Im Jahr 2022 schuf das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK) ein Neustart-Paket für die Freie Kunst in Höhe von drei Millionen Euro. Dieses Förderprogramm zielt darauf ab, über künstlerische Landesverbände spezifische Programme zu fördern, die professionell tätige Künstlerinnen und Künstler während der letzten Pandemiewelle unterstützen und die Freie Szene stärken sollen. Der Tonkünstlerverband Bayern beteiligt sich mit den Programmen TONKÜNSTLER LIVE SPECIAL und BERATUNGSOFFENSIVE von Anfang an.

v.l.n.r. Sigrid Plundrich, Andrea Fink, Prof. Barbara Metzger, Alexandra Then, Dr. Alexander Krause. Foto: Robert Pupeter
Freie Szene sieht sich ernstgenommen und wertgeschätzt
Insgesamt wurden im Rahmen des Neustart-Pakets Freie Kunst 2022 sowie des Förderpakets Freie Kunst 2023 894 künstlerische Projekte, Veranstaltungen, Publikationen und Lesungen in ganz Bayern realisiert. Die Zahl der an diesen finanzierten Projekten beteiligten Künstlerinnen und Künstler ist nochmals deutlich höher. Daher war es an der Zeit, die Programme zu evaluieren und die Ergebnisse zu präsentieren sowie mögliche Handlungsfelder aufzuzeigen.
Arwed Vogel, Vertreter des Verbands der Schriftstellerinnen und Schriftsteller Bayern, beschreibt das Ergebnis als eine Wiederbelebung des gesamten künstlerischen Sektors, einschließlich Musikern und bildenden Künstlerinnen und Künstlern, die bei den Veranstaltungen eine Rolle spielten. Im Fokus der Fachtagung zur Evaluation des Förderpakets Freie Kunst, die am 20. Februar 2025 im Fat Cat stattfand, standen unter anderem Fragen zur Verantwortung der Studie, zur Rolle der Ständigen Konferenz für Kunst & Kultur in Bayern (SK³) sowie zu den Wirkungen der Förderprogramme. Zudem wurden Herausforderungen identifiziert, wie etwa die Anpassung der Fördermittel an zukünftige Bedarfe.
Die SK³ wurde im Jahr 2022 als Interessenvertretung gegründet und im Jahr 2023 in einen eingetragenen Verein umgewandelt, dem zahlreiche Kunst- und Kulturverbände aus unterschiedlichen Sparten angehören. Die erste große Aufgabe dieser „Allianz“ war die Evaluation des Förderpakets Freie Kunst, durch die neue Verbände und Tätigkeiten hinzukamen.
Die Evaluation ergab mehrere positive Ergebnisse:
- Die Förderprogramme hatten einen günstigen Einfluss auf die langfristige berufliche Tätigkeit der beteiligten Künstlerinnen und Künstler.
- Viele Künstler waren in der Lage, nach der Pandemie ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
- Spitzenprogramme förderten die Entwicklung neuer künstlerischer Werke und Prozesse durch Gruppen von Künstlerinnen und Künstlern.
- Breitenprogramme erhöhten die Sichtbarkeit einer größeren Zahl von Künstlerinnen und Künstlern und förderten den Austausch mit Veranstaltern.
- Netzwerkformate, Tagungen und Beratungsprogamme trugen zum Wissenstransfer und Austausch bei.
- Die Professionalisierung der Kunst- und Kulturverbände wurde durch ihre Rolle als Mittelvermittler gestärkt.
- Mit diesem Paket setzte der Freistaat Bayern ein wichtiges Zeichen für einen Neuanfang. Nun liegt es an uns, die Programme weiterzuentwickeln und an die Studienergebnisse anzupassen. Wichtig ist auch, dass die Freie Szene ernstgenommen wird und sich wertgeschätzt fühlt.
Die Evaluation identifizierte acht Handlungsfelder, in denen Verbesserungen notwendig sind:
- Starke organisatorische Strukturen in den Verbänden sind für nachhaltige Programme von Bedeutung.
- Die kulturelle Veranstaltungsdichte ist in den westlichen Bezirken höher als in den östlichen, wo Niederbayern und Ostbayern kaum vertreten sind.
- Die Berufserfahrung der befragten Künstler und Veranstalter liegt überwiegend über 20 Jahre; es ist wichtig, jüngere Talente in die Programme einzubeziehen.
- Es gibt Wissenslücken hinsichtlich der Richtlinien und Verfahren, die durch unterschiedliche Informationen deutlich wurden.
- Eine Strategie zur Erhöhung der Reichweite der Programme ist nötig, insbesondere in Bezug auf die Altersdemografie.
- Der späte Zeitpunkt der Mittelbewilligung stellt eine Herausforderung für die Akquise von Veranstaltungsorten und weiteren finanziellen Mitteln dar.
- Die Verbände sollten die Reichweite und den finanziellen Umfang ihrer Programme erweitern.
- Langfristige Programme müssen etabliert werden, auf die Künstler und Projektträger zugreifen können.
In einer spannenden Podiumsdiskussion äußerte Robert Brannekämper, CSU-Politiker und stellvertretender Vorsitzender des Kunst-Ausschusses im Bayerischen Landtag, seine Kritik am Ungleichgewicht zwischen staatlicher Förderung und der Freien Szene. Er schlug vor, Gelder aus der Sanierung der Staatsoper, die eine Milliarde Euro kosten könnte, besser in die Freie Szene zu investieren. Seine Worte fanden großen Beifall und sorgten für einige überraschte Gesichter.
Zusammenfassend besteht die Herausforderung darin, den Mehrwert der Stärken Anderer zu nutzen und nachhaltige Programme zu entwickeln. Es gilt, das „Pflänzchen“ zu pflegen, damit es gedeihen kann.
Was nehmen wir mit? Wir ziehen aus der Stärke der Anderen den Mehrwert für Alle und entwickeln damit nachhaltige Programme. Wir werden das „Pflänzchen pflegen – damit es uns erhalten bleibt und es wachsen kann“.
Die Autorin, Andrea Fink, ist Vorstandsmitglied der SK³
SK³ – Ständige Konferenz für Kunst & Kultur in Bayern
- Share by mail
Share on