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Vom Musikmachen kann man nicht gut leben

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Erschreckendes Ergebnis der Mitgliederumfrage des Frankfurter Tonkünstlerbundes
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Der Frankfurter Tonkünstlerbund führte im Herbst 2015 zum ersten Mal eine großangelegte Mitgliederumfrage durch. Ziel der 19 Fragen umfassenden Umfrage war es, einen Überblick über die Arbeits- und Einkommensverhältnisse der Mitglieder zu bekommen und eine Richtlinie für Unterrichtshonorare zu entwickeln.

Bei einer Teilnahme von ca. einem Drittel der Mitglieder kann man das Ergebnis der Umfrage durchaus als repräsentativ werten. Umso schlimmer daher das aufrüttelnde Ergebnis: Jedes dritte Mitglied hat ein Einkommen unter der Armutsgrenze, und etwa die Hälfte der teilnehmenden Mitglieder ist zu mindestens armutsgefährdet!

Nun könnte man meinen, dass die meisten Mitglieder bei einem derart geringen Einkommen Teilzeit arbeiten würden. Dies ist aber bei weitem nicht der Fall. Lediglich knapp 10 Prozent der teilnehmenden Mitglieder arbeiten unter 30 Wochenstunden, die meisten zwischen 40 und 50 Wochenstunden. Das ist tendenziell eher sogar mehr als die übliche Wochenstundenarbeitszeit.

Aber woher kommt dann das geringe Einkommen? Fast alle Mitglieder unterrichten, etwa die Hälfte der Mitglieder rein freiberuflich, ein gutes Drittel auch als Honorarkraft. Die durchschnittliche Schüleranzahl ist dabei bei den Freiberuflern etwas weniger als bei den Mitgliedern, die an Musikschulen arbeiten. Zusätzlich gehen rund zwei Drittel der Mitglieder auch einer Konzerttätigkeit nach. Das erzielte Unterrichtshonorar scheint jedoch ausschlaggebend für die schlechte Einkommenssituation vieler Mitglieder zu sein: Bei allen abgefragten Werten lagen meist zirka 15 Prozent der teilnehmenden Mitglieder deutlichst unter den ermittelten Mittelwerten. Als Beispiel: Der ermittelte Mittelwert für ein monatliches Unterrichtshonorar bei 45 Minuten Unterrichtsdauer pro Termin liegt bei unserer Umfrage bei 86 Euro, 13Prozent der Teilnehmern erhalten für diese Unterrichtsdauer jedoch nur ein Honorar von unter 50 Euro monatlich. Zum Vergleich: Der niedrigste Preis für gleiche Unterrichtsleistung bei den 4 größten Musikschulen in Frankfurt liegt bei 91,50 Euro monatlich. Eine Musikschule nimmt sogar 129 Euro monatlich für 45 Minuten Instrumental- oder Gesangsunterricht. Lediglich knapp 10Prozent der an unserer Umfrage teilnehmenden Mitglieder bewegt sich mit ihrem Unterrichtshonorar in diesem Preissegment. Hier stellt sich die Frage der Wertigkeit der eigenen Arbeit. Ich möchte Sie auffordern, über dieses wichtige Thema nachzudenken und vielleicht auch Ihre eigene Honorarsituation anzupassen. Wünschenswert wäre, wenn ein Austausch zu diesem Thema – gerne auch mit anderen Verbänden und/oder mit Ihnen direkt – zustande kommen würde. Der DTKV-Bundesverband nimmt dankenswerter Weise Ihre Anregungen und Mitteilungen unter info [at] dtkv.org (info[at]dtkv[dot]org) entgegen. Denn dieses Thema berührt alle Musikschaffenden und -lehrenden. Nur gemeinsam auf allen Ebenen können wir hier eine dringend notwendige Änderung erreichen. In dem Sinne: Lassen Sie uns gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten!

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