Thomas Larcher: Ixxu; My Illness is the Medicine I Need; Mumien; Cold Farmer.
Rosamunde Quartett, A. Lauren Brown, C. Poppen, T. Demenga, T. Larcher
ECM 1967 (4763156)
Die Klänge und Gestalten von Thomas Larcher sind wie kleine Wesen. Sie sind hier furchtbar erregt, zappeln und reißen alles ein, dann sind sie schüchtern oder einsam, frieren in der Kälte des Alleinseins. Kleine Dramen wachsen aus den Konstellationen hervor, keiner unmittelbaren Logik folgend, gleichwohl zwingend in ihrer Präsenz. Und sie erzählen von der großen Welt, die draußen davorliegt und doch in ihnen nachzittert.
Georg Katzer: Imaginäre Dialoge Nr. 1 bis 7.
Werner Tast, Jeffrey Burns, Thomas Bruns, Wolfgang Fuchs, Gerhard Scherer, Johannes Ernst, Matias de Oliveira Pinto, Instrumentalisten.
New Classical Adventure 60153-314
Über Jahrzehnte hat Georg Katzer, der Protagonist musikalisch-elektronischer Verfahren in der DDR (das Equipment war bescheiden, aber auch Mangel kann ja in Qualität umschlagen), Solostücke komponiert, die in Konfrontation zu Klängen auf Tonbändern gebracht werden (Dialog Nr. 1 entstand 1979, Nr. 7 im Jahr 2004). Es sind neugierige Spiele der fremden Begegnung, der gegenseitigen Befruchtung oder auch Irritation. Und es sind in der Regel zarte Berührungen, sinnlich und sinnig zugleich.
Jens Joneleit: le tout, le rien.
Ensemble Modern, Franck Ollu.
Wergo 6566-2
Jens Joneleit, Jahrgang 1968, ist 1990 in die USA gegangen, um parallel Musik und Malerei zu studieren (was in Deutschland so nicht ging). Fernab von den ideologisch geführten Debatten um Avantgarde, Postmoderne und Zweiter Moderne entstand eine ganz eigenwüchsige, immer um direkte Plastik bemühte Musik. Ein frischer, von Akademismen freier Ton wird hörbar, der sich mit spontaner Kraft und abseits von Verbotslisten seinen Weg bahnt. Sein erstes nach der Rückkehr komponiertes Werk ist gleich ein gewaltiges Stück von über einer Stunde Dauer. Aber seine Dynamik hält durch.
Blockflötenwerke von Annette Schlünz, Kirsten Reese, Mathias Spahlinger, Rolf Riehm und Natalia Gaviola.
Jeremias Schwarzer, Blockflöte.
Valve Records 5086 (Edition Unerhört)
Jeremias Schwarzer ist der derzeit wohl profilierteste Blockflötist in Sachen zeitgenössischer Musik. Wer „nah-getrennt“ von Spahlinger so faszinierend und zwingend zugleich spielt (viele Monate des Übens sind unerlässlich), der legt eine interpretatorische Visitenkarte vor, an der man nicht vorbei kann. So kann Schwarzer hier Stücke vorstellen (von Schlünz, Reese und Gaviola), die eigens für ihn geschrieben sind. Die ganze CD ist ein Beispiel von unübertrefflicher Spielkultur, gepaart mit Feinsinn und Intelligenz.
Valentin Silvestrov: Post Scriptum; Misterioso. Arvo Pärt: Spiegel im Spiegel. Galina Ustvolskaya: Trio; Violinsonate – Alexei Lubimov, Klavier; Alexander Trostiansky, Violine; Kyrill Rybakov, Klarinette.
ECM 1959 (4763108)
Wie schön doch diese Stücke hier gespielt werden! Die Nostalgien eines Silvestrov oder Pärt werden ganz innig und zärtlich ausgespielt, nackt und ohne kritische Distanz, die die musikalischen Gebilde verbiegen würde. Und diese Art der Näherung greift auch bei den unvergleichlichen, gnadenlos hart auf die Linie abzielenden Kompositionen von Ustvolskaya. Ein Faszinosum interpretatorischer Feinheit auf höchstem Niveau!