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15.10.: kulturfinanzierung aktuell +++ kulturfinanzierung

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Stadt Frankfurt lehnt Beteiligung an privater Forsythe-Compagnie ab +++ "Innere Kooperation" - Die neuen Eckpunkte der Orchesterreform

Stadt Frankfurt lehnt Beteiligung an privater Forsythe-Compagnie ab
Frankfurt/Main (ddp). Die Stadt Frankfurt will sich offenbar nicht finanziell an der geplanten privaten Compagnie ihres derzeitigen Ballettchefs William Forsythe beteiligen. Das habe das Viererbündnis aus CDU, SPD, FDP und Grünen im Römer beschlossen, berichteten mehrere Frankfurter Zeitungen am Mittwoch. Hintergrund ist nach übereinstimmenden Berichten der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) und der «Frankfurter Rundschau» (FR) ein Rechtsgutachten. Die Stadt befürchtet nach dieser Expertise, dass die geplante Privatisierung vor Gericht keinen Bestand haben könnte.
Die Entscheidung fiel den Berichten zufolge bereits am Montagabend. Sie wurde aber offenbar erst im Laufe von entscheidenden Beratungen mit Vertretern des Landes Hessen am Dienstag in Dresden bekannt. Das Land Sachsen und die dortige Landeshauptstadt haben sich bislang gemeinsam mit Hessen und Frankfurt um die private Forsythe-Truppe bemüht. Laut FAZ will nunmehr die Stadt Darmstadt die Compagnie des weltberühmten Choreographen gewinnen.
Bei dem Treffen am Dienstag sei bereits eine Finanzierungsvereinbarung unterschrieben worden, die auf dem ursprünglichen Konzept für die Truppe unter Einschluss Frankfurts beruht. Diesem anfänglichen Entwurf zufolge müsste Frankfurt jährlich 600 000 Euro beisteuern, zu denen im Falle von erfolgreichen Klagen gegen die Privatisierung des Balletts laut FAZ noch einmal 1,3 Millionen Euro hinzukommen könnten. Da die hochverschuldete Mainmetropole aber bereits das Aus für das städtische Ballett aus Finanzgründen beschlossen hatte, ist sie der Zeitung zufolge nicht bereit, sich weiter an der privaten Compagnie zu beteiligen.

"Innere Kooperation" - Die neuen Eckpunkte der Orchesterreform
Mainz (ddp-swe). Die neuen Eckpunkte der rheinland-pfälzischen Orchesterreform kombinieren den Vorschlag der «inneren Kooperation» mit der Bildung einer Orchesterakademie sowie der Idee der Kapitalstiftungen. Das neue Modell sieht den Erhalt der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen, des Philharmonischen Orchesters Mainz sowie der Rheinischen Philharmonie Koblenz an ihren Standorten vor. Alle drei Orchester sollen unter eine Leitung gestellt werden und eng bei ihrer Arbeit kooperieren. Das Mainzer Orchester muss für dieses Modell aus der Staatstheater GmbH herausgelöst und in die Trägerschaft des Landes überführt werden. Das Staatstheater würde dann für die Leistungen des Ensembles im Staatstheater bezahlen.
Bei der Kooperation können Ensemblemitglieder als Aushilfen in einem anderen Orchester eingesetzt werden, ohne dass Mehrkosten anfallen. Die Auslastung der einzelnen Orchestermitglieder soll dadurch erhöht, das Geld für Aushilfen eingespart werden. Diese gegenseitigen Kooperationen sollen vertraglich abgesichert und auch in Tarifverträgen verankert werden. Zusätzlich müssen die Orchester über kostendämpfende Maßnahmen wie Streichung von Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie außertariflicher Zulagen nachdenken.
Um die vorgegebene Einsparsumme von rund 1,9 Millionen Euro pro Jahr ab 2006 zu erreichen müssen außerdem rund 50 Musikerstellen gestrichen werden. Nach ersten Plänen der Arbeitsgruppe im Kulturministerium könnten das 17 Stellen in Koblenz, 21 in Mainz und 14 in Ludwigshafen sein. Derzeit werden nach Angaben der Ensembles in Koblenz 77 Musiker, in Mainz 79 und in Ludwigshafen 96 geführt.
Über die Verkleinerungen soll nun eine Lenkungsgruppe aus Vertretern der Deutschen Orchestervereinigung, des Deutschen Bühnenvereins, der Personalräte und des Ministeriums beraten. Kriterien sollen Funktion, Praktikabilität und Einsatzeffizienz sein. Folgt bis Juni 2004 keine Einigung, entscheidet das Ministerium per Verkleinerungsbeschluss.
Daneben sieht das Modell die Gründung einer Orchesterakademie Rheinland-Pfalz vor. Rund 20 bis 30 Musiker sollen hier ausgebildet werden und dabei die Orchester personell verstärken. Diese Neuinstitution muss allerdings aus dem bisherigen Topf mit finanziert werden. Zusätzliche Finanzmittel sollen über Kapitalstiftungen für die drei Ensembles erschlossen werden, die auch das große Bürgerengagement der vergangenen Wochen für ihr jeweiliges Ensemble einbinden sollen.