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Zöllner besteht nicht auf Orchesterreform +++ Weimarer Klassik-Stiftung vor finanziell unsicherer Zukunft


Zöllner besteht nicht auf Orchesterreform
Köln/Mainz (ddp-swe). Der rheinland-pfälzische Kulturminister Jürgen Zöllner (SPD) will die von ihm vorgeschlagene und umstrittene Orchesterreform im Land offenbar nicht um jeden Preis umsetzen. Es sei sein erklärtes Ziel, die Bedingungen des Mainzer Staatstheaters zu verbessern und die Interessen des Intendanten zu wahren, unterstrich Zöllner in einem Interview mit dem in Köln erscheinenden Theatermagazin «Die Deutsche Bühne» (Augustausgabe). «Sollte das nicht zu gewährleisten sein, dann werde ich dieses Modell nicht weiter verfolgen», zitiert das Blatt den Minister.
Zöllners Reformpläne, deren Herzstück die Fusion des Philharmonischen Orchesters im Mainzer Staatstheater mit der Ludwigshafener Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz war, hatten im Land und bundesweit für Unmut gesorgt. Das Mainzer Theater initiierte Unterschriftenlisten und mehrere Protestaktionen gegen die vorgesehene Zusammenlegung, durch die auch 40 Musikerstellen wegfallen sollen.
Zöllner bekräftigte nun in der Zeitschrift, dass es sich bei seinem Modell lediglich um einen Vorschlag handele. Es sei von Beginn an geplant gewesen, die Einzelheiten zusammen mit den Betroffenen festzulegen. Dafür sei jetzt bis zum Jahr 2005 Zeit. «Und ich bin offen für jeden besseren Vorschlag», unterstrich der Minister.
Auf seine Initiative hin war bereits Mitte Juli eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Ministeriums, der Städte Mainz und Koblenz sowie deren Theaterintendanten, der betroffenen Orchester sowie externen Experten eingerichtet worden. Die Gruppe soll Zöllners Pläne konkretisieren.

Weimarer Klassik-Stiftung vor finanziell unsicherer Zukunft
Weimar (ddp). Die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen (SWKK) steuert aus Sicht ihres Präsidenten Hellmut Seemann mittelfristig in eine finanziell unsichere Zukunft. «Wir leben im Augenblick angesichts festgeschriebener Zuwendungen bis 2006 zwar in relativ guten Verhältnissen, doch berücksichtigen diese weder die anstehenden Tarifsteigerungen noch die Inflation», sagte Seemann der Nachrichtenagentur ddp in Weimar. «Bereits im Jahr 2004 werden wir ganz klar sagen müssen, was die Stiftung künftig noch kann und worauf wir wegen der objektiv schwindenden Mittel verzichten müssen», betonte er.
Natürlich werde man versuchen, mehr Drittmittel auch von Privatpersonen einzuwerben. Damit könne man zwar einzelne Projekte finanzieren und das eine oder andere Stück ankaufen, nicht aber das Personal bezahlen. Als Sparmöglichkeit nennt Seemann deutlich verkürzte Öffnungszeiten der Museen und Einrichtungen. «Das würde eine erhebliche Kosteneinsparung bringen, ist aber nicht das richtige Signal», betonte der Stiftungspräsident. Doch werde die Stiftung noch bis 2006 an diesen Punkt kommen. Die Zahl der Mitarbeiter sei bereits so weit gesunken, dass es in bestimmten Bereichen schmerze, etwa beim Goethe- und Schiller-Archiv und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
Sorgen bereitet Seemann auch fehlendes Geld für Investitionen. «Für die dringendsten Sanierungen benötigen wir rund zwölf Millionen Euro», sagte er. Derzeit werde die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Ende gebaut, «doch was danach kommt, wissen wir nicht». An größere Projekte wie ein Bauhaus-Museum oder die grundlegende Sanierung von Schloss Ettersburg sei derzeit nicht zu denken. es sei denn, man finde engagierte Privatleute oder Stiftungen, wie etwa für das Wieland-Gut Oßmannstedt oder für das Pogwisch-Haus im Ilmpark.