänge und das bayerische Mundart-Musical „Mei Fähr Lady“. TYXart: Der Name soll irritieren und zum Nachdenken anregen, aber auf keinen Fall inhaltlich einschränken.
Eigentlich wollte sich Ziegler aus der Labelarbeit zurückziehen, die er bis 2011 verrichtet hatte. Doch dann tat es ihm um die Kontakte, die Möglichkeiten und die Musik leid. Unterstützt von Künstlern wie dem Komponisten Franz Hummel machte Ziegler sich wieder an die Arbeit. Zieglers Ideal ist der Gänsehautfaktor eines Konzertes, weshalb ihn Live-Aufnahmen trotz ihrer kleinen Fehler faszinieren. Als Tonmeister nimmt er sich da gern zurück. Technikfeindlich ist er trotzdem nicht: „Man kann ruhig alle technischen Möglichkeiten ausnutzen, die einem zur Verfügung stehen, aber es sollte nicht zu einem Baukasten verkommen, bei dem jeder Ton, jeder Klangparameter aus einer anderen Aufnahme stammt. Es muss zur Interpretation passen.“
Aber warum noch CDs? Wegen des Klangs. Ziegler ist die Klangqualität der Einspielungen besonders wichtig. Schlechter Sound, wie etwa bei den MP3-Formaten, strenge den Hörer an. Trotzdem wird TYXart bald neue Wege gehen. Ab Herbst dieses Jahres will Ziegler seine Produktionen auch auf Online-Plattformen anbieten, auf denen klassische Musik in High-Definition-Formaten heruntergeladen werden kann.
So wichtig der Klang ist, das Werk und die Interpretation des Künstlers stehen immer an erster Stelle. Ziegler hat sich ungewöhnliche Interpreten und seltene Werke mit ins Boot geholt, das zeigen auch die jüngsten Neuerscheinungen. Da ist Yojo Christen, der „Rising Star“ des Labels: Auf TYX-art erschien 2012 die Debüt-CD des begabten, damals erst 15-jährigen Pianisten. In diesem Jahr folgte die zweite Aufnahme mit dem Titel „Yojo, 17“, auf der der Hörer gleich zwei musikalische Schwergewichte in unkonventionellen Interpretationen bestaunen kann: Neben Beethovens Pathétique auch die Klaviersonate h-Moll von Franz Liszt. Am Ende der Aufnahme steht Christens Interpretation der Graphischen Notizen „Gespenster“ von Claus Caspers, bei der seine Improvisationskünste gefragt sind.
Neben jungen Künstlern liegt TYXart auch die alte Musik am Herzen. Gerade ist die CD „Cantate Canticum Novum“ erschienen, auf der die Choralschola ehemaliger Regensburger Domspatzen Gregorianische Gesänge intoniert. Außerdem ist hier die Papst-Benedikt-Orgel zu hören, die schon innerhalb einer Reihe von Orgel-Portraits musikalisch vorgestellt wurde. Ersteinspielungen bietet die CD „Oscillations – Schwankungen“ mit dem Klavierduo Katja und Ines Lunkenheimer. Doch ob originelle Werke oder überraschende Interpretationen: „Am wichtigsten ist es, dass die Musik den Hörer sofort in ihren Bann zieht.“