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Ist Forsythe-Ballett vielleicht doch zu retten? +++ Bühnenverein fordert radikale Reform des Orchestertarifvertrages +++ Ludwigshafener Oberbürgermeisterin kritisiert Orchesterreform +++ Auch nach 2006 EU-Förderung für die ostdeutschen Länder
Ist Forsythe-Ballett vielleicht doch zu retten?
Die geplante Compagnie um Star-Choreograf William Forsythe am Doppel-Standort Frankfurt/Dresden ist nach Ansicht des Präsidenten des Sächsischen Kultursenats, Bernhard Freiherr von Loeffelholz, vielleicht noch zu retten.
"Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir einen anderen Partner finden", sagte Loeffelholz in einem dpa-Gespräch. Er hatte den Vertrag zur Finanzierung der privaten Ballett-Truppe ausgearbeitet, an der sich Frankfurt und Dresden, Hessen und Sachsen beteiligen wollten.
Die neue Forsythe-Compagnie sollte abwechselnd in Frankfurt und im Festspielhaus Hellerau in Dresden auftreten. Er sei "sehr enttäuscht von dem äußerst merkwürdigen Verhalten Frankfurts", das in letzter Minute ausgestiegen war. "So kann man mit Künstlern nicht umgehen." Er wolle sich nun nach einem anderen Partner umsehen. Die Stadt Frankfurt wies die Vorwürfe entschieden zurück.
Die Vierergruppe habe sich mehrmals getroffen und über den Vertrag beraten, der am Dienstag hätte unterzeichnet werden sollen, sagte Loeffelholz. "Es lag seit Monaten ein Text vor, dem von keiner Seite widersprochen wurde." Frankfurt habe "alles andere als rechtzeitig" gehandelt.
Frankfurts Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff (SPD) erklärte dagegen am Donnerstag, die sächsische Seite sei "wiederholt und nachhaltig" auf die rechtlichen Bedenken hingewiesen worden. Loeffelholz sei vergangene Woche schriftlich mitgeteilt worden, dass der Vertrag nicht unterschriftsreif sei. "Wenn der Verhandlungsführer anschließend weiterhin an sachlich nicht begründetem Termindruck festhält, ist das einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen nicht zuträglich."
Frankfurt will im Sommer 2004 seine städtische Ballett-Sparte aus Geldmangel schließen. Wenn die Stadt danach, so ein Rechtsgutachten, eine private Compagnie mit denselben Tänzern mitfinanziere, könne dies als "Betriebsübergang" gewertet werden. Die Stadt hätte dann gerichtlich gezwungen werden können, das städtische Ballett wieder aufleben zu lassen.
Der Sächsische Kultursenat berät nach eigenen Angaben Land und Kommunen bei ihrer kulturellen Förderpolitik und äußert sich auch zu allgemeinen kulturpolitischen Fragen.
Quelle: orf
Bühnenverein fordert radikale Reform des Orchestertarifvertrages
Der Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins hat auf seiner Sitzung am 14. Oktober in Stuttgart eine radikale Reform des Tarifvertrages für die Musiker in Kulturorchestern (TVK) gefordert. In vielerlei Hinsicht ist der TVK nicht mehr zeitgemäß. Privilegien, die man den Musikern gegenüber anderen Theatermitarbeitern noch zu Zeiten öffentlichen Wohlstandes hat einräumen können, müssen abgebaut werden. Die angespannte
Orchestersituation beispielsweise in Rheinland-Pfalz oder bei den Landesorchestern in Nordrhein-Westfalen zeigt, wie wichtig Einschnitte in den TVK sind. Es ist aus Sicht des Bühnenvereins nicht akzeptabel, dass Musiker in ihren eigenen Orchestern zum Teil vier bis fünf Dienste anstelle der tariflich vorgesehenen acht Dienste pro Woche leisten, aber nicht verpflichtet werden können, in einem anderen Orchester kostenlos im Rahmen ihrer Diensteverpflichtung auszuhelfen.
Ebenso wenig beibehalten werden können Regelungen, die dazu führen, dass den Musikern bei längeren Vorstellungen mehr Arbeitszeit angerechnet wird als sie tatsächlich leisten. Auch Zusatzvergütungen wie etwa für die Aufnahme einer CD müssen dringend abgebaut werden. Vorbild für einen neuen TVK sollte der zum 01. Januar 2003 in Kraft getretene, vor allem für Schauspieler, Sänger und Tänzer geltende NV Bühne sein. Dieser macht unter anderem den befristeten Arbeitsvertrag aus künstlerischen Gründen zum Regelvertrag, während der Musiker grundsätzlich unbefristet beschäftigt wird.
Der Deutsche Bühnenverein fordert die Orchestergewerkschaft Deutsche Orchestervereinigung auf, ihre harte Haltung in Tariffragen aufzugeben. Aus Sicht des Bühnenvereins ist der Protest der Deutschen Orchestervereinigung gegen den Abbau von Orchesterarbeitsplätzen unglaubwürdig, solange man an den früher erstrittenen Privilegien für Orchestermusiker festhält.
Deutscher Bühnenverein
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Ludwigshafener Oberbürgermeisterin kritisiert Orchesterreform
Ludwigshafen (ddp-swe). Die Stadt Ludwigshafen befürchtet einen Verlust künstlerischer Qualität als Folge der geplanten Orchesterreform in Rheinland-Pfalz. Damit sei der Landesregierung «kein großer Wurf gelungen», kritisierte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) am Mittwoch. Die Reform werde «gerade im Hinblick auf die Qualität der Orchester erhebliche Einbußen mit sich bringen», unterstrich Lohse. Außerdem sei es fraglich, ob die gewünschten Einspareffekte tatsächlich erzielt werden könnten.
Kulturminister Jürgen Zöllner (SPD) hatte die Eckpunkte der neuen Reform am Dienstag in Mainz vorgestellt. Statt der ursprünglich geplanten Fusion der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen und des Philharmonischen Orchesters Mainz sieht das neue Modell den Erhalt beider Ensembles wie auch der Rheinischen Philharmonie Koblenz vor. Alle drei Orchester sollen unter eine Leitung gestellt werden und eng bei ihrer Arbeit kooperieren. Trotzdem müssen noch rund 50 Musikerstellen gestrichen werden, um die vorgegebene Einsparsumme von rund 1,9 Millionen Euro pro Jahr ab 2006 zu erreichen.
Voraussichtlich 17 der Musikerstellen sollen in Ludwigshafen wegfallen. Wie in diesem Fall die künstlerische Qualität der Staatsphilharmonie als Orchester der Kategorie A erhalten werden solle, sei ihr nicht klar, sagte Lohse. Zugleich forderte die Oberbürgermeisterin, dass ein möglicher Generalintendant für die drei Orchester in Ludwigshafen angesiedelt werden müsse. Die Staatsphilharmonie sei nicht nur das größte, sondern auch das angesehenste der drei Orchester, begründete sie ihre Forderung.
Auch nach 2006 EU-Förderung für die ostdeutschen Länder
Ein Treffen des EU-Kommissars für europäische Regionalpolitik, Michel Barnier, mit dem für die ostdeutschen Länder zuständigen Minister, Manfred Stolpe, brachte Klarheit. Ängste, die bevorstehende Osterweiterung der Europäischen Union könnte den Geldfluss für deutsche Regionen verebben lassen, sind unbegründet.
Es gebe Modelle, auch jenen Regionen zu helfen, die nach dem Beitritt der osteuropäischen Länder rein statistisch nicht mehr zu den ärmsten Regionen der EU gehörten, sagte der EU-Kommissar am 13. Oktober in Berlin. Stolpe verwies auf die besondere Situation der ostdeutschen Regionen und warb für ein "einheitliches Förderregime ab 2007." "Statistik ist nicht das Maß aller Dinge", sagte er.
Einschränkungen machte Barnier in der individuellen Förderhöhe. Noch sei nicht klar, in welcher Höhe sich der Regionalfonds ab 2007 gestalte. EU-weit sind es derzeit 18 Regionen, die einen Anspruch geltend machen.
Des weiteren will die EU den Förderkatalog erweitern. Neben den Infrastrukturmaßnahmen sollen Bildungs- und Forschungseinrichtungen bezuschusst werden. Die betroffenen Regionen "haben nicht nur das Recht auf Autobahnen, sondern auch auf andere Motoren der Entwicklung", sagte Barnier.
Der stetig wachsende EU-Wirtschaftsraum verlangte eine hohe Integration von osteuropäischen Ländern. Raumordnungsministerkonferenzen wurden einberufen, um gemeinsame, grenzüberschreitende Projekte von Städten und Regionen zu initiieren.
Die ärmsten Regionen werden finanziell von Brüssel unterstützt. Auch deutsche Grenzregionen profitieren aus dem Etat. Die anstehende Osterweiterung bringt noch ärmere Regionen mit in die EU-Partnerschaft. Damit waren Befürchtungen gewachsen, deutsche Regionen könnten nicht mehr empfangsberechtigt sein.
Quelle:
http://www.bundesregierung.de/-,413.540699/artikel/Auch-nach-2006-EU-Fo…