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Drei Tage lang feiert die Stadt Danzig mit großem Programm den bevorstehenden 80. Geburtstag ihres berühmten Sohnes Günter Grass am 16. Oktober. Höhepunkt ist heute eine Podiumsdiskussion mit dem deutschen Literaturnobelpreisträger.
Daran nehmen auch der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der ehemalige polnische Arbeiterführer und Präsident Lech Walesa und der polnische Ex-Außenminister Stefan Meller teil. Dabei geht es um die deutsch-polnischen Beziehungen. Geplant sind außerdem eine Konferenz über Literatur, Kunst und Politik.Frankfurt/Main (ddp). In Deutschland hingegen sieht Günter Grass sein Werk nicht ausreichend gewürdigt. Im Ausland erfahre er anders als in Deutschland Respekt gegenüber seinem Werk, ganz gleich, wie der Einzelne inhaltlich dazu stehe, sagte Grass der «Frankfurter Rundschau» (Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht. In den USA seien Kritiker und Leser mit seiner im vergangenen Jahr veröffentlichten Autobiografie «Vom Häuten der Zwiebel» fairer umgegangen als in Deutschland.
In den USA gehe man von dem aus, was der Autor erreichen wollte, und überprüfe dann, ob er das erreicht hat, sagte Grass. In der deutschen Literaturkritik dagegen stehe im Vordergrund, was sich der Rezensent vom Autor erwarte.
Grass, der am 16. Oktober seinen 80. Geburtstag feiert, wollte sich zur Kritik an seinem späten Geständnis, als 17-Jähriger in die Waffen-SS eingetreten zu sein, nicht mehr äußern. «Es war anstrengend und verletzend», sagte er. Auch Dank der Unterstützung durch seine Familie habe er «Niedertracht und Häme» schnell verwunden. Wie viele seiner Generation sei er «gezeichnet von diesen zwölf Jahren des Nationalsozialismus. Einer Zeit, die mich und viele andere als dumm, unwissend und borniert entlassen hat», sagte Grass. Er habe als Jugendlicher in bestimmten Situationen nicht die Fragen gestellt, die er hätte stellen müssen oder können. «Das ist zwar keine tätige Mitschuld an etwas, aber Schuld, die aus Unterlassung entsteht», räumte Grass ein. Dass ihn viele Kritiker als «moralische Instanz» beschädigt sahen, störe ihn nicht. Er habe sich selbst nie auf diesen Sockel gestellt.