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Pleitgen plädiert bei GATS-Verhandlungen für kulturelle Vielfalt +++ Hauptstadtkulturfonds berät über umstrittene RAF-Ausstellung
Pleitgen plädiert bei GATS-Verhandlungen für kulturelle Vielfalt
Cancun/Köln (ddp). Kultur- und Medienexperten haben sich bei der 5. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) im mexikanischen Cancun für den Fortbestand der kulturellen Vielfalt eingesetzt. Der ARD-Vizevorsitzende und WDR-Intendant Fritz Pleitgen sagte am Freitag in Cancun, die Handelsregeln der WTO folgten «ausschließlich der Logik der Ökonomie» und ließen ökologische, soziale und kulturelle Entwicklung außer Acht. Kulturelle Vielfalt sei aber ein «Politikziel ersten Ranges geworden, auf einer Stufe mit der Biodiversität». Das müssten die Handelsminister beherzigen.
Auf der Konferenz zum «Allgemeinen Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen» (GATS), die noch bis zum Sonntag dauert, soll unter anderem entschieden werden, wie Bankdienstleistungen, das Transportwesen oder Versicherungen weltweit liberalisiert werden können. Auch die Liberalisierung des Handels mit Kulturdienstleistungen steht auf der Agenda.
Pleitgen betonte, «für uns zählen audiovisuelle Dienste zum Kern unseres sozialen, politischen und kulturellen Lebens». Filme und insbesondere das Fernsehen dürften «nicht wie x-beliebige Waren behandelt und dem freien Spiel ökonomischer Kräfte überlassen werden». Gemeinsam mit Vertretern des Deutschen Kulturrats, der Heinrich-Böll-Stiftung und des International Network for Cultural Diversity (INCD) forderte Pleitgen die Handelsminister auf, die nationalen Kulturpolitiken nicht zu gefährden und kulturelle Vielfalt in die Deklaration von Cancun als Verhandlungsziel aufzunehmen.
Hauptstadtkulturfonds berät über umstrittene RAF-Ausstellung
Berlin (ddp-bln). Das heftig umstrittene Berliner Ausstellungsprojekt über die terroristische «Rote Armee Fraktion» (RAF) steht am Montag auf dem Prüfstand. Hierzu kommen auf Einladung von Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) die Mitglieder der Gemeinsamen Kommission des Hauptstadtkulturfonds zu einer Sondersitzung zusammen. Sie werden das überarbeitete Konzept der Ausstellungsmacher «Kunst-Werke» unter die Lupe nehmen.
Der Hauptstadtkulturfonds hatte zur Vorbereitung der für Ende 2004 geplanten Ausstellung 100 000 Euro bewilligt. Eine mögliche Rückforderung dieser staatlichen Mittel wird nun geprüft, da der Bund Zweifel an der Erfüllung der Vergabebedingungen hat.
Der Gemeinsamen Kommission gehören neben Flierl, der den Vorsitz hat, Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos), Ministerialdirigent Knut Nevermann, der Chef der Senatskanzlei, André Schmitz, und die Kuratorin Adrienne Goehler an.