Viel zu besprechen im Sommer. Vor allem, weil sehr gute Platten und nur eine richtig komische erwähnt werden sollen. Auf zum Hören:
Die Sportfreunde Stiller akustisch. Also unplugged. Da denkt man automatisch an Spielkunst und Filigranität. Aber nicht an die Sportfreunde! Trotzdem. Hat prima funktioniert. Sauber g’macht, Bursch’n! Piano, Bläser, Percussions und Streicher machen „Sportfreunde Stiller – MTV Unplugged in New York“ zu einem Erlebnis. Nicht zuletzt, weil die drei Courage beweisen, musikalische Seele besitzen und die Dinge einordnen, wie sie sind. Bloß nichts aufblähen. Galante Veröffentlichung (www.sportfreunde-stiller.de).
Seit 25 Jahren finden a-ha kein Ende und keinen Streit, die Band lahm zu legen. Warum auch? 75 Millionen Platten verkauft, und mittlerweile machen die Norweger nur noch den Pop, der ihnen gefällt. „Foot of the Mountain“ ist ein zunächst schwergängiges Album. Doch, irgendwann entfalten sich die Songwriter-Qualitäten, und schnell wird klar: Die können was. Also großer Beifall für machmal gar nicht so kommerzielle Töne (www.a-ha.com).
Was soll man noch zu Wilco sagen? Jeff Tweedy & Co schaffen es mühelos, mit „Wilco (the album)“ den verdienten Status auszubauen. Und das zum siebten Mal. Loben muss man da nicht großartig. Sind ja feine Musiker. Diesmal weniger rockig, dafür behende folkig. Dabei tauchen sie den Hörer in eine spezielle Atmosphäre, die sich mit dem ersten Song wie eine Glocke über die eigene Welt stülpt. Erfreuliches Album (www.wilcoworld.net).
Ungehalten wird man beim Simple-Minds-Album „Graffiti Soul“. Die waren doch mal zu lieben! Heute allerdings nur müde dahin brumpfende Keyboardsounds und Songs, die nicht wissen, ob sie belanglos oder richtig belanglos sein sollen. Sorry, lieber Jim Kerr, aber das ist ohne Seele und wahrscheinlich auch ohne Grund. Höhepunkt der Wirren: ein Cover von Neil Youngs „Rockin’ in the free world“. Danke. Das hat die Welt von den Simple Minds gebraucht (www.simpleminds.com).
Cooler Bandname. Delta Spirit aus San Diego gebührt der Titel des zauseligsten Albums 2009. Ideen, die man so noch nicht umgesetzt gehört hat. Planlos, aber dafür konstant. „Ode to Sunshine“ ist sowohl auf fortgeschrittenen Hochzeitsfeiern wie zu runden Geburtstagen von Oma oder Tantchen anwendbar. Delta Spirit sind dennoch nicht Rock. Sie sind Musikliebhaber und fürstliche Songwriter. Liebenswert (www.myspace.com/deltaspirit).
Oft möchte man nicht mit Marilyn Manson tauschen. Diesmal vielleicht doch. „The high end of Low“ stellt sich an, das künstlerisch beste Album des Schockrockers zu werden. Durchdachtes Songwriting, luftige Rocksongs und ruhige Töne. Tatsächlich ein cooles Album im zeitgeschichtlichen Sinn. Freilich mit großer Warnung vor inhaltlich ungebührlichen Textpassagen (www.marilynmanson.com).
Finnen haben eben doch Seele. Vor allem Tuomo, die das nicht zum ersten Mal beweisen. Cremige Soulsongs schweben getragen von Bläsern und kecken Gitarren durch die lauen noch nicht vorhandenen Sommertage. „Reaches out for you“ ist Unterhaltung auf hohem Niveau. Weiter so (www.tuomomusic.com).
Billiger Tequila ist beim Blues durchsetzten Rocksound der Italiener von Small Jackets eine berechtigte Assoziation. Aber „Cheap Tequila“ abzukanzeln kommt gar nicht in Frage. Die Rockklischees werden zwar gnadenlos bedient. Aber überzeugend. Deswegen hat „Cheap Tequila“ auf jedem Landjugendfest eine Mission. Ehrliches Album mit AC/DC-Partien (www.smalljackets.com).
Diskographie
- Sportfreunde Stiller – MTV Unplugged in New York (22.05.09, Vertigo)
- a-ha – Foot of the Mountain (12.06.09, Universal)
- Wilco – Wilco (the album) (26.06.09, Nonesuch Records)
- Simple Minds – Graffiti Soul (22.05.09, Sanctuary Records)
- Delta Spirit – Ode to Sunshine (04.06.09, Decca)
- Marilyn Manson – The high end of Low (22.05.09, Interscope Records)
- Tuomo – Reaches out for you (03.07.09, Texicalli Records/Jupiter)
- Small Jackets – Cheap Teqila (12.06.09, Go Down Records)